Kritik:
Nach der recht umfangreichen Hauptreihe „Sniper Ghost Warrior“ soll der zweite Teil von „Contract“ – wie der Name schon sagt – für recht schnelle Abwechslung sorgen. Als Sölder und Scharfschütze im Alleingang ist es unsere Aufgabe, wichtige und hervorragend bezahlte Aufträge zu erfüllen. Der Ego-Shooter kommt dabei ziemlich schnell zur Sache: Eine kleine Einsatzbesprechung mit bis zu fünf verschiedenen spannenden Zielen und schon geht es in die jeweilige Region und auf ins Gefecht. Fans hat die Spielereihe dabei vor allem durch seine inzwischen hohe spielerische Freiheit gewonnen: In jeder einzelnen Region werden wir in eine offene Welt versetzt, in der wir die verschiedenen Missionsziele in beliebiger Reihenfolge erledigen können. Ob wir zuerst den gefährlichen Kriegstreiber ermorden und anschließend wichtige Informationen bergen, oder das andersherum machen – diese Entscheidung liegt gänzlich bei uns. Wie schon zuvor „Sniper Ghost Warrior 3“ nimmt uns auch „Contracts 2“ nicht an die Hand, sondern lässt den Spieler selbst entscheiden, aus welcher Position heraus er seine Ziele angreift und wie er strategisch vorgehen möchte. So bleibt der Shooter in jedem Fall spannend.
Vom Wald in die Wüste
Dabei bieten die unterschiedlichen Regionen und Maps auch gänzlich verschiedene Herausforderungen. Mal geht es in die trockene Wüste, mal in ein tiefes Waldgebiet und wieder ein anderes Mal dürfen wir auf einem Güterbahnhof oder in den hohen Bergen unser Unwesen treiben. Je nach Terrain lässt sich etwa das hohe Gras zum Anschleichen verwenden oder die Berge als wichtige Deckung – und manchmal bleibt nichts von beidem übrig und die Herausforderung ist deshalb umso höher. Optisch sorgt das jedenfalls dafür, dass dem Spieler auch nach einigen Stunden noch nicht langweilig wird, zumal auch das Missionsdesign selbst abwechslungsreich gestaltet ist: In den „klassischen Aufträgen“ sind wir öfter mit dem Nahkampf konfrontiert und müssen mitunter in uneinsichtiges Gelände, wie etwa große Gebäude oder verwinkelte Bunker. Bei den „Weitschussaufträgen“ hingegen kann es sich lohnen, ein möglichst reichweitenstarkes Scharfschützengewehr einzupacken, um aus Entfernungen von über 1000 Metern seine Ziele möglichst sicher treffen zu können. Während ersteres zu den umfangreichsten Missionen gehört, die auch eine ordentliche Spielzeit bieten, entfaltet „Sniper Ghost Warrior Contract 2“ vor allem bei den Weitschussaufträgen seine große Stärker als Scharfschützen-Shooter. Und: Dieses Mal sind Soldaten auch wirklich aus einer enormen Entfernung bereits erkennbar.
Regime Change und Atomwaffen
Die bis zu fünf verschiedenen Missionen in jeder Region sorgen außerdem für Spannung, da sie inhaltlich durchaus zumindest grob zusammenhängen: Beim Kampf gegen ein verbrecherisches Regime in Kuamar müssen wir etwa einen Regime Change durchführen und das Staatsoberhaupt loswerden, um ihn anschließend durch einen unserer Heimat freundlicher gesinnten Präsidenten austauschen zu können. In anderen Momenten wiederum kümmern wir uns um Viren aus einem Biolabor oder machen Atomwaffen und Raketen unschädlich, die eine Gefahr für die friedliche westliche Welt darstellen können. „Sniper Ghost Warrior Contract 2“ ist damit ein stückweit an die Realität angelehnt, auch wenn die Region von Kuamar rein fiktiv ist. Dass es auch wenig Sinn macht, in einem einzigen Land sowohl Berge wie in den Rocky Mountains, als auch Wüste und tiefen Wald zu sehen, kann man an dieser Stelle sicherlich vernachlässigen – immerhin sieht das ganz schön hübsch aus.
