Maurice, der Kater |
Land/Jahr: GB / D / USA 2022 |
Genre: Animation |
Regie: Toby Genkel |
Darsteller: - |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 94 Minuten |
Kinostart: 9. Februar 2023 |
Label: Telepool |
Wenn der Straßenkater Maurice die Bewohner zahlreicher Dörfer vor einer Rattenplage warnt, geht das meist mit einer ziemlich spektakulären Show einher. Gegen das richtige Kleingeld rettet der sprechende Kater die Menschen gemeinsam mit einem Flöte spielenden Teenager vor den angeblich gefährlichen Biestern. Doch was die Dorfbewohner nicht wissen: Eigentlich stecken alle drei unter einer Decke und die große Show findet nur statt, weil sich der selbstverliebte Maurice selbst bereichern möchte. Dumm nur, dass sich die Truppe als nächstes die vermeintlich reiche Stadt Bad Blintz ausgesucht hat, die unter einer Hungersnot leidet. Dort nämlich stoßen sie auf einen ebenbürtigen Gegner…
Kritik:
Unter den Fans von Fantasyromanen ist vor allem ein Name schon seit vielen Jahrzehnten besonders beliebt: Terry Prattchet. Mit seinen Scheibenwelt-Romanen veröffentlichte er die wohl meistverkauften Genrebücher aller Zeiten. Mit „Maurice, der Kater“ kommt nun erstmals ein völlig an Kinder gerichteter Scheibenwelt-Roman verfilmt auf die Leinwand.
Die Utopie des Terry Prattchet
Die Erwartungen bei einem solchen Namen hinter der Buchvorlage sind natürlich dementsprechend hoch. Und die Idee hinter „Maurice, der Kater“ durchaus vielversprechend: Genauso wie Terry Pratchett seine Geschichten meist an bekannte Märchen und Volkserzählungen angelehnt hat, sind die Parallelen zum Rattenfänger von Hameln kaum zu übersehen. Gemeinsam mit einem Teenager und seiner Flöte gelingt es dem Kater Maurice schließlich, die Kontrolle über die Ratten verschiedener Dörfer zu erlangen und damit die Menschen an der Nase herum zu führen – natürlich mit einem etwas kritischen Blick auf die Märchenwelt, wenn die vermeintlich wohlwollende Tat nur zur finanziellen Selbstbereicherung dient. Die Infragestellung der „schönen Märchengeschichten“ durch eine kritische Betrachungsweise war schließlich auch schon immer typisch für Terry Pratchett.
Kindgerechte Idiotie
Zusätzlich aufgewertet wird die grundsätzlich spannende Idee hinter „Maurice, der Kater“ durch die Sehnsucht nach einer Utopie, in der Tiere und Menschen friedlich und respektvoll nebenbeinander leben. Gesellschaftskritische Parallelen etwa zu Orwells „Animal Farm“ sind auch dabei nicht zu übersehen. Das Problem dabei allerdings: „Maurice“ schafft es einfach nicht, die Tiefgründigkeit seiner Geschichte auch nur ansatzweise zu entfalten. Die Story des Animationsfilms wird so extrem kindgerecht aufbereitet, dass die Handlung doch eher an der Oberfläche bleibt. Man könnte auch sagen: Tatsächlich hält der Streifen den Zuschauer geradezu für blöd. Taucht mit der Erzählerin Malicia nämlich eine Figur auf, die den Kindern jede Handlung und jedes Motiv des Katers erklärt, wird das Publikum dermaßen für dumm verkauft, dass dabei ein echter Stimmungskiller zustande kommt. Dass sich der Kater bei seinen Taten nur selbst bereichern will – das hätte problemlos auch ein Fünfjähriger ohne Erklärungen verstanden. Ergo entpuppt sich die Figur, die ständig die Handlung kommentiert, eher als Nervensäge, denn als Bereicherung für den Film.
Der Mangel an Witz und Charakter
Nun wäre an dieser Stelle immerhin zu hoffen, dass der süße titelgebende Kater Maurice die Atmosphäre des Films rettet. Optisch kann dieser mit seinem flauschig roten Fell und seinem niedlichen Blick immerhin durchaus überzeugen. Die Charaktertiefe bleibt aber auch bei dieser Figur zu oberflächlich, um wirklich mitreißen zu können. Es mangelt der Figur insgesamt an Humor und Dramaturgie, um das Publikum zu fesseln. Das fällt vor allem im direkten Vergleich zum einige Wochen zuvor gestarteten „Der gestiefelte Kater“ auf, der bei der Umsetzung der Katze nahezu jeden Aspekt besser macht. Und leider setzt sich das sogar beim Bösewicht fort, denn auch der Wolf als Metapher auf den Tod macht mehr her, als der „Rattenkönig“ in „Maurice, der Kater“. Am Ende ist Maurice zwar immer noch ein einigermaßen unterhaltsamer Familienfilm, der aber an vielen Punkten nicht so richtig überzeugt.
Fazit:
Der Animationsfilm mit der flauschigen sprechenden Katze hätte das Potential für eine lustige Familienkomödie gehabt, verkauft das Publikum mit seinen nervigen Verschachtelungen auf Meta-Ebene aber unter dem Strich eher für dumm. Dazu mangelt es vor allem an Charaktertiefe und glaubwürdiger Dramaturgie, wodurch „Maurice, der Kater“ eher zu einem mittelmäßigen Familienfilm wird – und vor allem mit seiner Konkurrenz „Der gestiefelte Kater“ nicht so recht mithalten kann.