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  • Game-Review: Red Orchestra 2 – Heroes of Stalingrad

    Red Orchestra 2 Cover

    1942: Der zweite Weltkrieg ist in vollem Gange und die deutsche Wehrmacht steht kurz davor, ins sowjetische Stalingrad einzumarschieren. Die gesamte Umgebung ist längst in Schutt und Asche verwandelt worden und für die Zivilbevölkerung gilt es als unmöglich, dort noch zu überleben. Mitten im Schlachtfeld sehen sich die Alliierten gezwungen, ihr Land gegen die Nationalsozialisten zu verteidigen – und führen einen erbitterten Kampf um Leben und Tod.

    Kritik:
    Als umstritten gelten oft jene Ego-Shooter, in denen der Nationalsozialismus besonders stark thematisiert wird und in denen verfassungsfeindliche Symbole zu erkenne sind. Ausgerechnet „Red Orchestra 2: Heroes of Stalingrad“ widmet sich nun ausschließlich diesem Thema und lässt die Sowjets gegen die Deutschen antreten. In und um die Ruinen von Stalingrad dürfen die Spieler also mit bis zu unglaublichen 64 Spielern gleichzeitig in die Schlacht ziehen. Dabei gilt das Spiel als eine der wohl größten Herausforderungen unter den Multiplayer-Shootern. Doch erst einmal geht’s ins Training.

    Feldzug für die Wehrmacht
    Damit der Spieler einen recht guten Einstieg in das Online-Erlebnis bekommt, bietet sich zunächst die Möglichkeit, eine Kampagne mit insgesamt 24 Missionen durchzuspielen, von denen jeweils die Hälfte auf Seiten der deutschen Wehrmacht, als auch auf Seiten der Alliierten spielen. Da schlüpfen wir also zunächst in die Rolle der Sowjets, um anschließend als Nazi gegen die Russen anzutreten. Die Gegner werden hierbei zunächst durch Bots übernommen, dessen KI zumindest bei weitem nicht so intelligent ist, wie später die realen Spieler. Als Lernphase taugt dies aber allemal, da „Red Orchestra 2“ wohl zu den realistischen Spielen seines Genres zählt. Hier gibt es tatsächlich einen Kampf um Leben und Tod – und das bekommt auch der Spieler jederzeit zu spüren. Aus Sicher der Story ist diese Kampagne allerdings kaum erwähnenswert, da sie uns nicht gerade fesselt, sondern lediglich als „Tutorial mit Handlung“ zu betrachten ist. Dennoch werden unerfahrene Spieler auch hier unter Umständen schnell Probleme haben, denn ein Fadenkreuz suchen wir hier vergebens.

    Red Orchestra 2 Screenshot

    Der unsichtbare Feind
    Das Spiel setzt dabei insbesondere aus Gefechte, die so realitätsnah sind, wir nur möglich. Einfach querfeldein in die Schlacht zu rennen, führt hier definitiv nicht zum Erfolg, denn dann werden wir zwangsläufig nur wenige Minuten überleben. Dementsprechend gibt es auch kein Dauergeballer mit riesigen Explosionen und atemberaubenden Kämpfen, sondern eher ein Szenario, das taktisches Geschick erfordert. Da heißt es: Deckung nutzen, Sprinten, nächste Deckung nutzen – und zwischendurch möglichst unbemerkt den Gegner niederschießen. Als besonders schwer stellt sich dabei die Gegnererkennung heraus, denn aus der Entfernung haben wir keinerlei Nicknames, oder andere Markierungen über deren Körper – nicht einmal bei den eigenen Teamkameraden. Friendly Fire steht dabei also auf der Tagesordnung, wenn wir nicht ganz genau darauf achten, wen wir vor uns haben. Leider ist das allerdings auch durch die Uniformen nicht erkennen, denn Militäruniformen sind selten leicht voneinander zu unterscheiden. Erst aus der Nähe erkennen wir unsere eigenen Teamkameraden durch Einblendung ihrer Nicknames, doch nur selten haben wir die Möglichkeit, überhaupt aus kurzer Distanz auf den Gegner zu schießen. Das sorgt für einen enorm hohen Schwierigkeitsgrad und grenzt „Red Orchestra 2“ stark von den üblichen Casual Games ab. Hardcore-Gamer wird’s freuen.

