Nachdem sie im vergangenen Jahr noch ihre gesamte Tour wegen der Corona-Pandemie abgesagt hatten und ihre Auftritte mehrfach verschoben, konnten sich Fans davon nun am 28. Oktober 2022 im kleinen “Weltmusikzimmer”, einer Konzerthalle etwas versteckt im Düsseldorfer Stadtteil Lierenfeld überzeugen. Ein Heimspiel für die Band also – und damit eigentlich schon ein Pflichtbesuch für einen echten Düsseldorfer. Der Anblick dabei natürlich so gewohnt, wie bereits einige Jahre zuvor bei ihrem letzten Heimspiel im Zakk: Der überwiegende Teil des Publikums in schwarz gekleidet, teils mit recht kreativen Gothic-Accessoires. Seit 1980, ungefähr solange wie es auch die in einem ähnlichen Genre angesiedelte Bandgröße “Depeche Mode” gibt, sind “Die Krupps” schließlich ein fester Bestandteil der Gothic-Szene.
Nach dem Support Tension Control, die das Publikum bereits mit ordentlichem EBM einheizte, bewiesen Die Krupps einmal mehr, dass sie keine Band sind, deren Sound aus dem Computer kommt: Schlagzeug, Gitarre, Keyboard, Gesang – alles dabei, wenn die Band auf die Bühne tritt. Und eine kleine Besonderheit: In der Mitte der Bühne konnten die Fans das sogenannte “Stahlofon” bestaunen. Ein Instrument bestehend aus Stahlrohren verschiedener Größe, auf die Frontmann Jürgen Engler mit einer Eisenstange rhythmisch einschlägt. Das ergibt eingebunden in die Songs der Bands nicht nur einen außergewöhnlichen und einzigartigen Klang, denn es gibt wohl kaum eine andere Band, die ein solches Instrument jemals verwendet hat – vor allem sollte man aber wohl nicht ohne Ohrschutz in der ersten Reihe stehen, wenn die extrem lauten, hohen metallischen Klänge ertönen. Genau das aber macht die “Stahlwerksinfonie”, die Jürgen Engler und seine Bandkollegen hier sprichwörtlich vom Besten gehen, aber natürlich aus. Und genau dafür kamen hunderte Fans in das Weltkunstzimmer.
Das Konzert ist dabei wie üblich vor allem eine Art Best of der vergangenen 40 Jahre der Band. Die beliebtesten Songs verschiedener Zeitepochen durften dabei natürlich nicht fehlen – textlich immer wieder auf die Arbeiterkultur des Ruhrpotts bezogen. Der zeitlose Klassiker “Wahre Arbeit, wahrer Lohn” aus dem Jahre 1981, bei dem das Stahlofon gemeinsam mit einer Trillerpfeife besonders intensiv zum Einsatz kommt, könnte kaum besser ausdrücken, wofür die Band seit 1980 steht – und wird noch heute vom Publikum mitgefeiert. Etwas neuere Songs sind da schon ein wenig tiefgründiger: “Nazis auf Speed” sorgt nicht nur für ein ordentliches Tempo, sondern spielt auf die Verwendung von Drogen in der Wehrmacht an. Auch hier wieder das typische Arbeiterthema: Malochen bis zum Umfallen, funktionieren wie ein Roboter. Perfekt eingefügt in Songs wie “Robo Sapien” oder “Schmutzfabrik”, die ebenso auf unerbittliche Arbeit und körperliche Optimierungen anspielen. Eine Band mit musikalischem Konzept also, die bei ihren Live-Auftritten nicht nur Spaß machen will, sondern auch zum Nachdenken anregt.