Wo die Lüge hinfällt |
Land/Jahr: USA 2023 |
Genre: Komödie |
Regie: Will Gluck |
Darsteller: Sydney Sweeney Glen Powell Alexandra Shipp GaTa Hadley Robinson Michelle Hurd |
FSK: ab 0 Jahren |
Dauer: 104 Minuten |
Kinostart: 18. Januar 2024 |
Label: Sony Pictures |
Eigentlich wollte Bea nur die Toilette in einem Cafe aufsuchen, als ihr der charmante Ben plötzlich zur Hilfe eilt. Sie kurzerhand als Ehefrau ausgegeben, kommt sie doch glatt ein bisschen schneller an den Schlüssel für das stille Örtchen. Da sind die Sympathien zwischen den beiden auf Anhieb so groß, dass sie gleich darauf eine schöne gemeinsame Nacht miteinander verbringen. Doch zwei Missverständnisse später und schon kann sich das vermeintlich frisch verliebte Paar schon nicht mehr ausstehen. Zwei Jahre später, nachdem sie schon lange kein Wort mehr miteinander gewechselt haben, folgt dann das unerwartete Widersehen: Sie beide sind zu einer Hochzeit in Australien eingeladen, müssen dort sogar im gleichen Haus übernachten. Und um den Verkupplungsversuchen der Verwandtschaft zu entgehen, ist die Lüge schnell geboren: Sie geben sich als Paar aus, damit endlich Ruhe einkehrt. Dumm nur, dass die Probleme damit nicht lange auf sich warten lassen…
Kritik:
Die Zeiten, in denen romantische Komödien ein Garant für den Kinoerfolg waren, dürften inzwischen gefühlte zehn Jahre her sein. Regisseur Will Gluck möchte das Genre aber längst nicht aufgeben und versucht ihm ein Comeback zu verpassen. Die gut gefüllten Kinosäle auch in Deutschland geben diesem Vorhaben womöglich Recht. Doch kann der Streifen auch qualitativ halten, was er verspricht?
Klassische Hetero-RomCom
Natürlich ist die ganze Geschichte irgendwie vorhersehbar und erinnert doch größtenteils an frühere Genrevertreter, bei denen sich „Wo die Lüge hinfällt“ so einige Einfälle abschaut. Das Rezept der RomCom entspricht dabei dem typischen Schema F: Ein Paar, das optisch irgendwie dem Typ Quasi-Model entspricht, muss die gemeinsamen Hürden überwinden und könnte sich vielleicht am Ende – völlig absehbar – dann doch in die Arme fallen. Drumherum: Zahlreiche Freunde, Familienmitglieder und andere lustige Gesellen, die es dem Paar dabei nicht gerade einfach machen und für so manchen Lacher sorgen. Fun Fact: Während es sich bei dem heiratenden Paar, zu dem die Hauptfiguren zur Hochzeit eingeladen wurden, um ein lesbisches Paar handelt, sah man sich offenbar gezwungen, die beiden Hauptfiguren dann doch mit Heteros zu besetzen, damit das Massenpublikum sich mit den Protagonisten identifizieren kann. Wenig Überraschungen also, aber auch genauso wenig Mut.
Überraschend hohe Gagdichte
Dem Massengeschmack aber wird „Wo die Lüge hinfällt“ durchaus gerechet, was sich an der überdurchschnittlich hohen Gagdichte und den tatsächlich funktionierenden Witzen bemerkbar macht. Das Paar aus Sydney Sweeney und Glen Powell stolpert schließlich von einem Missgeschick in das nächste und belustigt dabei das Publikum mit reichlich absurden Situationen. Dazu tragen dann auch Charlee Fraser und als Film-Ex von Powell und ihre neueste Eroberung Joe Davidson als freizügiger Surferboy bei, stets bei dem Versuch, den alten Schwarm doch nochmal zurückzugewinnen. Während die Geschichte dabei jedoch nach Schema F vorgeht, können sich die beiden Hauptdarsteller durchaus sehen lassen. Sweeney und Powell haben nämlich mehr zu bieten, als nur eine süße Optik und brillieren vor allem deshalb, weil sie gemeinsam unglaublich harmonieren und man ihnen den Spaß am Dreh förmlich ansieht. Die Beziehung zwischen den beiden gestaltet sich dabei stets glaubwürdig.
Von Situationships und netten Ex-Partnerinnen
Vielleicht funktioniert der Streifen aber auch deshalb so gut, weil er einfach der typische Pärchenfilm fürs Kino ist. Und das in einem recht modernen Gewand, was eben nicht nur an der Existenz homosexueller Paare liegt. Da geht es ganz locker eben auch um die „Situationship“, von der Medien jüngst über die Liebe junger Menschen berichten und auch, dass sich auch Frauen sexuell ausleben, statt nur die männlichen „Aufreißer“ wird als selbstverständlich hingenommen, ohne mit dem Zeigefinger darauf hinzuweisen. Das ist angenehm erfrischend und vor allem weit entfernt vom miefigen RomCom-Kitsch vergangener Tage. Die klassische Story von der Suche nach der „perfekten Beziehung“, die gibt es hier eben einfach nicht, wenn sich auch Ex-Partner wie aufgeklärte Menschen vernünftig in dieser Komödie verhalten und das übliche Eifersuchtsdrama einfach mal beiseite gelassen wird. „Wo die Lüge hinfällt“ ist eine romantische Komödie, wie sie in das Jahr 2024 passt und mit der sich auch und vor allem das junge Publikum Anfang 20 identifizieren kann.
Fazit:
Will Gluck versucht das Genre der Romantic Comedy wiederzubeleben: Da mag manche Idee von früheren Filmen abgeschaut sein und auch die Story insgesamt sehr vorhersehbar, doch vor allem die erfrischend moderne Darstellung heutiger Beziehungen und die überdurchschnittlich hohe Gagdichte machen überraschend viel Spaß.