Gründungsmitglied Andy Scott hält die Kult-Band am Leben
Vielleicht aber sind es nicht nur die zeitlosen Songs, mit denen The Sweet heute noch begeistert, sondern auch die außergewöhnliche Location. Kirchen sind schließlich bekannt für ihre großartige Akustik – und wenn dann auch noch eine solche Band in diesen Gemäuern spielt, kann man sich das schließlich kaum entgehen lassen. Das Publikum teilweise wahrscheinlich genauso alt, wie das Gründungsmitglied Andy Scott. Gestanden und getanzt wird bei “The Sweet” aber trotzdem und zwar von der ersten Minute an. Da stört es auch wenig, dass die Band erst einmal die kleineren Songs spielt, ehe die großen Hits bis zum Schluss auf sich warten lassen.
Vor der Bühne ließ sich unterdessen ein Phänomen beobachten, das doch eher ungewöhnlich ist: Eine Traube älterer Herren versammelte sich mit ihren Smartphones filmend und fotografierend direkt links vor dem Gitarristen. Nicht etwa, wie bei anderen Konzerten über die gesamte Breite der Bühne oder direkt vor dem Sänger. Es scheint, als hätte Andy Scott eine magische Anziehungskraft auf seine Fans. Als wollten die langjährigen Fans ihm noch einmal ganz nah sein, denn “The Last Round” soll auch die Abschiedstour der Band sein. Das letzte Konzert in Bochum also, denn Andy Scott kämpft schon seit einer ganzen Weile mit gesundheitlichen Problemen. Eine zurückliegende Krebserkrankung macht ihm zu schaffen, täglich schluckt er nach eigener Aussage dicke Pillen. Auf der Bühne sieht man ihm das nicht an. Der 74-jährige steht seinen Mann, als wäre er 30 Jahre jünger.
Paul Manzi verhilft der Band mit seiner grandiosen Stimme zu einem würdigen Abschied
Vielleicht ist das aber auch der Grund, wieso das Konzert von “The Sweet” mit rund 90 Minuten doch ein bisschen kurz ausgefallen ist. Andy Scott braucht eben inzwischen ein bisschen länger, um sich zu erholen. Das sei ihm gegönnt. Und die Fans waren schlussendlich ja trotzdem glücklich: Bei einer kleinen Zugabe bekamen sie nämlich doch noch ihre Lieblingssongs “Ballroom Blitz” und “Fox on the Run”. In einem perfekten Sound versteht sich, für den auch Sänger Paul Manzi mit seiner herausragenden Stimme sorgt, die dem Original doch bemerkenswert nahe kommt. Ein würdiger Abschied einer Kult-Band.