Dafür hatte VNV Nation auch gleich zu Beginn die richtigen Songs am Start. Bereits nach wenigen Minuten kam mit dem etwas härteren, tanzbaren “Chrome” die richtige Stimmung auf – und prompt saß niemand mehr still in seinem Strandkorb. Kraftvolle Synthesizer trafen auf hämmernden Bass und machten beim Publikum schnell Laune. So ging es dann später auch bei ihrem Klassiker “Space & Time” weiter, den die eingefleischten VNV Nation-Fans praktisch problemlos mitsingen könnten. Mit einem Mix aus relativ neueren Songs und älteren Hits gab es nicht nur die beliebtesten Tracks aus den vergangenen Alben, sondern auch eine erstaunliche musikalische Vielfalt, die von tanzbarer Elektronik bis zu melancholisch-einfühlsamen Balladen reichte. Immerhin ist der gebürtige Ire Ronan Harris auch für seine Vocals mit hohem Wiedererkennungswert bekannt.
Das kann in manchen Songs sogar so ruhig und gesangslastig werden, dass der gesamte Sparkassenpark die Smartphones auspackt und mit den eingebauten Taschenlampen für eine romantische Stimmung sorgt. Die Future-Pop-Ballade “Illusion” gehört zu jenen Songs, bei denen die Fans nur darauf warten, in einer romantischen Stimmung aus Lichtern zu versinken – und die durfte natürlich auch dieses Mal nicht fehlen. Doch auch “Nova (Shine a light on me)” ist prädestiniert dafür, in einer kuscheligen Atmosphäre der angenehmen Stimme des Sängers zu lauschen und die Taschenlampen auszupacken. Allerdings nur vorübergehend, denn das dauerhafte Verwenden des Smartphones mag Ronan Harris gar nicht: Sehr eindringlich und doch humorvoll forderte er bei einem seiner letzten Songs einen Fan dazu auf, doch endlich die Kamera wegzupacken und das Konzert zu genießen.
Bedenkt man die teilweise doch recht tiefgründigen Texte von VNV Nation ist das aber auch nur verständlich. So etwa bei dem vergleichsweise neueren Song “When is the future?”, mit dem die Band gesellschaftskritisch darauf aufmerksam macht, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten und ob wir weiterhin in einer Welt der Anonymität leben sollten. Ein Song, mit dem sie subtil auch auf den Klimawandel und die Folgen moderner Technologien aufmerksam machen und somit ein Song also, bei dem sich genauer hinhören in jedem Fall lohnt. Ebenso “All our sins”, ein Klassiker der Band, der schon fast zu einer Hymne auf die Fehler unserer Vergangenheit und die Todsünde der Maßlosigkeit geworden ist. Bei ihrem knapp zweistündigen Konzert beim Strandkorb Open Air wechselten sich Tanzbarkeit, Melancholie und Tiefgründigkeit also regelmäßig ab – und machten so ein eindrucksvolles Konzert besonders spannend. So spannend, dass VNV Nation auch schonmal vergessen konnte, die Zeit für eine Zugabe einzurechnen – denn pünktlich um 22 Uhr ist eben Schluss. Aber das nahm ihnen an diesem Abend niemand übel.