Die Wahl der richtigen Waffe
Beim Start einer jeden Region haben wir zudem die Möglichkeit, uns möglichst optimal vorzubereiten: Für jeden erledigten Auftrag gibt es schließlich Geld und auch Entwicklungspunkte, die wir für unseren Skillbaum ausgeben können. In vier Kategorien können wir etwa unsere Schadensresistenz verbessern, neue Gadget-Plätze freischalten oder besondere Fähigkeiten entwickeln, mit denen wir unsere Gegner als Sniper noch besser aufspüren können. Mit gleich drei Waffen ausgestattet, ist Raven außerdem für jede Situation gerüstet: Am wichtigsten ist dabei natürlich das Scharfschützengewehr, welches wir je nach Situation – ob kurze oder lange Reichweite – entsprechend anpassen sollten. Für Weitschussaufträge braucht es ein schweres, aber recht lautes Gewehr. Für kurze Distanzen eignet sich hingegen ein kleineres, mit Schalldämpfer ausgestattetes Scharfschützengewehr mit geringerer Reichweite. Das Problem dabei allerdings: Im Prinzip gibt uns „Sniper Ghost Warrior Contracts 2“ nur wenig Anreiz, mehr als zwei der Scharfschützengewehre freizuschalten – für den Rest ergibt sich im Laufe des Spiels kaum Bedarf, außer wir experimentieren viel herum. Das gilt dann auch für die Maschinenpistole und die kleine Handfeuerwaffe. Immerhin: Mit EMP-, panzerbrechender und leichter Munition haben wir zumindest hier etwas Abwechslung.
Spannende Hilfsmittel
So setzt sich das dann schließlich auch bei den Gadgets fort: Drohnen, Lockmittel und Granaten werden schnell unsere wichtigsten Verbündeten. Nur wenig Anreize bleiben jedoch, um auch diverse andere kleine Hilfsmittel auszurüsten. Da fehlt es in „Sniper Ghost Warrior Contracts 2“ schließlich an Situationen, die bestimmte Gadgets zwingend voraussetzen. Vielleicht wäre es an dieser Stelle vorteilhaft gewesen, hätte das Spiel seine Spieler ein bisschen stärker an verschiedene Einsatzmittel herangeführt, um sie ihnen letztendlich schmackhaft zu machen. Genau das möchte der Shooter allerdings wohl ganz bewusst nicht: Zu jedem Zeitpunkt soll der Spieler die freie Wahl seiner Vorgehensweise haben und wird absichtlich nicht an die Hand genommen. So manchem Fan mag wohl genau das am besten gefallen – schließlich unterscheidet sich „Sniper Ghost Warrior“ dadurch auch signifikant von seiner direkten Konkurrenz „Sniper Elite“.
Technik mit Optimierung
Schade bleibt an der Stelle jedoch, dass es in der Spielbasis kaum Neuigkeiten gibt: Technisch und grafisch wirkt „Sniper Ghost Warrior Contract 2“ völlig identisch zu seinem Vorgänger. Das ergibt dann zwar keine Referenzgrafik, die es mit den modernsten Spielen aufnehmen könnte, sieht aber nach wie vor recht hübsch aus und erfüllt seinen Zweck wunderbar. Vor allem im melancholisch wirkenden Mondlicht der Waldlanschaft kann der Ego-Shooter genauso atmosphärische Momente erschaffen, wie etwa in den malerischen Tempelregion der neuesten Bonusmissionen, die erst nach dem Release kostenlos ergänzt wurden. Einen Vorteil hat die kaum veränderte Grafik allerdings auch: Technisch ist das Spiel hervorragend optimiert und läuft mitunter noch ein bisschen flotter, als der vorherige Teil. Auf Bugs oder Grafikfehler sind wir in „Sniper Ghost Warrior Contracts 2“ nämlich praktisch gar nicht gestoßen – was dem Spielspaß natürlich außerordentlich zuträglich ist.
Fazit:
Der beliebte Scharfschützen-Shooter geht in die nächste Runde und sorgt wieder für zahlreiche spannende Missionen in abwechslungsreichen Regionen. Dieses Mal sorgt vor allem die grob zusammenhängende Story über Regime Changes und Atomwaffenzerstörung für eine gute Portion Spannung. Und auch das technische Gerüst, das größtenteils seinem Vorgänger entspricht, sorgt für eine großartige technische Optimierung.