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    Mickey 17

    Mickey 17

    Land/Jahr:
    USA 2025
    Genre:
    Science-Fiction
    Regie:
    Bong Joon-ho
    Darsteller:
    Robert Pattinson
    Naomi Ackie
    Toni Collette
    Mark Ruffalo
    Steven Yeun
    Holliday Grainger
    Anamaria Vartolomei
    Cameron Britton
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    137 Minuten
    Kinostart:
    6. März 2025
    Label:
    Warner Bros.

    Geld bei den falschen Leuten zu leihen, ist nicht immer die beste Idee. Und so kommt es, dass Mickey Barnes einfach nur möglichst weit weg will. Am besten gleich in den Weltraum, da können ihm die Geldeintreiber auf keinen Fall folgen. Der Job als „Expandable“ scheint da geradezu perfekt, denn den will eigentlich garantiert niemand: Er verpflichtet sich auf einem Kolonistenschiff zu allerlei wissenschaftlichen und medizinischen Experimenten und jedes Mal, wenn er dabei stirbt, wird sein Körper mitsamt seinem Gedächtnis einfach wieder von einem Bioprinter ausgedruckt. Er wird sozusagen zu einem „Vorkoster“ der Zukunft: Ob außerirdische Viren oder wissenschaftliche Experimente im Vakuum – sein Körper wird verheizt, damit andere überleben, die nicht wieder ausgedruckt werden können. Doch als es seine Person eines Tages plötzlich zwei Mal gibt, weil er überlebt hat, obwohl man ihn für tot hielt, macht das die Lage deutlich komplizierter. Können die beiden ihre doppelte Identität geheim halten und so der Vernichtung des Duplikats entgehen?

    Kritik:
    Erst vor wenigen Jahren hat sich der südkoraenische Regisseur Bong Joon-ho einen internationalen Namen gemacht, als er mit „Parasite“ als erster fremdsprachiger Film den Oscar für den besten Film erhielt. Nun schwenkt er nach „Snowpiercer“ ein zweites Mal auf Science-Fiction um: In „Mickey 17“ sehen wir nicht nur Robert Pattinson in einer Doppelrolle, sondern setzen uns auch mit menschlichen Wegwerfkörpern auseinander.

    Ein Mensch zum Wegwerfen
    Die Möglichkeiten eines Bioprinters, der problemlos exakte Kopien eines menschlichen Körpers erstellen kann, dürfte wohl unendliche Möglichkeiten eröffnen. Die Unsterblichkeit, weil nach dem Tod einfach der jüngere Körper mit den Erinnerungen zum Zeitpunkt des Todes erneut ausgedruckt wird. Unglaubliche medizinische Fortschritte, weil Organe einfach ausgedruckt werden können. Das unendliche Anfertigen von Klonen ein und derselben Person. Oder aber, wenn die Gesellschaft etwas zu weit in die Menschenverachtung abdriftet: Einen Wegwerfkörper, den man regelmäßig tödlichen Ereignissen aussetzt, um fragwürdige Experimente an ihm durchzuführen. Einen solchen Körper hat Mickey Barnes, gleich zwei Mal gespielt von Robert Pattinson – und liefert damit gleich weitaus mehr ethische Fragestellungen als stumpfe Action, die einige Zuschauer wohl nach dem Trailer erwartet hätten.

    Fast wie früheres Star Trek
    Böse Zungen würden an dieser Stelle gar behaupten: „Mickey 17“ ist mehr „Star Trek“, als die letzten Star Trek-Filme „Sektion 31“ und „Beyond“ zusammengezählt. In Kombination mit der Auseinandersetzung mit religiös motiviertem Faschismus stehen die ethischen Fragen, ob man eine Person, die immer wieder neu ausgedruckt werden kann, absichtlich Tod und Qual aussetzen darf, obwohl es sich um ein fühlendes Wesen handelt, im Mittelpunkt. Das hat dabei manchmal sarkastischen schwarzen Humor zu bieten, ist durchaus auch spaßig unterhaltsam, lässt aber genügend Ernsthaftigkeit mitschwingen, um der ethischen Auseinandersetzung genug Tiefgang zu verpassen. Taucht dann auch noch ein Klon auf, wird die Story umso komplexer: Vergleichbar mit einem Transporterunfall auf der Enterprise, bei dem plötzlich zwei identische Personen existieren und die Frage aufkommt, ob eine davon getötet werden dürfe, bekommt auch Mickey Barnes sein Duplikat – mit vergleichbaren Fragen und Problemen.

    Von Rassenwahn und Kommunikation mit Aliens
    Ein bisschen Sci-Fi-Action auf einem fremden Planeten gibt es dann zwar, grundsätzlich setzt „Mickey 17“ diesen Kurs voller Tiefgang dann fort: Ein bisschen angelehnt an aktuelle amerikanische Ereignisse geht es etwa um narzisstische Politiker und faschistoiden Rassenwahn. Auf der anderen Seite wird aber auch nicht nur wild auf außerirdische Lebensformen geballert, sondern eine Spezies dargestellt, die über soziale Fähigkeiten verfügt, im friedlichen Kollektiv handelt und sogar mittels Übersetzer zur Kommunikation mit Menschen in der Lage ist. Und vielleicht sogar den ein oder anderen Bluff drauf hat, den man von außerirdischen Lebensformen wohl niemals erwarten würde. Auch hier kommen gewisse Parallelen zu „Star Trek“ auf – wenngleich es „Mickey 17“ gelingt, den flotten modernen und lockeren Stil der heutigen Science-Fiction mit dem Tiefgang von „Star Trek“ zu kombinieren, ohne dabei steif und bieder zu wirken. Vielleicht wäre Bong Joon-ho der richtige Regisseur für den nächsten „Star Trek“-Kinofilm?

    Grandiose Doppelrolle mit subtilen Abweichungen
    Unterdessen zeigt Robert Pattinson, der vor einigen Jahren mit der „Twilight“-Reihe vor allem weibliches Publikum begeisterte, sein wahres Schauspieltalent. Er darf in einer Doppelrolle einfach gleich zwei Mal sich selbst spielen – sozusagen einmal Mickey Nr. 17 und gleichzeitig die Nr. 18. Die eigentliche Kunst liegt darin, die gleiche Figur mit winzigen, subtilen Abweichungen darzustellen. Den soften und etwas ängstlichen, weniger selbstbewussten Mickey auf der einen Seite. Den härteren, skrupelloseren und auch durchsetzungsfähigeren Mickey auf der anderen Seite. Pattinson gelingt dies so subtil, dass wir stets weiterhin den Eindruck behalten, es handele sich um eine Kopie der exakt gleichen Person. Und wenn seine Filmfreundin, gespielt von Naomi Ackie, dann sogar gleich beide Versionen behalten möchte, kommen die modernen feministischen Statements gar noch ganz ohne Holzhammermethode oben drauf. Am Ende bleibt lediglich der Logikfehler übrig, warum ein faschistischer Anführer mit Rassenwahn denn eigentlich farbige Personen auf seiner Reise mit dem Raumschiff mitnimmt?

    Fazit:
    Nach dem enttäuschenden „Sektion 31“-Film bietet „Mickey 17“ den richtigen Ersatz: Mit zurückhaltender Action und einer Prise schwarzem Humor liefert der Science-Fiction-Film von „Parasite“-Regisseur Bong Joon-ho vor allem ethische Auseinandersetzungen, politische Debatten und einen etwas anderen Blick auf außerirdische Spezies. Ein Film mit überraschendem Tiefgang – und herausragendem Robert Pattinson in einer Doppelrolle.