Ruby taucht ab |
Land/Jahr: USA 2023 |
Genre: Animation |
Regie: Kirk DeMicco Faryn Pearl |
Darsteller: - |
FSK: ab 0 Jahren |
Dauer: 91 Minuten |
Kinostart: 29. Juni 2023 |
Label: Universal Pictures |
Eigentlich möchte die junge Ruby Gillman nur eine ganz normale Teenagerin sein, die mit ihren Freunden die Freizeit verbringt und sich riesig auf den großen Abschlussball freut. Doch schon seit Jahren merkt sie, dass sie einfach grundlegend anders ist, als ihre Mitschüler. Das hat auch einen Grund: Eigentlich ist Ruby nämlich gar kein Mensch. Sie ist eine direkte Nachfahrin der Riesen-Kraken und tarnt sich gemeinsam mit ihren Eltern als Mensch, um auf dem Festland unterzutauchen. Doch während so manche körperliche Veränderung bald unvermeidlich sein wird, verbirgt ihre Mutter ein dunkles Geheimnis, vor dem sie ihre Tochter beschützen will…
Kritik:
Außenseiter und Eigenbrödler haben es nicht immer leicht. Schon gar nicht, wenn sie blaue Hautfarbe haben und in Wahrheit eigentlich Kraken sind, die sich als Menschen ausgeben. Mit der niedlichen Krake Ruby erkunden wir mehr oder weniger ganz normale Teenagerprobleme.
Eine rothaarige Meerjungfrau
Ein recht gelungener Schachzug war der Zeitpunkt von „Ruby taucht ab“ natürlich schon. Da wird Disneys neueste Verfilmung von „Arielle“ seit Monaten dafür kritisiert, die einst weiße rothaarige Meerjungfrau mit einer farbigen Darstellerin besetzt zu haben, da kommt ausgerechnet Dreamworks mit einer Meerjungfrau um die Ecke, die zwar nicht „Arielle“ heißt, dafür aber weitaus mehr wie eben diese aussieht, als das Original aus dem Hause Disney. Die Widersacherin in „Ruby taucht ab“ soll nämlich genau jene klischeehafte rothaarige Meerjungfrau sein, wie wir sie einst lieben gelernt haben – und vielleicht findet der Animationsstil gerade deshalb einige Fans. Im Mittelpunkt steht die Meerjungfrau trotzdem nicht: „Ruby taucht ab“ vertauscht lieber die Rollen und macht die Kraken, die bei „Arielle“ noch Bösewichte waren, zu Helden und Hauptrollen. Ein interessanter, niedlicher und auch sympathischer Perspektivenwechsel.
Gegenkonzept zum Patriarchat
Generell möchte der Animationsfilm nämlich alles ein bisschen „auf links“ stülpen, die klassische Geschichte grundlegend umkehren. Da wäre auch die eher patriarchale Liebesgeschichte der Meerjungfrau, die sich einzig und allein um einen angebeteten Mann dreht. „Ruby taucht ab“ schafft das Patriarchat kurzerhand ab und setzt die Lebensgeschichte der Frauen in den Mittelpunkt. Hier gibt es nicht den starken Meerjungpapa mit seinem Dreizack, sondern drei Generationen starker Frauen: Die Kraken-Königin mit ihrer Tochter und der Enkelin, die Krakenprinzessin. Konsequent auch hierbei: Nicht die männlichen Figuren sind hier die starken, körperlich überlegenen Vorbilder, sondern einzig die weiblichen Figuren verfügen über außergewöhnliche Fähigkeiten. Die Verwandlung in eine Riesen-Krake, ganz im Stile typischer Unterwasser-Superhelden, ist nämlich den Frauen in diesem Film vorbehalten.
Die Leiden der Pubertät
Gleichzeitig schafft es „Ruby taucht ab“, das alles aber ohne den „woken Zeigefinger“ zu erzählen. Stattdessen wird eine liebevolle Coming-of-Age-Geschichte erzählt, die sich vor allem auch an weibliche jüngere Zuschauer richtet. So ziemlich alles in diesem Animationsfilm ist schließlich eine Metapher über die Pubertät: Die plötzlichen körperlichen Veränderungen während der ersten Verliebtheit, die vermeintliche Verwandlung in ein „Monster“, das Bewahren der eigenen Tochter vor den einstigen eigenen Problemen der Mutter. Und da passt es dann gut, dass „Ruby taucht ab“ im gleichen Zug eine positive Message an die jungen Mädchen mitbringt – mit der Aufforderung, den eigenen Körper zu akzeptieren, die Eltern auch einmal zu hinterfragen und in einer sonst eigentlich patriachalen Welt auch mal die eigenen weiblichen Stärken hervorzuheben. Ganz ohne dabei gleichzeitig die männlichen Figuren abzuwerten, die in „Ruby taucht ab“ dennoch Sympathieträger bleiben.
Niedlich, bunt und leuchtend
Animationstechnisch kann der liebenswerte Film allerdings mit den ganz großen Titeln nicht ganz mithalten. Dabei liefert „Ruby taucht ab“ ja durchaus hier und da einen Augenschmaus: Vor allem bei der Darstellung der Unterwasserwelt mit zahlreichen leuchtenden Kreaturen, zu denen auch die Hauptfigur selbst gehört, kann sich sehen lassen – und erinnert sogar ein bisschen an James Camerons „The Abyss“, ohne dabei gruselig zu wirken. Spätestens, wenn die Kraken ihre volle Größe und Kraft entfalten, mit Laseraugen umherschießen und anderweitige Superkräfte erlangen, macht „Ruby taucht ab“ optisch jedenfalls einiges her. Allerdings: Der etwas kreativ gestaltete „Hund“ der Familie, der natürlich genauso hübsch leuchten kann, stiehlt den anderen Figuren derweil ohnehin ein klein bisschen die Show. Das ist damit zwar alles noch keine Pixar-Qualität, aber unter dem Strich durchaus zweckmäßig.
Fazit:
Der süße Animationsfilm mit Coming-of-Age-Geschichte über eine Teenager-Krake überzeugt nicht nur mit einer stilechten klassischen Meerjungfrau, sondern auch mit seinen sympathischen Figuren und der herzerwärmenden Pubertätsgeschichte.