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    Monos – Zwischen Himmel und Hölle

    Monos – Zwischen Himmel und Hölle

    Land/Jahr:
    Kolumbien / Argentinien 2019
    Genre:
    Kriegsfilm / Thriller
    Regie:
    Alejandro Landes
    Darsteller:
    Sofia Buenaventura
    Julian Giraldo
    Karen Quintero
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    103 Minuten
    Kinostart:
    4. Juni 2020
    Label:
    dcm

    Sie nennen sich Rambo, Boom Boom, Bigfoot oder Schlumpf: Acht Jugendliche bewachen in einer abgelegenen Bergregion eine amerikanische Geisel und müssen sich obendrein um eine vermeintlich wertvolle Milchkuh kümmern. Unerfahren und ihren pubertären Gefühlen geradezu hilflos ausgesetzt, wissen sie eigentlich gar nicht genau, wieso sie mit Sturmgewehren bewaffnet, eine Ingenieurin gefangen halten müssen. Nur manchmal lässt sich ein geheimnisvoller Bote bei ihnen blicken, der nach dem Rechten schaut und sie zu militärischem Drill erzieht. Denn wenn Jugendliche in einem solch jungen Alter mit Waffen hantieren und sich die Zeit mit paramilitärischen Ritualen vertreiben, kann das vermutlich kein allzu gutes Ende nehmen…

    Kritik:
    Gewalt, Blut und Krieg sind das typische Kinopublikum seit Jahrzehnten gewohnt. Nur wenige Szenen schaffen es noch, den Zuschauer zu schocken und Tabus zu brechen. Zu jenen, denen das gelingt, gehören meist Gewaltexzesse, an denen minderjährige Kinder beteiligt sind. Zwischen all den klassischen Kriegsfilmen sind es vor allem Filme mit Kindersoldaten, die oftmals besonders unter die Haut gehen. „Monos“ darf sich da sicherlich einreihen – unterscheidet sich aber gewaltig von vergleichbaren Produktionen.

    Keine Fragen, keine Antworten
    Schon in den ersten Szenen dieses südamerikanischen Kinofilms wird das recht deutlich, denn „Monos“ macht einen irgendwie surrealen Eindruck. Zwischen Dschungel und feuchtem Bergland voller Nebel und tief stehenden Wolken begegnen wir acht Jugendlichen, die eine Geisel mit Sturmgewehren bedrohen. Ein „gewöhnlicher“ Film würde an dieser Stelle den Zuschauer aufklären und erläuern, um wen es sich bei den Hauptfiguren handelt und welche Motive sie für ihre Handlungen haben. Nicht so „Monos“, denn der Kriegsfilm mit dem experimentellen Touch lässt sein Publikum im Dunkeln. Nicht einmal über die Hintergründe der Geisel und den Grund für ihre Gefangenschaft möchte er uns aufklären. Das kann für den Mainstream problematisch sein, der „Monos“ womöglich nicht als sofort fesselnd empfindet, ist aber durchaus so gewollt.

    Bilder der Eigendynamik
    Regisseur Alejandro Landes möchte uns ganz bewusst auch als Publikum in die Situation der Beteiligten versetzen, die eigentlich selbst gar nicht so recht wissen, was sie hier eigentlich tun. „Monos“ soll ein universelles Erlebnis sein, das vordergründig vor allem seine Bilder sprechen lässt. Keine Erklärungen, sondern pure Bildgewalt zwischen Erotik und Gewalt, surrealer Gefühlsausbrüche und seltsam anmutender militärischer Tanzrituale, bei denen die Protagonisten statt einem Motiv zu folgen, eher in den Tag hineinleben und ihre Zeit vertreiben, bis sich der Befehlshaber einmal mehr blicken lässt. Das ist optisch in seiner Bildsprache vor allem im tiefen Dschungel recht ansprechend, bekommt sogar beinahe einen etwas animalischen Touch. Und dennoch: „Monos“ ist und bleibt experimentell, kein Film für den Mainstream und selbst für den Liebhaber manches Mal ein bisschen schwer zugänglich.

    Aufregendes Experiment mit Längen
    Denn gerade deshalb, weil das Publikum keinen so richtig klaren Handlungsrahmen vorfindet, der durch die Motive der Protagonisten hätte vorgegeben werden können, fehlt es „Monos“ manchmal an mitreißenden Momenten. Gänzlich ohne jegliche Vorhersehbarkeit darauf zu warten, wie sich die Eigendynamik der vorliegenden Situation entwickeln wird, löst zwar genügend Faszination aus, damit der Zuschauer dem Film unter allen Umständen weiter folgen möchte, doch die dabei entstehenden Längen, die den ungewöhnlichen Kriegsfilm gelegentlich auch etwas zäh erscheinen lassen können, lassen sich dabei kaum leugnen. Dermaßen stark von üblichen Mainstream-Popcornkino-Konventionen abzuweichen und eine Milieustudie zu drehen, in dem man die Figuren fast schon improvisierend einfach wirken lässt, ist dennoch ein Experiment, dessen Mut es zu würdigen gilt – und das dabei vereinzelt sogar überraschend starke Momente mitbringt, wenn sich „Monos“ zu einem Coming-of-Age-Drama der besonderen Art entwickelt.

    Fazit:
    Eigendynamik statt Popcorn-Kino-Konventionen: Mit dem südamerikanischen Kriegsdrama „Monos“ startet die Kinowiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown mit einem recht experimentellen, fast schon animalisch erscheinenden Streifen, der auf Erklärungen und Motive seiner Figuren gänzlich verzichtet und stattdessen seine Bilder auf das Publikum wirken lässt. Ein Film, auf den man sich einlassen muss – der dann aber ein besonderes Erlebnis sein kann.