Schaute man sich an diesem Wochenende vom 28. – 29. Mai 2016 das Event an, so kam doch hier und da sicherlich der Eindruck auf, die Role Play Convention sei “nichts halbes und nichts ganzes”. Das liegt daran, dass sie zwar jeden Bereich und jedes Genre abdecken möchte, dabei aber keinen einzigen so weit ausbaut, dass die Veranstaltung als konkurrenzfähig bezeichnet werden könnte. Da hätten wir einerseits den PC- und Videospielebereich, auf dem der Publisher Nordic Games erste Szenen aus dem kommenden Rollenspiel “Elex” vorgestellt hat – und doch reichen die Stände nicht annähernd aus, um neben der Gamescom als nennenswertes Event für Gamer durchzugehen. Als nächstes folgt die Brettspielecke mit vereinzelten Spieleverlagen, die ihre Produkte vorstellten und auch zu einer Spielerunde einluden. Doch auch das nicht ansatzweise vergleichbar mit großen spezialisierten Messen, wie etwa der SPIEL in Essen.
Spätestens bei den Autoren und Lesungen wird klar, dass man selbst einen Bereich ohne Großveranstalter-Konkurrenz nicht so weit ausbaut, um mit vergleichbaren Events zu konkurrieren. Obwohl man Größen wie etwa Bernhard Hennen, Wolfgang Hohlbein und Tommy Krappweis vor Ort hatte, war das Angebot an Lesungen doch etwas geringfügiger, als auf dem deutlich kleineren Bucon in Dreieich oder etwa der zeitgleich ebenfalls in Köln stattfindenden Coloniacon. Und ganz wichtig: Auf den kleineren Cons ist sogar die Akustik während den Lesungen deutlich besser. Im Außenbereich dann ähnliches: Der hier aufgestellte Mittelaltermarkt hatte zwar leckere Spezialitäten (zu recht hohen Preisen), ein unterhaltsames Musikprogramm und viele interessante Produkte anzubieten. Doch einem Vergleich etwa mit dem MPS, welches Ende Juli ebenfalls in Köln stattfindet und bis hin zu Saltatio Mortis ein echtes Staraufgebot zu bieten hat, würde auch dieser Bereich nicht standhalten. Ganz zu schweigen von den anwesenden Stargästen aus Hollywood. Ganze 4 Schauspieler waren auf der RPC vor Ort, davon drei aus dem neuesten Star Wars-Film. Genügend Gäste, um jeden der beiden Tage mit etwa 4 Stunden Programm und Q&A-Panels zu füllen, denkt man. Aber falsch gedacht: Einen Programmpunkt, bei dem die Stars überhaupt einmal auf der großen Hauptbühne stehen, suchten wir im Programmheft vergeblich. Stellt sich die Frage: Wozu sind die Stars dann überhaupt da?
Warum also kommen trotzdem jedes Jahr Besucher im 5-stelligen Bereich auf die Role Play Convention, dazu auch noch ein Großteil in aufwändig selbst gestalteten Kostümen? Es mag sicherlich an einem großen Vorteil liegen: Da sich viele Fans mittlerweile als “multi-interessiert” betrachten und neben dem klassischen Rollenspiel auch noch genreübergreifende Interessen an Videospielen, Büchern, Mittelalter und vielem mehr haben, ist die RPC wohl die einzige deutsche Veranstaltung, die all diese Bereiche auf einer großen Veranstaltung vereint. Und damit wird sie vor allem zu einem großen “Familientreffen”, auf dem Fantasy-, Science-Fiction-, Mittelalterfans und Gamer sich einmal die Hand reichen können. Dennoch wäre es für das Event womöglich empfehlenswert, die Angebotsvielfalt zu reduzieren und dafür einzelne wenige Genres umso stärker auszubauen. Der in vier Viertel geteilte Hallenplan wäre hierfür geradezu einladend, um vier spezielle Genrebereiche mit Struktur (und vielleicht auch ein bisschen passender Deko) zu versehen. Vielleicht lässt das Event, welches eigentlich hervorragendes Potential hat, dann sogar etwas mehr Konzept erkennen und niemand müsste darüber nachdenken, vielleicht lieber vier spezialisierte Conventions zu besuchen, statt eine Mix-Convention. Die nächste Role Play Convention findet übrigens vom 27. – 28. Mai 2017 wieder in der Messe Köln statt.
Weitere Fotos von der Role Play Convention findet ihr unter facebook.com/dvdmagazine.