Kritik:
Während die beliebte „FIFA“-Reihe von EA vor allem wegen der Lizenzen sehr beliebt ist, setzt „Pro Evolution Soccer“ auch in diesem Jahr wieder seinen Fokus auf einen anderen Bereich. Die deutsche Bundesliga ist daher nicht spielbar und auf die meisten der deutschen Top-Mannschaften müssen wir also verzichten. Lediglich Bayern München, Schalke 04 und Bayer 04 Leverkusen stehen für deutsche Fußballfans zur Verfügung, sofern man es nicht ohnehin auf eine ausländische Liga abgesehen hat. Darin dürfen wir die komplette Champions League und Europa League spielen und uns gerade hier auf interessante internationale Lizenzen freuen. Mit den passenden Namen und Gesichtsanimationen erkennen wir dann sogar die Spieler wieder. Vielleicht kann sich der ein oder andere aber auch mit südamerikanischen Wettbewerben anfreunden – die gibt es nämlich ebenfalls.
Der lange Weg zum Profi
In der Singleplayer-Variante hat sich allerdings auf den ersten Blick recht wenig geändert. Wahlweise können wir sofort in ein schnelles Freundschaftsspiel gegen den Computer eintreten, oder uns direkt an die spannenden Wettbewerbe wagen. Die beiden UEFA-Wettbewerbe sind da schließlich auch immer noch die interessantesten, die „PES 2015“ zu bieten hat, sodass sich die meisten Spieler wohl mit einer der drei deutschen Mannschaften aufs Feld wagen wird. Gemäß den originalen Regeln der Champions- oder Europa League müssen wir dabei zunächst die Gruppenphase durchhalten, um anschließend in den Hin- und Rückrunden der „Knockout“-Phase möglichst weit nach oben aufzusteigen. Die Gegner werden immer besser und wenn es uns nicht gelingt, mehr Tore zu erzielen, fliegt man ziemlich schnell aus dem Wettbewerb raus. Nichts desto trotz macht es ein einstellbarer Schwierigkeitsgrad und die gelungene Steuerung recht einfach, die ersten Siege einzufahren. Allerdings merkt man erstaunlicherweise dennoch einen Unterschied zwischen der Champions und der Europa League, da die Gegner bei ersterem ein klein wenig stärker erscheinen.
Konsolen-Feeling für den Rechner
In der PC-Version darf man dazu wahlweise auf die Tastatur zurückgreifen, oder ein eigenes Gamepad verwenden. Letzteres sei für die meisten Spieler empfohlen, da sich die Steuerung der Mannschaft bemerkbar an der Konsole orientiert und vor allem das genaue Passen, Schießen und Angreifen mit dem Gamepad doch noch am einfachsten von Statten geht. Mittels analogem Stick kann so die Richtung des jeweiligen Spielers schließlich genauer gesteuert werden und auch die Stärke eines Passes oder Torschusses manuell und genau ausgewählt werden. Die Steuerung mit der Tastatur ist da um einiges umständlicher, wenngleich für das Gamepad häufig umständliche Einstellungen nötig sind. Denn nicht nur die Grafikeinstellungen lassen sich nicht direkt im Spiel ändern, sondern auch jene für die Steuerung nicht. Da muss man leider manuell auf den Steamordner zugreifen und dort das Programm für die Einstellungen öffnen. Da die meisten Gamepads ohnehin erst funktionieren, wenn die Schnittstelle auf DirectInput umgestellt wird, sind Änderungen hier häufig zwingend nötig. Noch umständlicher konnte man die Settings wohl nicht verstecken. Dafür kann sich die Standardtastenbelegung für Gamepads bereits auf den ersten Blick sehen lassen und entspricht der Konsolensteuerung.
Kräftemessen mit Freunden
Anstatt allerdings ausschließlich allein ins nächste Match zu treten, setzt „Pro Evolution Soccer 2015“ mittlerweile stark auf einen Online-Modus – und der funktioniert im Gegensatz zum vorherigen Jahr inzwischen auch hervorragend. Damit können wir nicht nur ein schnelles Freundschaftsspiel starten, sondern ebenfalls auch gemeinsam mit Freunden und anderen Spielern in einen Wettbewerb treten. Gemeinsam mit drei Freunden also alle drei deutschen Mannschaften in der UEFA Champions League antreten zu lassen und dabei die Fähigkeiten zu messen, ist also kein Problem. Ganz zu schweigen von eigens erstellten Wettbewerben, die im Onlinemodus mitunter ebenfalls sehr spannend ausfallen können, wenn sie sich speziell an Multiplayer-Freunde richten. Den Online-Modus sollte man also unbedingt ausprobieren, wenn man in den vollen Genuss von „PES 2015“ kommen möchte, denn ohne diesen macht das Spiel nur halb so viel Spaß.
