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    The Bikeriders

    The Bikeriders

    Land/Jahr:
    USA 2023
    Genre:
    Krimi
    Regie:
    Jeff Nichols
    Darsteller:
    Tom Hardy
    Austin Butler
    Jodie Corner
    Michael Shannon
    Mike Faist
    Body Holbrook
    Damon Herriman
    Norman Reedus
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    117 Minuten
    Kinostart:
    20. Juni 2024
    Label:
    Universal Pictures

    Einst sind sie noch harmlose Motorradrennen gefahren, inzwischen nennen sie sich „Vandals“: Im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten haben ein paar harte Männer einen Motorradclub gegründet. Mit Kutte und Totenkopf unterwegs, dient der Club dabei als Zufluchtsort für all jene Männer, die sich sonst nirgendwo zugehörig fühlen. Für die Außenseiter, Unangepassten und Arbeitslosen, denen jegliche Orientierung fehlt. Johnny gilt als Anführer der ungleichen Bande, sein „Schützling“ Benny dient als seine rechte Hand. Doch was anfangs Orientierung schaffen sollte, entwickelt sich über die Jahre zu einer unberechenbaren Gang, die immer mehr Anhänger findet, neue Chapter in anderen Staaten entstehen lässt und schon bald mafiöse Strukturen entwickelt. Aus einem harmlosen Treffen für Motorradfans wird eine kriminelle Gang, die vor Mord, Totschlag und Erpressung nicht zurückschreckt. Und damit auch zu einer ernsthaften Bedrohung für Johnny und Benny wird…

    Kritik:
    Motorradclubs, ob nun kriminell oder nicht, lösen schon seit Jahrzehnten große Faszination aus. In Deutschland sind dabei vor allem die Hell’s Angels und Bandidos bekannt, die sich gerne auch mal die ein oder andere Straßenschlacht liefern. Ihre Vorbilder allerdings stammen eigentlich aus den Vereinigten Staaten. Dort, wo Biker über die unendlichen Highways cruisen und längst eine Eigendynamik entwickelt haben.

    Wenn Klischees der Realität entsprechen
    Filme über jenes Thema hat es auch schon reichlich gegeben. „Easy Rider“ gilt wohl als einer der bekanntesten Vertreter des Genres und hat bis heute einen gewissen Kultstatus. „Der Wilde“ aus dem Jahre 1953, den sich der reale Johnny zum Vorbild gemacht hat, war sogar schon einige Jahre zuvor am Start. „The Bikeriders“ möchte alles trotzdem ein wenig anders ausziehen. Der Film von Regisseur Jeff Nichols ist nämlich keine fiktive Geschichte. Er basiert stattdessen auf einem Fotobuch von Danny Lyon, der im Jahre 1968 einen realen Motorradclub begleitet und porträtiert hat. Sein Interesse, die wahren Charaktere hinter den „Vandals“ festzuhalten, soll dafür sorgen, dass auch „The Bikeriders“ tiefere Einblicke in die Figuren gewährt. So richtig neu mag das für die meisten Zuschauer nicht sein, da die bekannten Klischees wohl etwas zu häufig auch der Realität entsprechen. Spannend ist das trotzdem.

    Motorradclub mit Scorsese-Vibes
    Spannend nämlich deshalb, weil die Erzählweise von „The Bikeriders“ ein wenig an den Stil von Martin Scorsese erinnert. Auch Jeff Nichols mag offenbar die langsame, charakterbasierte Erzählung, die im Stile eines Mafia-Films daher kommt. In gewisser Weise ist das sogar notwendig, denn die Mitglieder der Vandals bestehen aus einer viel zu hohen Anzahl Menschen, um sie im Schnelldurchgang zu erzählen. Während die Geschichte ihren Fokus zwar auf die Hauptfiguren Johnny und Benny (Tom Hardy und Austin Butler) lenkt, führt „The Bikeriders“ nach und nach weitere, für die Story durchaus relevante Figuren ein. Vom Versager, der beim Militär abgelehnt wurde und deshalb nun fragwürdige Ansichten vertritt, bis hin zum Einzelgänger, der als Jugendlicher in einem schwierigen Elternhaus aufgewachsen ist. Jedes Mitglied hat Einfluss auf die beiden Hauptfiguren, wirken sich auf ihre Entwicklung und ihre Perspektiven aus. Das verleiht dem Biker-Krimi einen überraschenden Tiefgang.

    Reiz des Patriarchats
    Die Nähe zu den Figuren bewirkt zudem eine gewisse Authentizität, die die Faszination für den Motorradclub nachempfindbar werden lässt. Dafür sorgt auch die gelegentliche Perspektive von Kathy, der Ehefrau des jungen Benny – die sich manchmal offenbar selbst nicht sicher ist, warum sie sich auf eine derartig frauenfeindliche und patriachale Gruppierung eingelassen hat. Die Hierarchien, das Machtgefüge und der Eindruck des starken Beschützers werden von „The Bikeriders“ allerdings so hervorragend eingefangen, dass das Publikum den Reiz des Bikers deutlich spüren kann. Zu den stärksten Szenen des Films gehören etwa Momente, in denen die gesamte Gruppe mit ihren lauten Harley Davidsons über die Straßen brettern, stets mit dem Feeling im Gepäck, scheinbar unbesiegbar zu sein und seine ganz eigenen Regeln zu machen. So sehr eigene Regeln, dass die Mitglieder von einem Tatort nicht einmal mehr verschwinden müssen, seitdem die Polizisten offenbar Angst vor den Mitgliedern des Motorradclubs haben. Der Realität, in der so mancher Sicherheitsdienst wohl Mitglieder der Hell’s Angels oder Bandidos beschäftigt, kommt das erschreckend nahe.

    Born to be mild
    Insgesamt lebt der Film ohnehin von seinen starken Charakteren – von den Hauptrollen bis hin zur kleinen Nebenrolle. Da fällt auch The Walking Dead-Star Norman Reedus in einer kleinen Nebenrolle als Funny Sonny positiv auf, wenn er als Kumpeltyp im Metalhead-Verschnitt den harten Mann spielt. Eine einzigartige Rolle, die den Unterhaltungswert des Films durchaus steigert. Insgesamt verzichtet „The Bikeriders“ dabei darauf, sich ausschließlich den Klischees um Kriminalität zu bedienen. Die Figuren bleiben stets menschlich und dürfen neben dem „Born to be wild“ auch ihre milde Seite zeigen: Sie dürfen fürsorglicher Familienvater sein, liebender Ehemann, rebellischer Freiheitssüchtiger, enttäuschter Sohn und so vieles mehr. „The Bikeriders“ beleuchtet dabei von der menschlichen Seite, wie die Hierarchien eines Motorradclubs überhaupt entstehen können und ist damit womöglich der realitätsnaheste Film seiner Art.

    Fazit:
    Basierend auf dem Fotobuch von Danny Lyon ist „The Bikeriders“ womöglich der realitätsnaheste Biker-Krimi aller Zeiten. Dabei profitiert er vor allem von Regisseur Jeff Nichols, der mit echten Scorsese-Vibes an den Film heran geht und von der überaus menschlichen, vielfältigen Darstellung seiner verschiedensten Charaktere.