Kritik:
Nach den zunächst etwas enttäuschenden ersten beiden „Sniper Elite“-Spielen legt Rebellion nun nochmal einen nach und verfrachtet uns mit dem dritten Teil direkt in die Wüstenregionen Afrikas. Ganz ohne Straßenschluchten Berlins müssen wir schwieriges Gelände nutzen, um möglichst unentdeckt vorzugehen. Dabei dürften vor allem Stealth-Freunde ihren Spaß haben.
Vorgehen: Optional
Mit völlig offenen Karten lässt uns „Sniper Elite 3“ dabei die freie Wahl, wie wir vorgehen möchten. Dabei sind wir unter anderem mit einem klassischen Scharfschützen-Gewehr, einer (wahlweise schallgedämpften) Handfeuerwaffe und einem Maschinengewehr bewaffnet, die uns verschiedene Vorgehensweisen ermöglichen. Die meisten Fans der Reihe werden wohl vorzugsweise als Scharfschütze aus der Entfernung agieren und möglichst aus einem Versteck heraus den Gegner angreifen. Das ist je nach Gelände nicht unbedingt leicht, sodass vor allem Stealth-Gamer auf ihre Kosten kommen. Hat man optimalerweise die schallgedämpfte Pistole dabei, können wir die Gegner aus der Nähe lautlos ausschalten – oder gar gleich mit dem Messer von hinten anschleichen. Allerdings funktioniert das nicht immer ganz so, wie wir uns erhofft haben.
Der lautlose Sniper
Natürlich mag es seinen gewissen Reiz haben, möglichst unentdeckt vorzugehen. Deckungen können und sollten wir dabei leicht nutzen, um vom Gegner nicht gesehen zu werden und sobald wir erst einmal dessen üblichen Patrouillenweg herausgefunden haben, attackieren wir ihn im richtigen Moment von hinten, in dem wir uns in der Hocke heranschleichen. Leider kann man da bei der Technik noch nicht mit den Stealth-Hits wie „Splinter Cell“ mithalten, denn das lautlose Ausschalten eines Feindes über kleine Mauern oder Hindernisse hinweg ist nicht möglich. Lehnt sich ein gelangweilter Soldat also gegen eine Kiste, haben wir keine Möglichkeit uns von hinten anzuschleichen, sondern müssen wohl oder übel mit dem Schalldämpfer arbeiten. Der ist unterdessen allerdings ganz nützlich, um nicht gleich alle Feinde auf einmal auf uns aufmerksam zu machen. Das Maschinengewehr bleibt dann meist nur übrig, um im Falle eines Gegenangriffes doch in der Lage zu sein, sich möglichst effizient und schnell zu wehren – dennoch gilt es, diese laute Waffe zu vermeiden.
Krach für Scharfschützen
Haben wir allerdings doch eine der häufigen Gelegenheiten, das Scharfschützengewehr zu ziehen, kommt es hauptsächlich auf Geschick, Timing und eine passende Geräuschkulisse an. Immerhin hat das Gewehr keinen Schalldämpfer und macht mitunter recht viel Krach. Wichtig ist daher, den Krach der Umgebung zu nutzen. Sabotierte Stromgeneratoren, feuernde Geschütze oder überfliegende Flugzeuge dienen also dazu, unseren Schuss zu übertönen und den Gegner zu verwirren. Das ist allerdings nicht immer einfach, denn Geräusche sind manchmal nur für wenige Sekunden vorhanden. Einen kleinen Moment zu früh oder zu spät geschossen und der Feind kennt sofort unseren Standort. Noch dazu gilt es, möglichst nicht daneben zu schießen. Besonders auf hohe Distanz ist enorme Präzision nötig, um den Gegner an der korrekten Stelle zu treffen. Und je höher die Entfernung, desto mehr müssen wir unseren Schusswinkel ebenso nach oben anpassen. Ganz zu schweigen von beweglichen Feinden.
Multiple Ziele
Die Aufgabenstellung ist dabei recht simpel und klar vorgegeben. Mit einem Sternchen auf unserer Karte oder direkt auf dem Bildschirm, wissen wir immer sofort, wo unser nächstes Ziel ist und haben leicht die Möglichkeit uns zu orientieren. Meist müssen wir dabei Informationen beschaffen, einen Komplizen aus dem Gefängnis befreien, ganz bestimmte Ziele töten oder besondere Objekte vernichten. Dabei bleibt es meist nicht bei einem Hauptziel, denn eine ist das erste einmal erledigt, folgen mitunter gleich zwei oder drei weitere Aufgaben – und die sind nicht immer sofort absehbar. Hin und wieder dürfen es dann sogar mal drei Feinde oder Objekte gleichzeitig sein, die wir erledigen müssen. Dumm ist nur, wenn offensichtliche Übersetzungsfehler uns die Aufgabe erschweren. Wenn wir etwa einem Gegner „auflauern“ sollen, ist für manchen Spieler nicht sofort klar, dass damit die Sprengung seines Fahrzeuges gemeint ist.
Alternative Wege
Das Terrain kann sich dabei gut sehen lassen. Gerade eine neue Mission begonnen, befinden wir uns grundsätzlich in einer guten und geschützten Position, in der wir uns erst einmal die Landkarte etwas genauer anschauen und die nächsten Feinde mit unserem Fernglas markieren können. Das Verschaffen eines Überblicks ist dabei besonders wichtig, wenn wir uns ungesehen fortbewegen wollen. Besonders die Möglichkeit, alternative Wege zu nutzen und die Richtung frei nach unserem Vorteil entscheiden zu können, erweist sich als großer Spaßfaktor. So können wir selbst zu einem echten Strategen und Taktiker werden, der nicht einfach nur planlos vor sich hin ballert. Kommt es mal dann mal zu einem uneinsichtigen Gelände kann es zwar auch mal etwas schwieriger werden, doch generell macht die Planung viel Spaß. Zumal auch der Untergrund eine wichtige Rolle spielt – so verringert etwa Sand unsere Lautstärke beim Laufen und hohes Gras macht uns ein wenig unsichtbarer gegenüber den Feinden. Gut genutzt.
