Noch einmal, June |
Land/Jahr: AUS 2020 |
Genre: Komödie |
Regie: JJ Winlove |
Darsteller: Noni Hazlehurst Claudia Karvan Stephen Curry Nash Edgerton Pip Edwards |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 99 Minuten |
Kinostart: 17. Februar 2022 |
Label: Happy Entertainment |
Seit fünf Jahren leidet June unter schwerer Demenz und lebt deshalb in einem Pflegeheim. Meistens ist sie nicht einmal in der Lage, einfachste Gegenstände zu benennen und vergisst vor wenigen Sekunden gesprochene Worte sogleich wieder. Auch ihre eigenen Kinder erkennt sie nur noch ganz selten. Bis sie eines Tages einen überraschend starken Moment der Klarheit hat: Auf einmal ist June fast wieder ganz die Alte, als wäre sie niemals an Demenz erkrankt. Eingesperrt und wie ein Kind behandelt fühlend reißt sie kurzerhand aus dem Pflegeheim aus und macht sich auf die Suche nach ihrer Familie. Dumm nur, dass sich in den vergangenen fünf Jahren so einiges verändert hat und June als liebende Mutter nun versuchen muss, die eigene Familie wieder auf Vordermann zu bringen…
Kritik:
Filme über Demenz sind für gewöhnlich ganz eindeutig dem Genre des Dramas zuzuordnen. Mit „Noch einmal, June“ kommt nun jedoch ein echtes Kunststück ins Kino, das alles ein bisschen anders macht: Dieser Film über Demenz soll eine fröhliche Komödie sein, eine Hommage an die Freude am Leben. Und damit zeigt sich der australische Film von einer bisher einzigartigen Seite.
Noni Hazlehurst als Charakterdarstellerin
Verwirrt, unbeholfen und extrem vergesslich: So möchte sich June am liebsten selbst nicht sehen, wenn sie in schwierigen Momenten besonders stark unter ihrer Demenz leidet und sich später ihre eigenen Aufnahmen in einem Video ansieht. Einfühlsam und sensibel präsentiert „Noch einmal, June“ eine besondere Krankheit, die nicht nur für Betroffene, sondern auch für ihr Umfeld eine echte Herausforderung darstellt. Und die 68-jährige Hauptdarstellerin Noni Hazlehurst, die vor der Kamera in diesem Film noch einen kleinen Tick älter aussieht, sticht dabei ziemlich hervor. Sie spielt ihre Rolle nicht nur ausgesprochen glaubwürdig, wenn sie orientierungslos und verwirrt die Tür ihres eigenen Zimmers im Pflegeheim sucht, sondern macht mit ihrer schrulligen, kauzigen Art auch ganz schön viel Spaß. Denn „Noch einmal, June“ zeigt keineswegs nur die negativen Seiten der Demenz, sondern auch eine starke reife Frau, die in guten Momenten ihre Selbstständigkeit wieder zum Vorschein bringt.
Eine Oma voller Energie
Noni Hazlehurst ist nämlich eine dieser „Omas zum Liebhaben“. Die erfahrene ältere Dame, die mit ihrer Lebenserfahrung gerne das Zepter in die Hand nimmt und ihre auch erwachsenen Kinder gerne in eine bessere Zukunft leitet. Genau an dieser Stelle gelingt „Noch einmal, June“ ein bemerkenswertes Kunststück: Die Demenz von einer positiven Seite zu zeigen. Oder besser gesagt: Jene Momente der Klarheit, in denen die Demenz praktisch komplett verschwunden zu sein scheint, in den Mittelpunkt zu stellen. Und da kann auch Hazlehurst beweisen, warum sie eine ausgesprochen gute Charakterdarstellerin ist: Sie muss ziemlich schnell zwischen der hilflosen und verwirrten Demenzkranken auf dem geistigen Niveau eines Kleinkindes und der starken Anführerin switchen, die sie von ihrer besonders charakterstarken Seite zeigt.
Demenz als Komödie
Der Clou bei der Geschichte und letztendlich auch der Grund, wieso dieser herzerwärmende Film einen solchen Spaß macht: In klaren Momenten ist Hauptfigur June geistig wieder topfit, hat jedoch sogleich keine Erinnerungen mehr an die letzten fünf Jahre und weiß daher auch gar nicht, dass sie überhaupt an Demenz erkrankt ist. Schon die Untersuchungen, in denen June einen Stift benennen oder drei einfache Wörter wiederholen soll, geben ihr das Gefühl, im Pflegeheim völlig fehl am Platz zu sein und völlig unberechtigt wie ein Kleinkind behandelt zu werden – was sogleich zu einigen spaßigen Momenten führt. Im Mittelpunkt allerdings steht ein Familiendrama, bei der June versucht, ihre Familie wieder zusammenzuführen. Denn in den letzten fünf Jahren ihrer Demenz scheint die gesamte Familie komplett in sich zusammengebrochen zu sein. Das kann die betagte Dame natürlich nicht auf sich sitzen lassen – und sorgt für zahlreiche witzige, erfrischende Momente, wenn sie als gar nicht mehr so Demenzkranke plötzlich den Ton angibt und verwirrt die Veränderungen feststellt. Und damit steht ohne Zweifel fest: Ein Feel-Good-Movie über Demenz zu drehen, ist schon ein außergewöhnlicher Spagat.
Fazit:
Der australischen Komödie gelingt ein ganz besonderes Kunststück: Ein Feel-Good-Movie über Demenz mit erstaunlich vielen humorvollen und spaßigen Momenten. Ein erfrischend einzigartiger Film.