    Kampf um Leben und Tod
    Das soll allerdings bei weitem nicht alles sein, was für einen extrem hohen Realismusgrad sorgt, denn auch bei allen anderen Aspekten hat Tripwire genau darauf geachtet, die Realität genauestens wieder zu geben. Das erkennen wir auch daran, dass wir hier eben nicht, wie in den meisten Ego-Shootern üblich, mit einem Fadenkreuz in der Mitte unseres Bildschirms schießen, sondern lediglich über „Kimme und Korn“ auf den Gegner zielen können. Das heißt, die Waffe in unserer Hand müssen wir erst einmal vor unserem Auge platzieren, ehe wir überhaupt zielen, geschweige denn schießen können. Bis dahin kann es aber unter Umständen schon zu spät sein, wenn der andere, vielleicht erfahrenere Spieler etwas schneller am Abzug ist. Eines macht diese Situation nämlich ebenso besonders schwierig: In „Red Orchestra 2“ tötet bereits ein einzelner Schuss. Da brauchen wir auch keine Kopfschüsse um den Gegner zu erledigen, sondern können ihn bereits mit einem Schuss in ein anderes Körperteil niederstrecken. Hat man einen Schuss doch einmal überlebt, muss man schleunigst dafür sorgen, die Blutung zu stoppen – sonst dauert es nicht mehr lange, bis auch wir das Zeitliche segnen. Während wir das tun, können wir allerdings auch nicht schießen und laufen erneut Gefahr, einen weiteren Schuss abzubekommen. Ganz so, wie im echten Krieg eben.

    Red Orchestra 2 Screenshot

    Kein Spiel für Rambos
    Der Multiplayer-Shooter wird damit wohl zu einem der schwierigsten und heftigsten Spiele unserer Zeit. Da sind wir schon beinahe froh darüber, dass wir in der Statistik nicht unsere Tode sehen können, sondern lediglich die eigenen Punkte aufgelistet bekommen. Der Tod kommt hier schließlich im Minutentakt. Das klingt zwar frustrierend, doch da das auch für alle anderen Spieler zutrifft, stellt sich das in der Praxis als gar nicht so schlimm heraus. Wer hier allerdings einiges erreichen will, darf auf keinen Fall im Stile eines „Call of Duty“ an die Front rennen, sondern muss wirklich sehr geschickt, möglichst sogar mit Teamplay, vorgehen. Das Zusammenarbeiten mit den anderen Teammitgliedern kann nämlich sehr schnell Vorteile verschaffen und wird auch in der Punkteverteilung belohnt.

    Eroberung von Stalingrad
    Dabei können wir uns gleich an mehreren Spielmodi erfreuen, von denen zwei wohl die Oberhand ergattern konnten. Da wäre einmal der klassische „Feuergefecht“-Modus, bei dem das Ziel lediglich daraus besteht, so viele Gegner wie möglich zu töten. Hier können wir auch jederzeit wiederbelebt werden und uns erneut in die Schlacht wagen. Beim „Countdown“-Modus sieht das jedoch wieder etwas anders aus, denn nun muss nämlich eine Fraktion sein Territorium verteidigen, während die andere angreift. Dabei hat jeder in jeder Runde nur ein Leben und muss in begrenzter Zeit möglichst sein Ziel erreichen. Ist dies gelungen, oder auch nicht, werden die Seiten gewechselt. Anders beim „Territorium“-Modus, denn hier müssen wir in einem Feldzug ein Gebiet nach dem anderen einnehmen und dabei möglichst weit vorrücken und unseren Gegner zurückdrängen. Interessant ist dabei, dass „Red Orchestra 2“ tatsächlich das Teamplay fördert, denn wer die Befehle des Kommandanten möglichst in einer Gruppe ausführt, wird mit Punkten belohnt. Je näher wir uns also am jeweiligen Einsatzort befinden, während wir einen Gegner erledigen, desto mehr Team-Punkte gibt es. Zudem ist in diesem Spiel ausschließlich ein Gruppen-Respawn möglich, sodass Spieler grundsätzlich in eine Warteliste eingereiht werden, um mit anderen Spielern gleichzeitig am selben Ort wiederbelebt zu werden. So muss niemand allein wieder zur Gruppe zurückkehren und der Einsatz im Team wird erleichtert. Klasse.