Der belanglose Tod
Ein bisschen schade ist nur, dass die KI dabei nicht immer intelligent vorgeht. Findet man etwa eine Leiche, so machen sich die Kameraden nur wenige Sekunden wirkliche Gedanken darüber und gehen anschließend wieder ihrer Patrouille nach. Ebenso kann man womöglich einen Gegner kaum fünf Meter hinter seinem Kameraden erschießen und niemand bemerkt es. Wieder andere beobachten die Erschießung und stellen einige Minuten später ganz erstaunt fest, dass ja eine Leiche auf dem Boden liegt. Das sind insgesamt wirklich dumme KI-Aussetzer, die nicht unbedingt hätten sein müssen. Die Tatsache, dass wir bei Entdeckung oft nur den Standort wechseln müssen, damit die Feinde ihre Suche abbrechen, verringert den Schwierigkeitsgrad oft auch etwas zu sehr. Erst in späteren Missionen machen die sich dann die Mühe, uns in einem etwas größeren Umkreis zu suchen oder gar Alarm auszulösen. Glücklicherweise hat man allerdings jederzeit die Möglichkeit, den 4-stufigen Schwierigkeitsgrad beliebig anzupassen.
Sniper x 2
Der wirklich gelungene Multiplayer-Modus macht diese Schwäche allerdings schnell wieder wett. Schließlich haben wir – sofern einer unserer Freunde ebenfalls über dieses Spiel verfügt – auch die Möglichkeit, die gesamte Singleplayer-Kampagne im Koop-Modus zu spielen. Da ändert sich zwar nicht viel, steigert den Spielspaß allerdings zusätzlich, wenn man gemeinsam mit zwei Scharfschützengewehren ins Schlachtfeld ziehen kann. Immerhin kann man sich da auch gern zu zweit ein wenig lustig über die Dummheit der KI machen und mit Teamarbeit deren Schwächen umso gezielter ausnutzen. Die Tatsache, dass die offenen Karten über verschiedene Wege verfügen, ermöglicht auch ein taktisches Vorgehen nach Absprache. So können zwei Spieler beispielsweise gleich zwei Wege auf einmal nutzen, oder einen Feind gar von zwei Seiten zugleich angreifen. Coole Sache! Wem das dann noch nicht reicht, der kann auch den „Herausforderung“-Modus im Koop spielen und bekommt nochmal zwei weitere Scharfschützen-Missionen abseits der Kampagne für zwei Spieler.
Ab in die Berge
Aus technischer Sicht kann „Sniper Elite 3“ dabei recht gut überzeugen, gehört aber grafisch nicht mehr ganz zu den Referenztiteln. Immerhin vermissen wir angesichts der Wüstenumgebung auch ein wenig die Partikeleffekte, etwa einen kleinen Sandsturm, der uns die Sicht versperrt. Insgesamt wirkt die Umgebung daher ein wenig zu „sauber“, zumal auch das Wetter keine wirkliche Rolle spielt. Mit DirectX 11-Effekten, beispielsweise der Tesselation, kann man das Spiel allerdings noch ein wenig aufhübschen. Unterdessen kann sich die X-Ray-Ansicht recht gut sehen lassen, denn bei jedem gelungenen Treffer mit dem Scharfschützengewehr, dürfen wir in der Röntgenansicht detailliert den Weg der Kugel verfolgen, wie sie in Zeitlupe ganze Knochen, Muskeln und Gewebe zerfetzt. Ein wirklich netter Anblick. Leider kommt es auch da vereinzelt zu Aussetzern, die aber den Spielspaß nicht trüben. Dafür variieren die Maps hin und wieder zwischen malerischer Felslandschaft, Wüstenstädtchen, kleiner Palmengegend oder gar einer Schlucht in den Bergen. Ein gewisser Abwechslungsreichtum ist also vorhanden.
Performancewunder
Besonders gefällt allerdings, dass „Sniper Elite 3“ hervorragend optimiert wurde. Mit der Fähigkeit, sowohl DirectX 10, als auch 11 zu nutzen, kann das Game nämlich auf schnelleren Rechnern überaus hübsch aussehen, aber auch auf älteren Computern durchaus flüssig laufen. Eine ältere Geforce GTX260 ist da also schon vollkommen ausreichend, um im DirectX 10-Modus mit den maximalen Einstellungen flüssig spielen zu können – und dabei kommt es erstaunlicherweise tatsächlich zu keinem einzigen Framerateeinbruch. So ist es einfach sehr angenehm, sich während des Spiels kaum Gedanken über die Performance machen zu müssen und nach der Installation einfach ohne Schwierigkeiten flüssig und hervorragend spielen zu können. So mancher Entwickler könnte sich daran eine gute Scheibe abschneiden. Wer nicht mehr ganz den aktuellsten Gaming PC sein eigen nennt, kann also dennoch ohne Bedenken zugreifen.
Fazit:
Der dritte Teil der „Sniper Elite“-Reihe sorgt mit offenen Karten und einem gelungenen Gameplay für zahlreiche Stunden Scharfschützen-Spaß und dürfte damit der bisher beste Teil seiner Serie sein. Eine hervorragende Performance und ein spaßiger Koop-Modus runden das Spielerlebnis trotz einiger Schwächen bei der KI ab.