Dass Saint City Orchestra, die vorab etwa 45 Minuten als Support spielten, mit ihrem Folk-Punk hervorragend zum Konzept der Tour passten, wurde da auch recht schnell klar. Das Tempo zwar nicht so hoch, wie beim Main-Act Fiddler’s Green, konnte sich der Folk-Anteil mit seinen melodischen mitsingbaren Gesängen ziemlich gut einfügen. Und selbst bei jenen Fans, die den Support zuvor noch nicht kannten, war die Stimmung sichtbar ausgelassen: Saint City Orchestra ließ es sich schließlich auch nicht nehmen, einfach mal von der Bühne zu rennen und mitten in der Halle einen Circle Pit zu veranstalten, bei dem die Fans sich in einem großen Kreis drehten und sich dabei doch ziemlich nahe kamen. Für eine hervorragende Atmosphäre wurde damit aber schnell gesorgt und Fiddler’s Green konnte sich jegliche Vorarbeit zum Einheizen des Publikums dann beinahe sparen.
Kam dann erst einmal die Erlanger Speedfolk-Band rund um Ralf Albers auf die Bühne, ließ die Stimmung aber keinesfalls nach. Mit einem Mix aus den bekanntesten und beliebtesten Hits, sowie vereinzelten etwas seltener gespielten Songs der Bandgeschichte konnten die Fans im Carlswerk Victoria kaum die Füße still halten. Wenig verwunderlich also, dass nach einem Circle Pit bei Saint City Orchestra, dann auch noch eine Wall of Death folgen sollte, bei der sich die Feiernden gegenseitig tanzend anrempelten. Das durfte dann auch mal etwas leichter bekleidet gemacht werden: Denn als Frontmann Ralf Albers kurzerhand die Fans aufforderte, doch ihre Shirts auszuziehen, kamen dem so einige nach und auch das weibliche Publikum wedelte im BH tanzend das nass geschwitzte T-Shirt durch die Luft. Zumindest bis es dann mit “Raise your arms” später ein wenig romantischer wurde und sowohl Feuerzeuge, als auch Handy-Taschenlampen auspackt wurden, um mit den Armen in die Höhe gestreckt, ein wenig durch die Halle zu schunkeln.
Eines der Highlights, das sich in den vergangenen Jahren auf allen Konzerten von Fiddler’s Green etabliert hat, durfte aber an diesem Abend natürlich auch nicht fehlen: Wenn die Bühnencrew plötzlich einen langen, rechteckigen Tisch anschleppt und diesen in der Mitte der Bühne platziert, ist den langjährigen Fans sofort klar, welcher Lieblingssong sie hier erwartet: Den Shanty “John Kanaka” spielt die Speedfolk-Band nämlich nicht mit klassischen Instrumenten, sondern mit leuchtenden Bechern, die sie rhythmisch auf den Tisch hämmern und am Ende der Reihe zum Vordermann zurückwerfen. Schon durch seine Herausforderung bei der Koordination immer wieder ein beeindruckender Anblick, den das Publikum mit tobendem Applaus zu würdigen weiß. Als Dank durften zahlreiche weibliche Fans zum Ende des Konzerts dann auch mit auf die Bühne, um Hand in Hand zu einem ihrer Songs zu feiern. Das Konzert der Jubiläumstour beweist dabei wieder, dass Tourkonzerte in klassischen Hallen für eine noch genialere Stimmung sorgen, als die sonst so obligatorischen Festivalauftritte.