Was geschah mit Bus 670? |
Land/Jahr: MEX / ESP 2020 |
Genre: Drama |
Regie: Fernanda Valadez |
Darsteller: Mercedes Hernández David Illescas Juan Jesús Varela |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 99 Minuten |
Kinostart: 10. Februar 2022 |
Label: MFA+ |
Die 48-jährige Mutter Magdalena war vor nicht allzu langer Zeit noch großer Hoffnung, dass ihr Sohn schon bald ein besseres Leben führen würde. Gemeinsam mit einem Freund verabschiedete sie ihn auf eine Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo sie dem prekären Leben in Armut endlich entfliehen könnten. Doch dort scheint der Junge niemals angekommen zu sein. Nur wenige Wochen nach dem Abschied muss sie eine Vermisstenmeldung bei der Polizei aufgeben, da sie noch immer vergebens auf den Anruf ihres Sohnes wartet. Nur eines ist klar: Auf der Busfahrt über die mexikanische Grenze sind einige Passagiere verschwunden, von manchen inzwischen gar die Leichen aufgetaucht. Magdalena macht sich auf die Suche nach ihrem Sohn und durchquert dabei das gesamte Land – ganz egal, ob sie ihn lebend oder tot finden wird…
Kritik:
Bevor Donald Trump vor vier Jahren zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, machte er seiner Bevölkerung ein großes umstrittenes Versprechen: Er würde eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen, um illegale Migration noch effektiver zu unterbinden. Die Mauer steht bis heute nicht in ihrem geplanten Umfang, an der prekären Situation der Mexikaner, die noch immer versuchen, in ein besseres Leben zu flüchten, hat sich dennoch nichts geändert.
Drama statt Thriller
Die US-mexikanische Grenze ist deshalb wahrscheinlich eine der berühmtesten und berüchtigsten Staatsgrenzen der Welt. Täglich versuchen zahlreiche Menschen sie zu überqueren, vor allem um von Mexiko in die USA einzureisen und dort vielleicht die ein oder andere Arbeit zu finden. Nur die wenigsten schaffen es. Manche verlieren ihr Leben bereits beim Versuch, andere werden von der Border Patrol aufgegabelt und unmittelbar in Abschiebehaft gesteckt, wo ihnen nichts bleibt, als die direkte Heimreise. Der mexikanische Kinofilm „Was geschah mit Bus 670“ aber ist kein Thriller, wie etwa „Sicario“, in dem der Drogenhandel eine Rolle spielen würde. Stattdessen bekommen wir ein menschliches Drama über ein alltägliches Schicksal geboten, das von friedlichen Menschen handelt, die lediglich aus der Armut zu fliehen versuchen. Ein Film, irgendwie mitten aus dem Leben.
Apathie im Film
Besonders actionreich ist der Streifen deshalb nicht gerade. „Was geschah mit Bus 670“ strahlt viel mehr eine gewisse Langatmigkeit aus, die durchaus gewollt ist. Die Hilflosigkeit und Resignation der in schwierigen Verhältnissen lebenden Bevölkerung soll damit ausgedrückt werden, wenn eine besorgte Mutter geradezu teilnahmslos die mangelnde Hilfe durch die Behörden hinnimmt. Und manchmal schwenkt sie gar in eine depressive Traurigkeit über, die wenig Worte zu bieten hat und stattdessen die Körpersprache sprechen lässt. So depressiv, als würden die Protagonisten geradezu Löcher in die Wand starren – und das fängt Regisseurin Fernanda Valadez sogar mit der Kamera hin und wieder ein. Wenn die Perspektive irgendwo neben dem Geschehen hängt, den Blick auf die Straße einfängt, unscharf in die nächtlichen Lichter in der Ferne starrt oder wir gar nur aus dem Off hören, was gerade vor sich geht, weil die Hauptfigur zu sehr in Gedanken versunken ist. Das aber funktioniert, um ein Gefühl einzufangen, das vermutlich auch reale trauerende und depressive Menschen verspüren, die mit einem Tunnelblick durch die Welt marschieren.
Langsam, weil depressiv
Man muss sich zugegebenermaßen natürlich auch auf diesen Film einlassen können. Wer hier einen Thriller erwartet, dürfte schnell enttäuscht werden. Die Charakterdarstellung ist hingegen stark und die Story ebenso interessant, auch wenn das Mainstream-Publikum womöglich doch seine Probleme mit der Zugänglichkeit des Films haben könnte. Zuschauer des actionverwöhnten Popcorn-Kinos werden sicherlich Stellen finden, an denen ihnen der Film „lahm“ erscheint, an der die gelegentliche Armut an Spannung und Dramatik für so manchen anstrengend wird. Das soll sich auch nicht so schnell ändern. Zumindest nicht bis zum dramatischen Showdown, in dem womöglich auch das Leben der Mutter in Gefahr gerät und so manche Richtungen ihres Weges plötzlich noch einen anderen Hintergrund bekommen.
Fazit:
Drama statt Thriller: Das hochaktuelle mexikanische Drama um eine Flucht über die amerikanische Grenze kommt langsam und actionarm daher, schafft es jedoch, eine glaubwürdige depressiv-traurige Atmosphäre einzufangen. Das verleiht dem Streifen eine Natürlichkeit, die wie aus dem Leben geschnitten scheint und ein prekäres Leben in Armut von seiner realistischsten Seite einfängt.