Kritik:
Die beliebte Geschichte rund um Bruce Wayne und seine Machenschaften in Gotham City gehen nun in die zweite Staffel. Denn nachdem Cobblepot und viele andere endgültig hinter Gittern gebracht wurden, warten weitere bekannte Gesichter darauf, vom Spieler endgültig gefasst zu werden.
Spuren der Vergangenheit
Und genauso, wie sich die Fans bereits aus zahlreichen Filmen und Comics an die wohl berühmtesten Helden der Superheldengeschichte erinnern, so spielt auch für Batman die Vergangenheit eine besonders große Rolle. Besitzer der ersten Staffel können nämlich gleich zu Beginn des Spiels einen Spielstand importieren und ihre damaligen Entscheidungen beim weiteren Spielverlauf berücksichtigen lassen. Das hat zahlreiche Auswirkungen – etwa auf den Dialogverlauf, wenn es um seine Handlungen im Arkham Asylum geht. Wie nämlich bei allen Telltale-Spielen der vergangenen Jahre verändern die Entscheidungen des Spielers den weiteren Spielverlauf. Ob wir lügen oder die Wahrheit sagen, wie wir mit unseren virtuellen Mitmenschen umgehen oder auch welche andere Figur durch unsere Handlungen womöglich ums Leben kommt oder gerettet werden kann.
Entscheidungen im Kampf
Wie das zustande kommt, dürften die meisten Telltale-Fans natürlich längst wissen. Abwechselnd kämpfen wir in Quicktime-Events, in denen wir vorgegebene Tasten zur Ausführung einer Aktion drücken müssen, schlagen uns durch intelligente Dialoge oder kombinieren Hinweise und Gegenstände, um den Tathergang an einem Tatort zu rekonstruieren. Eine Sache ist in „Batman – The Enemy Within“ allerdings neu: Dieses Mal müssen wir auch mitten im Kampf so manche Entscheidung treffen – und das unter Zeitdruck. Noch während der Aktion müssen wir etwa entscheiden, auf welche von zwei Arten wir den jeweiligen Gegner angreifen wollen und haben anschließend mit seiner Reaktion zu kämpfen. Schwerwiegende Auswirkungen hat das zwar nicht, doch der Spielfluss wirkt dadurch zwischenzeitlich ein wenig flotter und dynamischer.
Psychologie eines Superhelden
Im Mittelpunkt der ersten Episode stehen die Dialoge dann aber doch etwas mehr, als die diversen Kampfhandlungen. Dort nämlich liegen auch die Stärken der zweiten Staffel, wenn sich die Gespräche zu einem eigenen kleinen „Spielchen“ entwickeln. Batman bekommt es derweil nämlich auch mit einer Psychologin zu tun, die seinen Charakter analysieren möchte und ein psychologisches Profil zu erstellen versucht. Dabei obliegt es dem Spieler, geschickt zu antworten, um keine charakterlichen Parallelen zwischen Batman und Bruce Wayne aufkommen zu lassen und die gemeinsame Identität zu verschleiern. Gar nicht immer einfach, aber auch eine interessante Selbstreflexion für den Spieler, der einmal überdenken muss, ob er Spielentscheidungen ausschließlich nach eigenem Moralempfinden treffen sollte.
Feind im Innern
Auf diesen Zwiespalt soll dann wohl auch der Titel „The Enemy Within“ anspielen, wenn die eigene Psychologie des Spielers und des Superhelden zum größten Feind werden soll. Zum ersten Mal macht damit ein Telltale-Spiel den Eindruck, über ein ausgeklügeltes und durchdachtes Konzept zu verfügen, bei dem sich jede einzelne Figur grandios in dieses psychologische Spiel einfügt. Wenn etwa offensichtliche Feinde überraschenderweise Hilfe bei Batman suchen und der Spieler im Zwiespalt zwischen Nutzen und Abscheu steht. Oder wenn der Hauptfeind die Schwächen seines Gegenübers ausnutzt, um ihn auszutricksen und ihn vor eine unmögliche Entscheidung zu stellen. Denn wie sollte ein Superheld, der Leben rettet, zwischen zwei verschiedenen Leben entscheiden können. Mit diesem Storykniff hat uns „Batman – The Enemy Within“ aber verdammt schnell in seinem Bann. Wesentlich schneller, als die üblichen Telltale-Spiele, die auf Grund ihres sich zu stark ähnelnden Gameplays allmählich unter einem Abnutzungseffekt leiden.
Fazit:
Die zweite Staffel der „Batman“-Spieleserie von Telltale Games überzeugt mit einem grandiosen Auftakt und versetzt den Spieler gleich in mehrere faszinierende Psychospielchen. Da kommen die Stärken dieses Spielkonzepts schnell zum Vorschein und die abgenutzten Quicktime-Events sind ebenso schnell vergessen.