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    The Banshees of Inisherin

    The Banshees of Inisherin

    Land/Jahr:
    IRL / USA / GB 2022
    Genre:
    Tragikomödie
    Regie:
    Martin McDonagh
    Darsteller:
    Colin Farrell
    Brendan Gleeson
    Kerry Condon
    Barry Keoghan
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    114 Minuten
    Kinostart:
    12. Januar 2023
    Label:
    Walt Disney Studio
    Motion Pictures

    Während auf dem irischen Festland der Bürgerkrieg tobt, sind die beiden ungleichen Männer Padraic und Colm auf der Insel Inisherin an der irischen Westküste eigentlich schon ihr ganzes Leben lang miteinander befreundet. Bis sich eines Tages plötzlich alles ändert. Auf einmal geht Colm seinem jahrzehntelangen Freund aus dem Weg, möchte einfach nichts mehr mit ihm zu tun haben. Auf der Suche nach den Hintergründen für die schwierige Entwicklung, stellt Padraic lediglich fest: Colm mag ihn einfach nicht mehr. Einfach so. Dumm nur, dass sich Padraic damit so gar nicht abfinden möchte, was seinen ehemaligen Freund zu recht drastischen Maßnahmen verleitet, um endgültig in Ruhe gelassen zu werden. Ein regelrechter Krieg zwischen zwei einstigen Freunden bricht aus…

    Kritik:
    Schwarzer Humor auf einer irischen Insel und der großartige Brendan Gleeson steht im Mittelpunkt: Kennern wird so etwas bereits aus dem Drama „Am Sonntag bist du tot“ von John Michael McDonagh bekannt vorkommen, das bei vielen Cineasten als Geheimtipp gilt. Nun durfte sein Bruder Martin McDonagh ran und sorgt ebenfalls mit Brendan Gleeson für gleich acht Nominierungen bei den diesjährigen Golden Globes.

    Feel Bad-Movie mit Konsequenz
    Dass beide verbrüderten Regisseure einen sich extrem ähnelnden Stil mitbringen, fällt da bereits in den ersten Minuten auf: Das Setting auf einer weitläufigen irischen Insel voller schöner Landschaften, weit abgeschnitten von der Zivilisation, auf der ein einsamer Pub für den Mittelpunkt der Bevölkerung sorgt, ähnelt sich schon sehr stark. Der Unterschied wird dann aber ebenfalls schon recht schnell klar: Stand bei „Am Sonntag bist du tot“ der starke schwarze Humor im Vordergrund, so entpuppt sich „The Banshees of Inisherin“ als wesentlich depressiver. Grundsätzlich hat die Tragikömdie eine überaus negative Atmosphäre, denn der depressive Grundton erdrückt das Publikum geradezu in seiner Konsequenz. Heitere Szenen gibt es – abgesehen vom dezenten, aber hervorragend sitzenden Humor – nur eher selten. Beinahe möchte „The Banshees of Inisherin“ seine Zuschauer in der gleichen Schwermut ertränken, in der auch Brendan Gleeson in seiner Rolle versinkt. Das ist für manchen Zuschauer vielleicht ein wenig anstrengend, zeigt aber auch die besondere Stärke des Films.

    Charakterdarstellung bis ins Extreme
    Dazwischen passen dann auch Brendan Gleeson und Colin Farrell in seiner womöglich besten Rolle aller Zeiten hervorragend. So unterschiedlich diese beiden Freunde auch sein mögen, so genial spielen sie ihre Figuren in dieser sehr speziellen Auseinandersetzung. Glaubwürdig ist das zu jeder Zeit, wenn die zu Ende gehende Männerfreundschaft bis ins Extreme ausgetragen wird. An der Stelle fällt es fast schwer zu sagen, welcher der beiden Darsteller seine Rolle besser meistert: Ob Farrell, der als guter mitfühlender Kumpel an der Abweisung emotional zu Grunde geht. Oder der depressive alternde Brendan Gleeson, der seine letzten Lebensjahre endlich sinnvoller verbringen möchte und sich mit dem Wunsch nach Ruhe von seinem einst besten Freund abkapselt. Die Rolle von Gleeson dabei aber psychisch so neben der Spur, dass sein Hang zur Selbstverstümmelung, um seinen Willen durchzusetzen, schon wie genial gespielter Wahnsinn wirkt. Eine Rolle, die zweifelsfrei unter die Haut geht und Spuren beim Publikum hinterlässt.

    Schwarzer Humor – dezent, aber immer treffend
    Genial dabei aber auch die zahlreichen Pointen und extrem durchdachten Dialoge. McDonagh gelingt es, die durchaus langen zwei Stunden seines Films ausschließlich mit einer Auseinandersetzung zwischen zwei ehemaligen Freunden zu füllen. „The Banshees of Inisherin“ lebt dabei vor allem von seinen großartigen Dialogen, die entstehen, wenn Farrell versucht, die Situation mit seinem ehemaligen Freund zu klären. Auf der einen Seite geradezu absurder schwarzer Humor, der die Zuschauer immer wieder zum Schmunzeln bringt, da er nie albern daher kommt. Auf der anderen Seite diese winzigen kleinen Details, diese versteckten Anekdoten, die die Stimmung zwischen den beiden Hauptfiguren immer wieder in verschiedene Richtungen kippen lässt. Die Dialoge von „The Banshees of Inisherin“ machen das grandiose Drehbuch des Films aus und letztendlich auch am meisten Spaß. Stets sichtbar wird hier, dass sich McDonagh mehr als intensiv Gedanken über den Inhalt und Verlauf des Streifens gemacht hat – was ihn so schließlich zu einem Meisterwerk werden lässt.

    Zurückhaltung sorgt für Genialität und Detailreichtum
    Drumherum rundet ein insgesamt perfekt gecastetes Ensemble das Filmerlebnis ab. Hier hat einfach jede noch so kleine Nebenrolle überaus tiefen Charakter und sorgen unter der Oberfläche für weit mehr Tiefgang, als die zunächst simpel anmutende Story vermuten ließe. Sei es der Polizist mit Aggressionsproblemen, der heimlich seinen eigenen Sohn misshandelt, oder der Wirt, der als Dreh- und Angelpunkt des Dorfs auch eine Art „unfreiwilliger Dorfpsychologe“ spielen darf. Diese genialen Nebenrollen sorgen unterdessen auch dafür, dass „The Banshees of Inisherin“ einerseits absurd überzeichnet daher kommt, andererseits aber trotzdem jederzeit nachvollziehbar und emotional glaubwürdig bleibt. Die zahlreichen Metaphern an den Tod, die den Zuschauer zwischendurch auch mal in die Irre führen können, unterstreichen derweil die Genialität dieser Tragikömödie. McDonagh hat schließlich ein Gespür dafür, wie viel man bei diesen Anspielungen wirklich zeigen muss und welche Gedanken man dabei doch dem Zuschauer überlässt. Damit hat dieses Meisterwerk schon jetzt das Potential, einer der besten Filme des Kinojahres 2023 zu werden.

    Fazit:
    Für Fans von Brendan Gleeson und dem Geheimtipp „Am Sonntag bist du tot“ entpuppt sich auch der für 8 Golden Globes nominierte „The Banshees of Inisherin“ als grandioses Meisterwerk. Die pointierten Details, die geniale Charakterdarstellung von Gleeson und Farrell, sowie der dezente konzentrierte Humor sorgen dafür, dass auch ein reiner Männerkonflikt über ganze zwei Stunden nie langweilig wird.