The Crow (2024) |
Land/Jahr: USA 2024 |
Genre: Fantasy |
Regie: Rupert Sanders |
Darsteller: Bill Skarsgard FKA Twigs Danny Huston Sami Bouajila Laura Birn |
FSK: ab 18 Jahren |
Dauer: 112 Minuten |
Kinostart: 12. September 2024 |
Label: Leonine |
Der junge Eric Draven hat in seinem Leben bereits einige Verluste durchmachen müssen. Inzwischen verbringt er seine Zeit in einer geschlossenen Psychiatrie, in der er seine Erlebnisse zu verarbeiten versucht. Der Aufenthalt dort soll sein Leben jedoch grundlegend verändern, als er die hübsche Shelly Webster kennenlernt und sich Hals über Kopf verliebt. Aus der Einrichtung geflohen, lässt das Unglück jedoch nicht lange auf sich warten: Beide werden sie bereits nach kurzer Zeit auf brutale Weise ermordet. Nur Draven bekommt dabei eine zweite Chance: Eine mysteriöse Krähe verleiht ihm übernatürliche Kräfte und schickt ihn zurück auf die Erde. Dort soll er nicht nur den Tod seiner Freundin rächen, sondern jene Verbrecher zur Rechenschaft ziehen, die einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sind. Doch um seine geliebte Partnerin zu retten, muss er am Ende wohl sich selbst opfern…
Kritik:
Genau 30 Jahre seit dem Original – das gilt häufig als der perfekte Zeitpunkt für ein Remake. Die vom Unglück geplagte Vorlage, bei der Hauptdarsteller Brandon Lee im Jahre 1994 ums Leben kam, gilt jedoch auch als einer der wichtigsten Filme der Gothic-Szene. Bereits im Vorfeld waren die Fans daher beim Anblick des Trailers skeptisch, ob die Neuauflage ihre Qualitätsansprüche halten kann.
Psychisch Kranker statt mystischer Goth
Hinsichtlich der Story orientiert sich das Remake von Regisseur Rupert Sanders jedenfalls nur sehr grob am Original. Übernatürliche Kräfte und eine Rachestory behält der Streifen bei, schon wie es dazu kommt, weicht jedoch grundlegend vom 1994er Film ab. Der von Bill Skarsgard verkörperte Eric Draven aka „The Crow“ ist hier kein mysteriöser Goth mit melancholischer Lebensphilosophie mehr, sondern ein psychisch Kranker in einer Besserungsanstalt, der nur allzu gern seine Tattoos als vermeintlicher Schönling zur Schau stellt. Eine Art „Joker“-Verschnitt, dem man kurzerhand schwarze Klamotten angezogen hat, der jedoch in keinster Weise an eine Figur aus der schwarzen Szene erinnert.
Keinerlei Gothic-Ästhetik
Die eingefleischten Fans des Originals werden wohl daran auch den größten Kritikpunkt sehen. Im Jahre 1994 fing „The Crow“ den Gothic-Look ein, wie es bis heute keinem einzigen anderen Film jemals gelungen ist. Schon die Outfits waren dermaßen authentisch, dass man sich im Nachhinein fragen wollte, ob die Gothic-Szene zuerst da war oder jene Szene ihren Look bei diesem Film abgeschaut hat. Das setzte sich fort bei der nihilistischen Lebensphilosophie der Hauptfigur, bis hin zur vampirartigen Optik seiner Widersacher. Nahezu jedes Outfit, jede Maske, jede Kulisse hätte aus einer Gothic-Discothek entstammen können. Im Remake ist davon nichts mehr übrig: Wenn Bill Skarsgard sich mit „schwarzem Blut“ das Gesicht bemalt, einen schwarzen Mantel trägt und von einer Krähe begleitet wird, sieht das aus, als würde eine Person aus dem Mainstream versuchen, den Gothic-Look nachzuahmen, ohne selbst Teil der Szene zu sein. Regisseur Sanders versteht schlicht nicht einmal, dass „The Crow“ eine Gothic-Figur ist.
John Wick mit Krähe
Und so erscheint auch der weitere Verlauf des Films nur logisch und konsequent – aber eben weit entfernt vom Original. Bei der Darstellung der Lovestory und der dazugehörigen Rachegeschichte entpuppt sich „The Crow“ immerhin nicht als Totalausfall: Emotional sind die Motive der Figur, die Rache wegen eines Verlustes üben will, durchaus sehr nachvollziehbar. Auch die Charaktereinführung zu Beginn reicht aus, um zumindest gewisse Sympathien für die beiden Hauptfiguren zu entwickeln und ihr Verhalten nachempfinden zu können. Das hat aber einen ähnlichen Effekt, wie bei „John Wick“, der seinen toten Hund rächt: Der scheinbar unsterbliche Eric Draven zieht mit Schusswaffe und Schwert los, um in großen Gebäuden seine Gegner niederzumetzeln. Am Ende entwickelt sich „The Crow“ zu einem John Wick mit deutlich weniger Stil, dafür einem düsteren Look, der irgendwie entfernt nach Gothic aussehen soll. Selbst wenn man das Remake also nicht mit dem Original vergleicht, sondern als eigenständigen Film betrachtet, ist das Ergebnis nach 30 Jahren also allenfalls mittelmäßig.
Fazit:
Ein Joker-Verschnitt macht auf John Wick und lässt sich dabei von einer schwarzen Krähe begleiten: 30 Jahre nach dem originalen Kultfilm hat Regisseur Rupert Sanders offenbar nicht einmal verstanden, womit der Vorgänger seine Fans begeisterte. Von der einstigen Gothic-Ästhetik ist nicht mehr viel übrig geblieben und selbst seine Mystik hat „The Crow“ irgendwo zwischen schwarzer Farbe und Schwertgemetzel verloren.