Etwas ungewöhnlich mag das natürlich schon sein: “Le Clou” nämlich spielt keine schottischen Songs, sondern die Musik der französischen Einwanderer in den Bayous. Für Neulinge mag das ein bisschen wie Countrymusik mit französischen Texten klingen, wenn die Band mit Geige, Flöten, Akkordeon und sogar einem Waschbrett auf der Bühne steht und die Menge einheizt. Und mit “Jambalaya” findet sich immerhin auch ein Coversong des früh verstorbenen Countrymusikers Hank Williams auf der Setlist von “Le Clou”. Natürlich ein bisschen aufgepeppt mit flotteren Rhythmen und fetzigeren Sounds. Das weiß das Publikum in der Harmonie Bonn zu schätzen: Je schneller die Songs werden, desto größer auch die Stimmung bei den eingefleischten Fans der Cajun-Band – und so mancher konnte sich nicht mehr davon abhalten, das Tanzbein zu schwingen. Da ist dann auch schnell vergessen, dass der Vorverkauf – sicherlich dem Donnerstag geschuldet – ein wenig schleppender lief, als man das bei ihren Konzertauftritten in Bonn gewohnt ist.
Eigentlich sollte das “Heimspiel” in Bonn ja ursprünglich sogar ein besonderes Konzert werden. Über drei Jahre ist es immerhin schon her, dass “Le Clou” – damals noch in alter Besetzung – ihr letztes Album veröffentlicht hat und für gewöhnlich bietet sich das Konzert in der Harmonie Bonn immer auch als Releaseparty einer neuen CD an. Doch, was die Produktion eines Albums betrifft, da ist die Band nach eigener Aussage “etwas langsam”. Aber wir wissen alle: Gut Ding will Weile haben – und so soll das erste Album mit Johannes Epremian als Frontmann und Steve Crawford als erstes schottisches Bandmitglied wohl dieses Jahr noch in den Startlöchern stehen. Fleißig waren die Musiker von “Le Clou” aber in der Zwischenzeit trotzdem: Johannes Epremian hat erst im Oktober sein erstes Solo-Album veröffentlicht, auf dem er minimalistisch als Sänger mit Geige zu hören ist. Natürlich stilecht aufgenommen in Louisiana – wo sonst. Und Steve Crawford vertreibt sich seine Zeit unterdessen durch gemeinsame Duett-Auftritte mit der Irish Folk-Musikerin und Geigerin Sabrina Palm.
Da war es natürlich naheliegend, eine solch ungewöhnliche Konstellation gleich im April ebenfalls in der Harmonie Bonn anzubieten: Beim “Fiddle Festival” am 26. April 2020 gibt es nicht nur die Gelegenheit, den minimalistischen Solo-Cajun-Sound von Johannes Epremian live zu erleben, sondern auch Steve Crawford und Sabrina Palm geben sich die Ehre, selbst mit ihrer Musik vertreten zu sein. Als Extra gibt es obendrein Joon Laukamp auf die Ohren, der mit amerikanischer Bluegrass-Musik noch ein bisschen mehr Abwechslung in den Festival-Abend bringt. Ein Abend, an dem das Publikum erleben kann, welch spannende verschiedene Musikrichtungen allein mit einer Geige und etwas Gesang umgesetzt werden können.