Den Anfang machten dabei die Newcomer von GULVØSS, die an diesem Abend zum ersten Mal im Ruhrpott auftraten und bei Kennern schon eine ganze Weile als nächster großer Hit gehandelt werden. Im Kulttempel ließen sie es sich nicht nehmen, die Grenzen des Genres auch ein bisschen auszuhebeln: Statt Synthesizer stand die Band plötzlich mit Gitarren auf der Bühne. So richtig in eine Schublade möchten die aufsteigenden Neulinge offenbar nicht passen. Der Sound lässt sich immerhin schwer einordnen – irgendwo zwischen Pop, Rock und Dark Wave. Im Ohr bleibt er aber recht schnell und so manche Ohren lauschten schnell auf, als sich der einzigartige Sound auf der Bühne präsentierte. Mancher Besucher fand die Band gar so gut, dass er schon Zweifel hegte, ob denn die nachfolgenden Acts dies überhaupt noch steigern könnten.
Beborn Beton
Gleich danach präsentierten schließlich Beyond Border ihr Können und während das Scheinwerferlicht noch immer im gleißenden Rot herabstrahlte, konnte das Publikum hier gleich ein wenig mehr das Tanzbein schwingen. Deutlich schneller, elektronischer und fetziger kamen Songs wie ihre Single “Struggling” daher, heizten den Synthpop-Fan auf einmal ganz schön ein. Frontmann Iggy weiß jedenfalls, wie er für Stimmung in dem relativ kleinen Club sorgt und meisterte es perfekt, das Publikum auf “Betriebstemperatur” zu bringen.
Mit den gleichen Initialen BB, aber mit einer Bandgeschichte seit dem Jahre 1989 eigentlich schon längst alte Hasen, betraten kurz darauf Beborn Beton die Bühne des Kulttempels in Oberhausen. Für Fans des Genres gelten die Lokalmatadoren aus dem Ruhrpott schon seit Jahren als Geheimtipp, tatsächlich hält sich ihre Bekanntheit zu Unrecht bisher in Grenzen: Wenn Sänger Stefan Netschio vor das Mikrofon tritt, muss er sich vor richtigen Genregrößen wie Depeche Mode oder Gary Numan sicherlich nicht verstecken. Der harmonisch-sanfte Gesang gehört mit zum Besten, was das Synthpop-Genre zu bieten hat und mit der Keyed Guitar hat die Band auch noch einige interessante Instrumente zu bieten. Spannend dabei: Beborn Beton spielen auf der Bühne ausschließlich digitale Instrumente, ohne dass diese klangtechnisch dem klassischen Analogen unterlegen wären. So selbst das elektronische Schlagzeug, das sich im Hintergrund auf der Bühne vorfindet. Stellt sich da auch noch heraus, dass die Live-Versionen ihrer Hits vom neuesten Album “Darkness Falls Again” auf der Bühne exakt genauso klingen wie die Studioaufnahmen, sind die Fans vollends begeistert.
Marcus Meyn von “Camouflage” mit seiner aktuellen Band M.I.N.E.
Beborn Beton lieferten so hervorragend ab, dass sie als “Vorband” wohl in jedem Fall als gleichwertig zum Headliner M.I.N.E. bezeichnet werden können. Bei letzterem hatte so mancher Besucher ohnehin gar nicht so recht auf dem Schirm, welch altbekannte Legende hier die Bühne betreten sollte. Klingt das aktuelle Projekt “M.I.N.E.” vielleicht noch etwas unbekannt, entpuppt sich Sänger Marcus Meyn als Koryphäe und Legende des Synthpop. Tatsächlich handelte es sich immerhin um den Frontmann der 1980er Band “Camouflage”, deren größter Hit “The Great Commandment” wohl jedem langjährigen Dark Wave- und Synthpop-Fan ein Begriff sein dürfte. Am Ende durfte eben dieser Song dann bei der Zugabe und dem Abschluss dieses Konzertabends auf keinen Fall fehlen. Und die Fans konnten noch immer jedes einzelne Wort des Hits mitsingen.