So richtig ernst darf man “Suchtpotenzial” allerdings nicht nehmen, denn das tun die 41-jährige Ariane und die 35-jährige Julia selbst nicht. Während ihrer Bühnenshow ging es schon ziemlich albern daher, das sahen die beiden Frauen schließlich genauso. Manchmal ein bisschen pöbelnd wird da selbst der verrückteste Aufreger überaus witzig verpackt und sich gegenseitig der Ball zuspielt. Stand Up-Comedy mit einer Einzelperson kennen wir ja zu genüge. Faszinierend aber ist es zu sehen, wie die beiden Frauen sich gegenseitig als perfekt eingespieltes Team den Ball zuspielen und ihre Comedy sogar noch im Duett mit Musik und Gesang untermauern. Und das beherrschen die beiden in Perfektion: Verblüfft stellte das Publikum an diesem Abend fest, welch eindrucksvolle Gesangsstimmen das Duo mitbringt und wie viele verschiedene Tonlagen sie dabei beherrschen.
Thematisch machen sich Ariane und Julia über vieles lustig. Auch über typische Klischees verschiedener deutscher Regionen. Ein musikalisches Highlight waren sicherlich die zahlreichen Gags über Regionen wie Berlin, Hamburg oder das Schwabenländle – natürlich im entsprechenden Dialekt aus der jeweiligen Region gesungen und das überraschend authentisch. Zu lauschen, wie Julia Gámez Martin wirklich jeden deutschen (und österreichischen, sowie schweizerdeutschen) Dialekt perfekt nachahmen kann – da blieben die Lacher des Publikums nicht aus. Und wenn sie sich dann zum Ende der Show auch noch über den Gender PayGap auslassen, reißen sie mit ihrer Stimme regelrecht die Hütte ab: “Wir sind genauso scheiße wie ihr” heißt es in dem mitreißenden Song, in dem sie die Ungleichbehandlung durch den Gender PayGap damit kritisieren, dass Frauen sich ja schließlich genauso asozial verhalten, wie Männer. Mit einer solch humorvollen Ironie und solch eindrucksvollem weiblichen Draufgängertum würde vermutlich auch der echte Feminismus weitaus mehr erreichen. Das ist feministische Comedy mit der Abrissbirne – und die macht beiden Geschlechtern verdammt viel Spaß.