Dass es sich beim Entwicklerteam um erfahrene Adventure-Macher handelt, wird bereits am Grafikstil recht deutlich: Im Gegensatz zum letzten “Leisure Suit Larry”-Titel, der schon viele Jahre zurück liegt, distanzieren sich die Entwickler wieder von der 3D-Darstellung und setzen stattdessen auf eine liebevoll mit der Hand gezeichneten 2D-Welt, in der Larry einmal mehr sein Unwesen treiben kann. Natürlich dürfen die zahlreichen Phallussymbole und andere schlüpfrige Details nicht fehlen: Manche Gebäude sehen aus wie ein überdimensionierter Penis, Firmenlogos erinnern an weibliche Geschlechtsteile und einen gewissen Ekelfaktor im nahegelegenen Pub gibt es natürlich auch. Immerhin wird Larry von dem heutigen Craft Beer schlecht – und das hat durchaus seine Gründe.
Tatsächlich liegt auch genau darin der Storykniff des neuesten “Leisure Suit Larry”-Spiels. Die Macher wollten die damaligen Stories nämlich nicht einfach nur fortsetzen, sondern Larry stattdessen in die Gegenwart katapultieren. Es geht also konkret um einen Larry Laffer, der plötzlich per Zeitreise ins Jahr 2018 versetzt wird, sich immer noch so schlecht und sexistisch benimmt, wie in den 80iger Jahren und der mit den heutigen Gepflogenheiten einfach nicht zurecht kommt. Ein kleiner Lustmolch also, der plötzlich auf eine #metoo-Welt stößt, in der Dating nur noch über das Smartphone funktioniert und er überhaupt nicht so richtig landen kann.
Und das ist ziemlich witzig, kann Larry schließlich seit je her nicht anders, als natürlich sofort zu versuchen, jede Frau aufzureißen, die ihm irgendwie über den Weg läuft. Dumm nur, dass viele seiner Flirtversuche – wie üblich – gewaltig in die Hose gehen und das andere Geschlecht manchmal sogar lieber mit dem Smartphone beschäftigt ist, als sich mit Larry zu unterhalten. Mitunter kann es da auch mal zu den Quests gehören, ausreichend Punkte in der Onlinedating-App “Timber” zu sammeln, ehe sich eine Frau auf ihn einlassen will.
Für ziemlich viel Spaß sorgen dabei vor allem die Dialoge, die gerne recht humorvoll schlüpfrig sein können und vor allem so manche Antwortoption mit einem Augenzwingern zu bieten hat. Schade ist nur, dass der neue, heutige Larry Laffer im Vergleich zu damaligen Verhältnissen etwas zu nett und freundlich wirkt. Das große Arschloch möchte er schließlich nicht mehr raushängen lassen. Deshalb rechnet Assemble Entertainment auch mit einer Freigabe ab 12 oder 16 Jahren – und das ist unter Umständen doch um einiges niedriger, als bei früheren “Leisure Suit Larry”-Spielen. Allerdings sind die Freigabekriterien bei der USK in den vergangenen Jahren auch deutlich lockerer geworden.
Retro-Fans werden aber vermutlich trotzdem großen Spaß an dem Spiel haben, können sie so immerhin ein wenig in den alten Erinnerungen schwelgen. Und immerhin sorgt das Spiel abseits der zahlreichen Actionspiele für ein wenig Abwechslung, in dem endlich einmal ein Spiel wieder richtigen Humor präsentiert. Man darf also gespannt sein, wie lustig der neue Larry in der finalen Fassung dann werden wird.