Renfield |
Land/Jahr: USA 2023 |
Genre: Horrorkomödie |
Regie: Chris McKay |
Darsteller: Nicolas Cage Nicholas Hoult Awkwafina Ben Schwartz Jenna Kanell |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 94 Minuten |
Kinostart: 25. Mai 2023 |
Label: Universal Pictures |
Nach Jahrhunderten der Unterwürfigkeit hat Diener Renfield es endgültig satt für seinen narzisstischen Meister Graf Dracula zu arbeiten. Endlich möchte er herausfinden, ob es auch ein eigenständiges Leben ohne den Fürsten der Finsternis geben kann und er versucht deshalb, die ihm gegebenen Kräfte endlich für etwas Gutes einzusetzen. Denn immer dann, wenn Renfield ein Insekt verspeist, kommt er zu übermenschlichen Kräften, die er auch als Superheld einsetzen könnte, um die Schwachen zu beschützen. Gemeinsam mit einer Selbsthilfegruppe versucht er sich deshalb aus der Co-Abhängigkeit zu lösen und lernt dort die Polizistin Rebecca Quincy kennen, die alles daran setzt, den mysteriösen Unbekannten zu unterstützen. Dumm nur, dass Dracula gar nicht im Sinn hat, seinen langjährigen Diener loszuwerden und sich der Trennungsversuch dadurch als ziemlich gefährliches Spiel herausstellt…
Kritik:
Nicolas Cage mag in den vergangenen zehn Jahren zwar nicht immer ein Garant für hochqualitative Filme gewesen sein, für seine überaus exzentrischen Figuren ist er aber trotzdem noch immer bekannt. Da spielte er vor kurzem noch einen seltsamen Trüffelsucher, bekam es in „Die Farbe aus dem All“ mit seltsamen außerirdischen Phänomenen zu tun oder durfte in „Lord of War“ auch mal einen verrückten Waffenhändler spielen. Nun also endlich eine seiner Traumrollen: Niemand geringeres als Graf Dracula soll es sein, den er dieses Mal spielen darf.
Der exzentrischste Dracula aller Zeiten
Schon die Idee verspricht an dieser Stelle natürlich ziemlich durchgeknallten Humor. Denn wenn Cage nunmal eine Art von Rolle besonders gut liegt, dann sind es exzentrische und narzisstische durchgeknallte Figuren. Ein Graf Dracula in etwas abgehobener Kleidung, der dem Größenwahn vollends verfallen ist, dürfte vermutlich zu seiner größten Paraderolle der vergangenen zwanzig Jahre gehören. Dabei muss man im direkten Vergleich natürlich zugeben: An die elegante Darstellung von Sam Reid in „Interview mit einem Vampir“ kommt Nicolas Cage an dieser Stelle nicht heran, dafür nimmt er seine Rolle auch viel zu wenig ernst und das Drehbuch versäumt es zu sehr, die Komplexität der Figuren ausreichend auszubauen. Als locker-flockiger Spaß, der „Renfield“ jedoch sein will, scheint Cage wiederum die Optimalbesetzung.
Action wie im Comic
Die Horrorkomödie ist nämlich keiner dieser todernsten Streifen, wie man sie aus früheren Vampirfilmen kennt. Was wir hier geboten bekommen, ist vor allem comichaft überzeichneter Actionhorror mit witzigen Sprüchen, der es sich auch nicht nehmen lässt, voller Ironie auf die zahlreichen Superhelden-Verfilmungen der vergangenen Jahre anzuspielen. Das wirkt sich insbesondere bei der Gewaltdarstellung aus, die den Spaßfaktor des Streifens schon erheblich erhöht: Verspeist Renfield nämlich ein Insekt, bekommt er vorübergehend Superkräfte, wie wir sie aus so manchem Marvel-Film bereits kennen – was ansich schon eine ziemlich ulkige Idee ist. Wenn Renfield dann aber auch noch seinen Gegnern ziemlich unrealistisch übertrieben die Arme ausreißt, um sie anschließend als Speer zu verwenden und sie weiteren Gegnern quer durch die Brust zu rammen, sind die Actionszenen so verrückt, dass wir uns das Schmunzeln kaum verkneifen können.
Besonderer Perspektivenwechsel
Insgesamt hat „Renfield“ einige aberwitzige Ideen und entpuppt sich auch als ziemlich innovativ. War der Diener des Fürsten der Finsternis früher nur eine Nebenfigur in den Horrorklassikern, steht jener Renfield nun endlich einmal im Fokus. Das ist nicht nur neu, sondern Nicolas Hoult, der schon in „The Menu“ brillierte, füllt diese Figur auch mit Leben. Die vereinfachte Schwarz-Weiß-Darstellung schwindet und weicht einem Charakter, der seine Vergangenheit bereut, zwischen zwei Welten hin und hergerissen ist und sich sogar einer Behandlung unterziehen will. Hoult macht letztendlich genau das, was Cage bei seiner eigenen Figur versäumt: Die Charakterdarstellung. Damit allerdings trägt er auch den Film, bei dem ihm immerhin die großartige Awkwafina mit ihrem trockenen Humor zur Seite gestellt wird. Der große Wurf ist „Renfield“ damit zwar noch nicht, doch legt man Wert auf hohen Unterhaltungswert, wird man mit diesem Streifen reichlich Spaß haben.
Fazit:
Nicolas Cage als exzentrischer und größenwahnsinniger Graf Dracula ist für sich genommen schon eine ausgesprochen verrückte Idee. Dass „Renfield“ auch noch die Story seines Dieners in den Mittelpunkt stellt und ihm mit dem Verzehr von Insekten Superkräfte verleiht, erhöht den Spaßfaktor zusätzlich. Das ist zwar damit noch kein Meisterwerk, doch das Publikum bekommt jene Fun-Horrorkomödie geboten, die es erwartet hat.