Megalopolis |
Land/Jahr: USA 2024 |
Genre: Science-Fiction-Drama |
Regie: Francis Ford Coppola |
Darsteller: Adam Driver Giancarlo Esposito Nathalie Emmanuel Aubrey Plaza Shia LaBeouf Jon Voight Laurence Fishburne Kathryn Hunter Dustin Hoffman |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 138 Minuten |
Kinostart: 26. September 2024 |
Label: Constantin Film |
Der reiche Architekt Cesar Catilina hat eine große Vision: Seine Stadt New York, die von Elend und Armut geplagt wird, möchte er in eine goldene Zukunft leiten, ein wahres Utopia schaffen. Nach dem Vorbild des antiken Roms hat er dabei eine futuristische Stadt vor Augen, in der jeder Mensch in Reichtum leben kann und jedes Haus über einen eigenen Garten verfügt. Armut soll gänzlich der Vergangenheit angehören. Dabei soll ihm ein mysteriöser Rohstoff namens „Megalon“ helfen, der die Bauarchitektur revolutionieren könnte – und seine eigenartige Fähigkeit, die Zeit anzuhalten. Begeistert ist von den Plänen allerdings nicht jeder: Sowohl der Bürgermeister, als auch ein Teil der Bevölkerung protestieren gegen das Projekt, halten Megalon gar für unsicher und gefährlich. Ausgerechnet die Tochter des Bürgermeisters, Julia Cicero, soll bei den Differenzen vermitteln…
Kritik:
Wenn wir den Namen Francis Ford Coppola lesen, sind die Erwartungen eigentlich recht hoch. Der Regisseur gilt als ein Meister seines Fachs, war einst sogar für die „Pate“-Trilogie verantwortlich. Nun wagte er sich an sein Herzensprojekt: Seit 50 Jahren plante er die Verfilmung von „Megalopolis“. Einen Film, den er größtenteils selbst finanzieren musste und den anfangs kein einziger Filmverleih auf die Leinwand bringen wollte. Fertig im Kino sprechen Fans des Regisseurs allerdings von einem Destaster. Ist „Megalopolis“ wirklich der schlechteste Film in der Karriere von Coppola?
Das Utopia aus dem Herzen
Die Basisidee hinter diesem Science-Fiction-Momumentalfilm, der sich selbst für eine „Fabel“ hält, ist jedenfalls überaus interessant: Wäre es nicht wunderbar, wenn ein reicher Milliardär mit architektonischen Fähigkeiten seine Mittel nutzt, um ein wahres Utopia zu erschaffen, in dem jegliche gesellschaftlichen und sozialen Probleme der Vergangenheit angehören? Fast ein bisschen klingt diese Hintergrundgeschichte wie die Vorlage für einen „Batman“-Film, spielt „Megalopolis“ schließlich ausgerechnet auch noch in New York, wo Gotham bekanntlich auch angesiedelt ist. Doch: Wo ist all dieses Elend, diese Armut und diese Probleme, von denen Coppolas Film berichtet? Es scheint nur in den Dialogen der Reichen vorhanden zu sein, den Blick auf den gesellschaftlichen Abgrund versäumt Coppola bei seinem Film komplett – und macht dabei den größten Fehler, den „Megalopolis“ hätte machen können.
Kunst und Geschwafel
Die Beweggründe und die Geschehnisse sind kaum nachvollziehbar, wenn „Megalopolis“ auf die gesellschaftliche und soziale Situation in keinster Weise eingeht, sondern lieber abgehobene reiche Schnösel zeigt, die sich in römische Kostüme stecken, um ihren eigenen Status selbst zu feiern. Dabei hält sich Coppola offenbar für schlauer, als er ist: Erzählt wird seine selbsternannte „Fabel“ überwiegend durch (zum Teil lateinische) Zitate und hochgestochene Dialoge im Stile der Dichter und Denker vergangener Zeiten. Bei genauerem Hinsehen offenbart dieser Stil allerdings keine stringente Handlung. Die Zitate berühmter Persönlichkeiten, die hier so intelligent klingen, entpuppen sich schlussendlich als pseudo-intellektuelles Geschwafel, das die Handlung des Films zu keinem Zeitpunkt voran bringt. Im Gegenteil: Der Erzählfluss wirkt dadurch gar zunehmend wirr.
Fantasy ohne roten Faden
Das wird bei „Megalopolis“ leider auch nicht dadurch besser, dass Coppola lieber abstrakte Kunst präsentiert, statt eine Nähe zu den Figuren. Hauptfigur Cesar Catilina, gespielt vom hier nur wenig charismatischen Adam Driver, kann die Zeit anhalten und mit einem mysteriösen, goldenen Rohstoff spielen. Warum, wieso weshalb – ach, wen interessiert das schon? Ist eben so. Und so kann der Fantasy-/Sci-Fi-Aspekt des Films nicht einmal dafür herhalten, die Geschichte interessanter zu machen, sondern wird lediglich dafür missbraucht, abstrakte Kunstmomente einzufangen. Statt Armut auf den Straßen gibt’s dann eben riesige Statuen, die sich auf der leeren düstere Straße verselbstständigen. Und statt einen Einblick in die Hintergründe des Utopia Megalopolis gibt’s eben abstrakte Gedankenbilder oder Schreibtische, die im Sand versinken. „Megalopolis“ ist letztendlich so pseudo-intellektuell abgehoben, dass Coppola hier völlig den roten Faden verliert. Und damit letztendlich auch den Zuschauer.
Fazit:
Coppolas langjähriges Herzensprojekt entpuppt sich als Vollkatastrophe: Bei der Darstellung seines Utopias, das mit enormem Tiefgang hätte begeistern können, verliert sich der „Pate“-Regisseur in pseudo-intellektuellem Geschwafel ohne roten Faden. Selten hat eine so hervorragende Vorlage dermaßen viel Potential verschenkt.