    Red Orchestra 2 Screenshot

    Mit Panzern durchs Riesenschlachtfeld
    Interessant ist dabei auch, dass die Teamplay-Förderung sogar bei der Steuerung von fahrbaren Objekten fortgesetzt wird. So können wir im Spiel auch einen Panzer über die Landkarte steuern – aber nur mit anderen Spielern zusammen. Dabei übernimmt ein Spieler die Rolle des Fahrers, während die anderen dafür sorgen, dass die Kanone auch abgefeuert werden kann. Beides allein durch denselben Spieler ist dabei nicht möglich, sodass wir gezwungen sind, uns mit den anderen Spielern auseinanderzusetzen. Ebenso können wir das Teamplay auch durch den Einsatz von Granaten ausnutzen, denn es mag ungemeine Vorteile haben, wenn der Kollege die Rauchgranate direkt vor den Gegner wirft, damit wir freies Schussfeld auf unser Ziel haben. Eines steht also fest: Mit Zusammenarbeit erreichen wir in diesem Spiel mehr. Damit das alles allerdings auch hervorragend funktioniert, liefert uns „Red Orchestra 2“ die passenden, sehr weitläufigen Karten. Jede davon ist recht groß ausgefallen, sodass vor allem der Territoriums-Modus entsprechend gute Einsatzgebiete bekommt, als auch der Spieler die Möglichkeit hat, Deckungen geschickt auszunutzen. Die sind schließlich unabdingbar, sodass wir uns regelmäßig auf dem Boden robben müssen. Aber auch die Ruinen der Gebäude können als Position für einen Scharfschützen verwendet werden. Apropos Scharfschützen: Hier braucht niemand Angst haben, dass wir auf eine ganze Horde von Scharfschützen stoßen, denn die Anzahl der jeweiligen Klasse ist begrenzt. So können wir nur einen einzigen Scharfschützen und auch nur einen Panzer aufs Schlachtfeld schicken, während die meisten anderen eben die Gewehrtruppen übernehmen und als Kanonenfutter an die Front müssen. Damit hat das Spiel jedoch auch ein herausragendes Balancing geschaffen.

    Red Orchestra 2 Screenshot

    Krieg ist dreckig
    Auch optisch erinnert uns bei diesem Spiel tatsächlich alles an ein reales Schlachtfeld. Die Farbe Grau mag dabei wenig überraschend stark dominieren und die zerstörten Ruinen können ganz schön viel Eindruck hinterlassen. Klar sollte dabei allerdings auch sein, dass „Red Orchestra 2“ grafisch eben nicht auf dem Niveau eines „Call of Duty“ oder „Battlefield 3“ spielt. Insgesamt wirken viele Objekte da einfach zu klobig und altbacken und auch Partikeleffekte überzeugen nur mäßig. Angesichts dieser nicht gerade Glanzleistungen, welche die Grafik hier vollbringt, ist es dann umso trauriger, dass das Spiel bei einer hohen Anzahl von Spielern teilweise unter starken Lags zu leiden hat. Dennoch hat die Grafik auch ihre Stärken, die besonders bei den Raucheffekten und den scharfen Texturen durchaus zur Geltung kommen. Die „Heroes of Stalingrad“ sind also nicht gerade hässlich, entsprechen aber auch nicht den aktuellen Grafikreferenzen. Darauf soll es in diesem Spiel allerdings definitiv nicht ankommen, denn Fans von hochrealistischen Multiplayer-Shootern wissen genau, was sie hier stattdessen erwarten.

    Red Orchestra 2 Screenshot

    Community hilft beim Aufstieg
    Natürlich ist es angesichts dieses hohen Schwierigkeitsgrads nicht gerade einfach für Anfänger, hier mit erfahrenen Spielern mitzuhalten. Deshalb empfiehlt es sich gerade für Neueinsteiger, die bisher keines der „Red Orchestra“-Spiele gespielt haben, sich zunächst auf einen Server mit geringer Spieleranzahl zu wagen. Dort müssen wir nicht gleich ins Massengefecht einsteigen, sondern können erst einmal in Ruhe die Deckungen und Karten auskundschaften, um dann unsere ersten Erfolge aus einer Deckung heraus zu erzielen. Bei nur wenigen Spielern ist die Chance eben doch weitaus höher, nicht direkt erschossen zu werden. Die Gefahr, das Spiel frustrierend beiseite legen zu wollen, wird damit zumindest stark reduziert. Haben wir dort dann entsprechende Erfahrung gesammelt, kann man sich auf der Herausforderung einer großen Schlacht stellen, denn sobald wir einmal den Dreh zu überleben und zu siegen raus haben, ist das Spiel hochmotivierend und mitreißend. Da könnte man sich am liebsten den ganzen Tag zwischen den Apartments von Stalingrad herumtreiben, stets auf der Lauer nach dem nächsten Gegner.

    Fazit:
    Nichts für Gelegenheitsspieler: „Red Orchestra 2“ überzeugt mit einem extrem hohen Grad an Realismus und frustriert mit einem besonders schwierigen Einstieg. Doch haben wir diesen erst einmal gemeistert, bietet der herausfordernde Taktik-Shooter langen Spielspaß und hohe Motivation für erfahrene Spieler.