Karriere für Fußballer
Natürlich soll darüber hinaus auch dieses Mal wieder ein Karrieremodus mit von der Partie sein, doch der bleibt wenig überraschend hinter den Erwartungen zurück. Hier können wir also ganz im Sinne eines Fußballtrainers seine Mannschaft nach vorne bringen und dabei die Karriereleiter hinauf klettern. Da wir allerdings weder die Bundesliga spielen können, noch ein Managerspiel vor uns haben, erschließt sich uns nur wirklich selten, wozu es einen Karrieremodus tatsächlich braucht. Das ändert sich auch bei der Fußballer-Karriere nicht, in der wir einen einzelnen Spieler auf der Karriereleiter hinauf steigen lassen können. Da wir uns dadurch hauptsächlich um eine einzelne Person kümmern müssen, geht die Spieldynamik des Mannschaftssports in diesem Modus schnell verloren. Bei mehr als elf Spielern pro Mannschaft macht dieser also ebenso wenig Sinn, da ein solcher Modus doch besser für Sportarten mit weniger Spielern geeignet ist – wie man etwa bei den NBA-Spielen von 2K bestens erkennen kann.
Doppelpass mit Frustpotential
Auf dem Platz kann sich „Pro Evolution Soccer 2015“ allerdings durchaus sehen lassen und das liegt eher an der Spieldynamik, als an der grafischen Qualität. Hier kann der Spieler nämlich überaus guten Einfluss auf den Spielverlauf nehmen und die Handlungen seiner Spieler meistens sehr gut nachvollziehen. Mittels Automatik wird dabei der jeweils nächste Spieler steuerbar gemacht oder die aktuell am Ball befindliche Figur ausgewählt, sodass wir relativ leicht auf das Spielgeschehen reagieren können. Mittels Tastendruck kann der Spieler aber auch leicht gewechselt werden, um beispielsweise den Gegner anzugreifen und ihm den Ball abzunehmen. Frustrierend: Drücken wir etwas zu oft auf die Taste zum Durchführen eines Angriffs, so könnte es durchaus passieren, dass der Spieler gleich nach Ballerhalt einen oder mehrere Pässe durchführt – sehr frustrierend, wenn der Ball dabei in die falsche Richtung rollt. Dafür kann die Stärke von Pässen und Torschüssen leicht manuell gewählt werden, in dem die jeweilige Taste entsprechend lange gedrückt wird. Ebenso sind hohe Pässe ohne weiteres machbar. Und wer es eilig hat, kann darüber hinaus auch die Dauer des Spiels frei wählen.
Hansi Küpper und die Schallplatten
Besonders gute Atmosphäre kommt während des Spiels allerdings auch durch die Kommentatoren auf. Bei einem davon handelt es sich schließlich um niemand geringeres als Hansi Küpper, der bereits beim Privatsender Sat.1 die UEFA Champions League moderierte und die deutschen Spieler daher mit Kommentaren und Sprachausgabe in der deutschen Fassung begeistert. Ein bisschen mehr Vielfalt hätte er zwar durchaus vertragen können, denn viele seiner Kommentare wiederholen sich in nervigem Maße doch etwas zu oft, aber zumindest die Stimme wirkt damit realistisch und lässt Fernsehfeeling aufkommen. Darüber hinaus sorgen die Fangesänge aus dem Publikum für echtes Stadiongefühl, wenngleich diese nicht so penetrant auftreten, wie so manche echten Fans in einem echten Stadion. Hinsichtlich des Sounds kann „PES 2015“ also voll und ganz punkten.
PC mit abgespeckter Grafik
Etwas weniger überzeugend sieht es da allerdings bei der Grafik des Fußballspiels aus, die mit dem aktuellen Titel von EA nur wenig mithalten kann. Die Gesichtsanimationen der Spieler können sich zwar ebenso gut sehen lassen, wie die gelungenen Nachbauten der Stadien, doch an Details mangelt es dennoch häufig. Besonders das Gras auf dem Platz wirkt mitunter häufig nicht plastisch genug und die Menschen in den Zuschauerrängen wiederholen sich zu oft. Mit dem immer selben Aussehen und denselben Fantrikots wirkt dies ziemlich eintönig und fällt schnell negativ auf. Ebenso kann die Beleuchtung nicht immer überzeugen, sodass vor allem die hintere Seite des Spielfeldes gelegentlich unscharf und verwischt erscheint. Eindeutig zu erkennen ist dabei, dass die PC-Fassung mit abgespeckter Grafik auskommen muss und daher sogar mit der PS4-Fassung in den höchsten Einstellungen nicht mithalten kann, obwohl ein aktueller Rechner wesentlich mehr Leistung bieten würde. Positiv dadurch allerdings: „PES 2015“ läuft auch auf älteren Rechnern absolut problemlos und flüssig, während die Konkurrenz wesentlich höhere Anforderungen hat.
Fazit:
Wer auf die Bundesliga-Lizenzen verzichten und mit ein paar grafischen Abstrichen leben kann, bekommt hier eine gelungene Fußballsimulation, die vor allem bei der Steuerung auf dem Platz und mit den Stärken im Online-Modus punkten kann. Champions League-Fans werden ihren Spaß haben.