M3GAN |
Land/Jahr: USA 2022 |
Genre: Sci-Fi-Horror |
Regie: Gerard Johnstone |
Darsteller: Allison Williams Violet McGraw Lori Dungey Amie Donald Ronny Chieng |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 102 Minuten |
Kinostart: 12. Januar 2023 |
Label: Universal Pictures |
Die junge Cady macht momentan eine ziemlich schwierige Zeit durch. Gerade erst hat sie beide Elternteile bei einem Autounfall verloren und auch eine Bindung zu ihrer Tante Gemma kann sie nur sehr schwerlich aufbauen. Die ist nämlich vor allem mit ihrer Arbeit bei einem Spielzeugkonzern beschäftigt, bei dem sie KI-gesteuerte Haustiere designt. Ihr neuestes Projekt: Ein lebensechter Android namens „M3GAN“, der schon bald als Spielkamerad in jedem Haushalt zu finden sein soll. Mit ihrem hochkomplexen Lernalgorythmus soll sie in der Lage sein, auf spontane Ereignisse zu reagieren und wie ein echter Freund auf die Kinder zu wirken. Ihre Nichte Cady scheint dafür das perfekte Versuchskaninchen: „M3GAN“ soll die Bindung zu dem Kind aufbauen, die Gemma nicht herstellen kann und ihr so bei der Überwindung ihres Verlustes helfen. Dumm nur, dass der Befehl, jeden Schaden von dem Kind abzuwenden, schon bald zu einem ernstzunehmenden Problem wird…
Kritik:
Man stelle sich vor, die Mörderpuppe Chucky wäre nicht von einer menschlichen Seele besessen, sondern es handele sich um einen selbstdenkenden Androiden, der plötzlich eine gewisse Vorliebe für das Morden entwickelt. Fertig wäre die perfekte „Megan“. Wäre da nicht die entschärfte Schnittfassung, um den Film einem jüngeren Publikum zugänglich zu machen. Ob „M3GAN“ trotzdem noch hält, was er verspricht?
Black Mirror ohne Intensität
Auf den ersten Blick möchte der Streifen jedenfalls noch nicht ganz das sein, was der Trailer den Kinobesuchern zunächst versprach. Gingen die Erwartungen noch eher in die Richtung eines „weiblichen Chucky“, so entpuppt sich „M3GAN“ zunächst als waschechtes Science-Fiction-Drama. Vor allem Technologiekritik im Stile von „Black Mirror“ steht hier im Vordergrund, als der weibliche Android zu einem Spielkameraden für ein junges Mädchen werden soll. Die Entfremdung der Kinder von den Eltern durch digitale Technologie und KI macht einen wesentlichen Teil der ersten Hälfte des Films aus. Und wird dann auf die Spitze getrieben, wenn ein Android zum Ersatz für Freunde und Eltern wird, wichtige Probleme nur noch der künstlichen Lebensform anvertraut werden. Für Science-Fiction-Fans eigentlich ein spannender Storyaspekt, auch ohne zunächst blutiges Gemetzel.
Ein bekannter Storyklassiker
Nun gestaltet sich eine solche Story natürlich nicht allzu besonders innovativ. Die Geschichte einer künstlichen Intelligenz bzw. eines Androiden, der ein Eigenleben entwickelt und sich gegen seinen Besitzer wendet – das hat man in den vergangenen Jahrzehnten schon mehr als einmal gesehen. Weitaus spektakulärer inszenierte das schließlich der legendäre „Terminator“. Statt Action scheint hier aber eher der soziale, gesellschaftliche Gesichtspunkt stärker im Mittelpunkt zu stehen. Die Andeutung hinsichtlich eines Bewusstseins der eigenen Existenz, einer möglichen Angst vor dem Tod und die vermeintliche Selbstübernahme des „primären Benutzers“ wurden immerhin erstaunlich realistisch und glaubwürdig inszeniert. Die großen Überraschungen bleiben allerdings aus, wenn „M3GAN“ sich dann den üblichen destruktiven Mustern der typischen „bösen KI“-Story unterwirft. Da wird viel Potential verspielt, da wesentlich mehr Tiefgang möglich gewesen wäre, als das einfach strukturierte Popcorn-Kino hier abliefert.
Ein (zu) zahmer weiblicher Chucky
Dass „M3GAN“ all dieses Potential nicht ganz ausspielt, liegt aber auch daran, dass das Sci-Fi-Horrordrama einfach nicht so richtig weiß, was es nun eigentlich sein möchte. Tatsächlich liefert der Film von Gerard Johnstone nämlich einen Mix aus Drama und Horror – baut aber keine der beiden Stilrichtungen in vollem Umfang aus. Für das Science-Fiction-Drama mit gesellschafts- und technologiekritischem Aspekt bleibt „M3GAN“ insgesamt deutlich zu oberflächlich, beschäftigt sich nicht intensiv und komplex genug mit den Möglichkeiten und Auswirkungen der künstlichen Intelligenz. Für einen Horrorfilm im Stil von „Chucky“, den der Trailer im Vorfeld andeutete, entpuppt sich der Film aber zugleich als deutlich zu zahm. Insgesamt sind die Horrorszenen in der zweiten Hälfte zwar vorhanden, gestalten sich aber größtenteils harmlos, zu wenig gehässig und letztendlich auch zu wenig explizit. Fraglich bleibt an der Stelle, wie wohl die ursprüngliche Unrated-Schnittfassung ausgefallen wäre, auf die Universal Pictures bei der Kinoauswertung nun verzichtet hat. Was bleibt ist ein für Horrorfans unspektakulärer, für Science-Fiction-Fans aber immerhin interessanter, aber zu einfach gestrickter Film über künstliche Intelligenz.
Fazit:
Der Science-Fiction-Horrorfilm „M3GAN“ entpuppt sich als insgesamt durchaus interessantes im Ansatz gesellschafts- und technologiekritisches Sci-Fi-Drama über künstliche Intelligenz und dessen Auswirkungen auf menschliche Bindungen. Bei den Erwartungen an einen „Chucky“ im Sci-Fi-Stil liegt der Film jedoch weit daneben und enttäuscht Horrorfans vor allem in der aktuellen entschärften Schnittfassung.