Ticket ins Paradies |
Land/Jahr: USA 2022 |
Genre: Komödie |
Regie: Ol Parker |
Darsteller: George Clooney Julia Roberts Kaitlyn Dever |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 104 Minuten |
Kinostart: 15. September 2022 |
Label: Universal Pictures |
Georgia und David waren einst eigentlich ein ziemlich glückliches Paar. Inzwischen jedoch sind sie seit Jahren geschieden und nur selten einer Meinung. Dass sie ausgerechnet auch noch eine gemeinsame Tochter haben, macht die Sache nicht unbedingt leichter – denn eigentlich wollen die beiden überhaupt keinen Kontakt mehr zueinander. Bis sie plötzlich doch dazu gezwungen werden, zum ersten Mal wieder an einem gemeinsamen Strang zu ziehen, als Tochter Lily kurzerhand verkündet, ihren erst vor kurzem im Urlaub auf Bali kennengelernten Freund heiraten zu wollen. Da sind sich die beiden Geschiedenen immerhin einmal einig: Diese Hochzeit muss unter allen Umständen verhindert werden. Dumm nur, dass sie sich auch bei dieser Vorgehensweise keineswegs einig sind – und die vermeintliche Reise ins Paradies zu einem ausschweifenden Zickenkrieg verkommt…
Kritik:
Die Zeiten der großen Actionfilme mit George Clooney scheinen inzwischen seit einigen Jahren vorbei. Der inzwischen 61-jährige Hollywood-Star und vermeintlicher grauhaariger „Frauenschwarm“ ist längst ruhiger geworden, widmet sich zunehmend den Charakterrollen in Liebesfilmen und Tragikomödien. So soll es schließlich auch in „Ticket ins Paradies“ an der Seite von Julia Roberts bleiben.
Die Ruhe des George Clooney
Weite Reisen, ferne Länder und Liebesprobleme irgendwo am anderen Ende der Welt: Irgendwie scheinen einige der jüngsten Rollen von Clooney jedenfalls eine gewisse Gemeinsamkeit zu haben. Schon in „Up in the air“ reiste er als Mitarbeiter eines Konzerns um die Welt, um Menschen zu feuern – und anschließend seine eigene Einsamkeit in der Liebe zu erkennen. Und auch in „The Descendants“ konnte man ihn schon in einer eher ruhigen, dialoglastigen Rolle am Strand bewundern. So nun also auch bei „Ticket ins Paradies“, einem durchaus einfallsreichen Liebesfilm über ein geschiedenes Paar, das irgendwie wieder versuchen muss, miteinander klar zu kommen. Der große Unterschied zu früheren Charakterrollen: Ganz so ernsthaft geht es dieses Mal nicht zu. Dieser Streifen kommt nämlich eher mit einer gehörigen Portion Humor daher.
Gehässigkeit mit Niveau
Für das Publikum hat es jedenfalls einen recht hohen Unterhaltungswert, George Clooney und Julia Roberts dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig anzicken. Wortwitz und haufenweise sarkastische Kommentare am laufenden Band sorgen hier für viel Humor – und zwar auf einem überraschend hohen Niveau. „Ticket ins Paradies“ verzichtet auf Fakälhumor oder sexistische Scherze unterhalb der Gürtellinie und bleibt vor allem mit seinen geistreich-witzigen Dialogen ausgesprochen angenehm anzusehen. Dass der Trailer dabei im Vorfeld bereits die besten Gags verschossen hat – gar nicht so schlimm, denn mit der trockenen Art des George Clooneys funktionieren jene Witze sogar noch bei der fünften Sichtung. Was „Ticket ins Paradies“ sogleich zweifelsfrei zu einem insgesamt zeitlosen Streifen macht, der vermutlich auch nach Jahrzehnten noch für einen entspannten Abend sorgen wird.
Projektionen des Lebens
Dabei hat „Ticket ins Paradies“ eigentlich weitaus mehr zu bieten, als bloß Humor, Wortwitz und Sarkasmus. Eine tiefgründige Liebesgeschichte über geschiedene Eltern, die ihre eigenen Probleme auf die Tochter übertragen, versteckt sich schließlich auch in der Story – und liefert damit eine nachdenkliche interessante Message, die sich vermutlich auch auf das reale Leben mancher Zuschauer übertragen ließe. Müssen George Clooney und Julia Roberts denn wirklich ihre Filmtochter von ihrem vermeintlich „schwersten Fehler ihres Leben abhalten“, weil ihre Ehe gleichermaßen verlaufen würde, wie die ihrer Eltern? „Ticket ins Paradies“ lädt mit seinen Projektionen zum Nachdenken und Reflektieren ein. Und das funktioniert so gut, wie es die Gesetze des Hollywood-Kitsches verlangen: Je stärker sich der Zuschauer mit Figuren identifizieren kann, desto besser wirken auch die Emotionen beim Publikum. Und genau darin liegt das Erfolgsrezept des Films.
Die Gesetze des Liebesfilms
Dass der Streifen von Regisseur Oliver Parker dabei zugegebenermaßen ziemlich formelhaft und damit vorhersehbar und nicht zwangsläufig authentisch verläuft, lässt sich angesichts des gut funktionierenden Humors und der gelungenen Emotionen dann verkneifen. Die große Überraschung bleibt aber natürlich aus: Dass das schon so lange geschiedene Paar am Ende ein Happy End finden wird, das steht in der Formel des Liebesfilm-Kitschs praktisch schon vorher festgeschrieben und auch die eigentliche Hochzeit, die zwischenzeitlich mal zum Nebenschauplatz wird, entwickelt sich wie vorhergesehen zu einem Märchen. Tiefgründig ist das an der Stelle allerdings nicht: „Ticket ins Paradies“ verpasst sowohl die Chance auf eine interessante Auseinandersetzung mit fremden Kulturen, als auch die Chance auf ein spannendes Drama einer Dreiecksbeziehung als Julia Roberts Filmfreund Paul auftaucht – und zum billigen Running Gag degradiert wird. Unterhaltsam, aber mit verschenktem Potential.
Fazit:
Auch mehr als zwanzig Jahre nach ihrem ersten gemeinsamen Auftritt in „Ocean’s Eleven“ harmonieren George Clooney und Julia Roberts noch immer hervorragend – erst recht in den Rollen eines (geschiedenen) Paars. „Ticket ins Paradies“ mag dabei zwar hier und da formelhaft inszeniert sein und gelegentlich Potential verschenken, mit ihrem sarkastischen Wortwitz und einer tiefgründigen Story sorgen sie dennoch für gute Unterhaltung und starke Emotionen.