• Startseite|
  • News|
  • Games|
  • Kino|
  • Bücher|
  • Verlosung|
  • Partner|
  • Impressum
  • Review

    Shirley

    Shirley

    Land/Jahr:
    USA 2020
    Genre:
    Psychodrama
    Regie:
    Josephine Decker
    Darsteller:
    Elisabeth Moss
    Michael Stuhlbarg
    Logan Lerman
    Odessa Young
    FSK:
    tba
    Dauer:
    107 Minuten
    Kinostart:
    nicht angekündigt
    Label:
    Cornerstone Films

    Gemeinsam mit ihrem Freund Fred zieht die junge und schwangere Rose in das Haus der begnadeten Schriftstellerin Shirley Jackson und ihres Ehemanns Stanley. Dort sollen sie vorübergehend unterkommen, damit Fred sein Studium antreten kann. Doch bereits die ersten Tage gestalten sich als besondere Herausforderung, denn der Umgang mit Shirley scheint alles andere als einfach: Schreibblockiert, fast den ganzen Tag im Bett verbringend und mit psychischen Verhaltensauffälligkeiten macht sie der jungen Rose zunächst das Leben schwer. Doch während die vermeintliche neue „Haushälterin“ ihr schon bald als Freundin zur Seite steht, kommt Shirleys manipulative Art zunehmend zum Vorschein. Rose wird um den Finger gewickelt und von der Psyche der Schriftstellerin dermaßen beeinflusst, dass sie schon bald selbst beginnt, in einen Wahn zu verfallen…

    Kritik:
    Es gibt eine Form des Dramas, die als besonders schwierig zu inszenieren gilt: Jene, in der der Charakter einer psychisch kranken Person bis aufs kleinste Detail nachgebildet werden muss. Elisabeth Moss traut sich an eine solch schwierige Charakterrolle und dominiert damit den Film.

    Dominanz der Psyche
    Eigentlich müssen wir nämlich gar nicht lange warten, bis die grandiose Darstellung der Elisabeth Moss in diesem Psychogramm der Schriftstellerin Shirley Jackson ihre Wirkung entfaltet. Die erste Szene ist bereits ausreichend, um das Interesse des Zuschauers auf diese Figur zu fokussieren: Mit ihren altbacken erscheinenden Kleidungsstücken, der beherrschenden Brille und ihrem manischen Blick könnte Elisabeth Moss dem Publikum schon auf den ersten Blick so viel Angst einjagen, als sei sie in diese Rolle hineingeboren worden und würde sie praktisch überhaupt nicht spielen. Die anderen Darsteller, so gekonnt ihre schauspielerischen Leistungen auch sein mögen, spielen neben ihr ganz schnell nur noch eine Nebenrolle in „Shirley“.

    Im Bann der Manipulation
    Getoppt wird das lediglich noch durch ihre Charakterdarstellung, denn die ergibt eine faszinierende Dynamik zwischen ihr und der jungen Odessa Young. Elisabeth Moss gelingt es nämlich bravourös, die Charaktereigenschaften einer manisch depressiven Borderline-Persönlichkeit darzustellen, für die es eine Leichtigkeit scheint, ihre Mitmenschen nach ihrem Willen zu manipulieren. Ob sie nun ihren ebenfalls sehr markant in Erscheinung tretenden Ehemann Stanley zum Hausmann und Diener degradiert, oder mit den Emotionen der jungen Rose spielt. Diese „Shirley“ beherrscht es perfekt Angst, schlechtes Benehmen und vorgespielte Freundschaft zu ihrem Vorteil zu nutzen, bis ihre Gegenüber zu einem festen Bestandteil ihres Lebens geworden sind, obwohl sie seelisch längst darunter leiden. Moss trifft die oftmals realen Eigenschaften einer schwer psychisch kranken Person damit herausragend und entwickelt eine Eigendynamik, die hier für die wesentliche Dramatik sorgt.

    Zynismus statt Etikette
    Zugleich hat „Shirley“ allerdings auch ein kleines Kontrastprogramm zu bieten, denn das Drama ist nicht ausschließlich dramatisch, sondern hat auch sehr eigensinnigen Humor zu bieten. Das Publikum ist vom schlechten Benehmen, sowie den zynischen Kommentaren der Shirley nämlich schnell belustigt und entwickelt bald Gefallen am schwarzen Humor, mit dem das Drama gezielt, aber regelmäßig angereichert wird. Das macht obendrein die Rolle der Elisabeth Moss noch eine gewaltige Portion vielfältiger, da sich die psychischen Auffälligkeiten mit positiven Eigenschaften vermischen, die letztendlich sogar beim Zuschauer ein unbegreifliches Gefühl der (ungewollten) Sympathie auslöst. Die manipulative Art der Shirley wird damit äußerst nachvollziehbar, da sie durchaus ein wenig auf das Publikum überspringt. „Shirley“ ist damit ein Filmerlebnis, das man so nicht alle Tage zu sehen bekommt und zugleich wohl zweifelsohne die bisher beste Rolle von Hauptdarstellerin Elisabeth Moss.

    Fazit:
    Ein grandioses Psychogramm einer psychisch kranken, hochmanipulativen Hauptfigur, die Elisabeth Moss ihre wohl beste Rolle aller Zeiten verleiht. Angereichert mit einer großen Portion schwarzem Humor und Zynismus bietet „Shirley“ einen beeindruckendes emotionalen Kontrast, dem es sogar gelingt, eine vermeintlich negative Figur zum Sympathieträger zu machen.