Beinahe wäre der Auftritt von Mono Inc. sogar auch sprichwörtlich ins Wasser gefallen, denn nur eine Stunde vor dem Konzert zog noch ein Gewitter mit reichlich Regen über den Sparkassenpark hinweg. Kein Wunder: Immerhin wurde als Vorband die “Pirate Folk Metal”-Band Storm Seeker gebucht und da kann es schließlich doch eigentlich nur stürmisches Wetter geben, so scherzhaft Frontmann Timothy. Rund 45 Minuten lang durfte die Support-Band das zahlreich erschienene Publikum mit einem ausgefallenen Mix aus Metal, mittelalterlichem Folk und piratigen Vocals vorab einheizen und dabei erstaunt feststellen, dass sie noch nie zuvor so weit über den Köpfen des Publikums standen, während sie ihre Instrumente spielen durften.
Letztendlich aber wartete das Publikum dann doch auf den Haupt-Act Mono Inc., die mit treibendem Gothic-Rock auch ziemlich schnell zur Sache kamen. Schon in den ersten drei Songs wurde deutlich, dass sich Mono Inc. von den Strandkörben nicht davon abhalten lässt, richtig mit dem Publikum zu feiern. Dazu gehörte dann natürlich auch die obligatorische Pyrotechnik, die die Flammen am Rande der Bühne in die Höhe schießen ließ. Klassiker wie “Children of the dark”, “Voices of Doom” oder “After the war” gehören dabei praktisch zum Pflichtprogramm, bei dem die Fans auch gerne mal mitsingen durften.
Doch Frontmann Martin Engler kann auch anders. Die ruhigen, ernsthaften Balladen gehören da schließlich ebenso zum Programm, wie die rockigen Temposongs. Und die sind eine perfekte Vorlage für eines der ergreifensten Corona-Statements, die man in letzter Zeit auf deutschen Bühnen zu hören bekam. Martin Engler erzählte daher von einem älteren Herrn namens Werner, der wegen Demenz in einem Altenheim untergebracht wurde. Werner verstarb im April diesen Jahres nicht an oder mit Corona, sondern an Einsamkeit, so Engler – und niemand hätte ihn gefragt, ob er dies überhaupt wollte. Ein Song wie “An klaren Tagen”, der von Demenz handelt, fällt dem Frontmann dieser Tage sichtbar schwer. Vielleicht, weil “Werner” eine reale Person war.
Obwohl Mono Inc. in der schwarzen Szene angesiedelt ist, sollte es dann aber doch nicht allzu lange sentimental werden. Den perfekten Übergang gelang der Band durch einen außergewöhnlichen Wechsel, bei dem es plötzlich eine Coverversion von U96s “Das Boot” zu hören gab. Das hatte aber für Augen und Ohren gleichermaßen viel zu bieten: Das Schlagzeugsolo von Drummerin Katha Mia unterstützten die Bandkollegen mit zwei Feuerfässern, auf denen ordentlich rumgehämmert wurde, während das transparente Schlagzeug mit bunten Lichtern eindrucksvoll in Szene gesetzt wurde. Die seit 20 Jahren auf der Bühne stehende Gothic-Rock-Band weiß inzwischen, wie sie eine professionelle Bühnenshow abliefert. Abschließend gab es dann noch einen Appell an die Toleranz in Zeiten der Corona-Krise, der zum Respekt gegenüber anderen Meinungen und zum Dialog aufforderte.