Konklave |
Land/Jahr: USA / GB 2024 |
Genre: Thriller |
Regie: Edward Berger |
Darsteller: Ralph Fiennes Stanley Tucci John Lithgow Isabella Rossellini Carlos Diehz Brian F. O'Byrne Lucian Msamati Sergio Castellitto |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 121 Minuten |
Kinostart: 21. November 2024 |
Label: Leonine |
Die katholische Kirche ist in Aufruhr: Der Papst ist vor kurzem verstorben und der Platz des Heiligen Stuhls gilt als vakant. In Kürze werden hunderte Kardinäle im Vatikan eintreffen, um gemeinsam in zahlreichen Wahlgängen den neuen Papst zu wählen. Dabei gelten besonders strenge Sicherheitsvorkehrungen: Die gesamte Konklave wird über die vollständige Dauer des Wahlprozesses eingeschlossen und keinerlei Äußerungen dürfen nach draußen gelangen. Selbst schalldichte Wände und Fenster gehören deshalb selbstverständlich dazu. Doch ausgerechnet eingeschlossen mit den anderen Kardinälen, findet Kardinal Lawrence manches fragwürdige Geheimnis über seine Kollegen heraus. Besonders heikel in einer Zeit, in der die Kirche um die zukünftige inhaltliche Ausrichtung debattiert und sich womöglich in eine liberale Richtung entwickeln könnte. Die Machtspiele um den höchsten Posten des Vatikans haben damit begonnen…
Kritik:
Das Thema scheint banal, die Starbesetzung kann sich dafür sehen lassen: Kann ein Film, der ausschließlich und komplett von der Papstwahl handelt, wirklich spannend sein? Hauptdarsteller wie Ralph Fiennes und Stanley Tucci scheinen jedenfalls die optimale Besetzung für ganz spezielle Charakterrollen.
Die Papstwahl als Thriller
Römischer Marmor, rote Türen, dramatische Momente bei lateinischen und italienischen Gebeten: Wenn der amtierende Papst in das Reich der Toten übergeht, fühlt sich das wie ein Thriller an. Genau so scheint „Konklave“ auch inszeniert zu sein. Ein Hochsicherheitstrakt aus verschlossenen Türen, schalldichten Mauern und langanhaltenden Ausgangssperren sorgt dafür, dass sich der Vatikan anfühlt, wie die Kommendozentrale der CIA. Die Inszenierung einer Papstwahl mit derartigem Aufwand, wirkt auf den ersten Blick so widersprüchlich, weckt aber schnell das Interesse der Zuschauer: Was wirklich im Innern einer solchen Konklave stattfindet, wäre für ein Großteil des Publikums vermutlich schon aus dokumentarischer Sicht aufregend. Und so bleibt „Konklave“ auch bei seinem Kammerspiel: Kein Blick nach draußen, nicht einmal der Wechsel zur TV-Berichterstattung. Gute zwei Stunden nur unter Kardinälen. Eine gute Entscheidung.
Kammerspiel mit Intrigen und Machtspielen
Die Machtspiele, die sich dort hinter den verschlossenen Türen entwickeln, sind erstaunlicherweise aber tatsächlich so spannend wie ein Thriller. Nach und nach entwickeln sich Intrigen, um die konkurrierenden Kardinäle am Sieg bei der Papstwahl zu hindern. Hinweise zur dunklen Vergangenheit eines jeden Geistlichen werden verteilt, Verdacht und Misstrauen gehegt und schlussendlich auch über die zukünftige Positionierung der Kirche gestritten. „Konklave“ entwickelt sich zu einem Polit-Thriller auf religiöser Ebene, bei dem Machtspiele und Intrigen darüber entscheiden, ob die katholische Kirche einen liberalen Kurs einschlägt, bei dem selbst Homosexuelle akzeptiert werden oder sich in eine konservative Richtung entwickelt, die Ansichten und Maßnahmen vergangener Zeiten wieder einführen. Kaum zu glauben ist dabei, dass eine zweistündige Papstwahl tatsächlich einen solchen Spannungsbogen haben kann.
Großartige Charakterdarsteller
Bei den Darstellern hatte Regisseur Edward Berger unterdessen ein besonders feines Gespür. Hauptdarsteller Ralph Fiennes und Stanley Tucci beherrschen die politisch-sachliche Kontroverse hervorragend, können den Spannungsbogen mit ihrer Form der Diskussion gar noch steigern. Auch Sergio Castellitto fügt sich als radikal-konservativer Kandidat in einer Nebenrolle hervorragend ein – und trägt reichlich zu intensiv emotionalen Debatten und Auseinandersetzungen bei. Dass „Konklave“ auf Grund der Thematik aber insgesamt gewaltfrei daher kommt, sorgt zuweilen aber auch dafür, dass die Story zwischendurch ein wenig trocken und langatmig sein kann. Das begründet sich vor allem in der Natur der Sache, zumal „Konklave“ eine gewisse Zeit zur Einführung benötigt, ehe die tatsächlichen religiös-politischen Auseinandersetzungen in Fahrt kommen.
Keine religiöse Propaganda
Besonders erstaunlich – und entsprechend gut gelungen – bleibt derweil, dass es „Konklave“ gelingt, nicht zu einem christlichen Film auszuarten. Bei der Inszenierung der Konklave geht der Film eher in einem dokumentarischen Stil vor, schildert die Tatsachen, die einen Rahmen für Diskussionen bieten. Die Haltung der Kirche allerdings propagiert der Film nicht, sondern präsentiert viel mehr die eigene interne Diskussion. „Konklave“ ist also kein Film über Gott, den Glauben oder „christliche Werte“. Gar im Gegenteil: Sogar der massenhafte Kindesmissbrauch durch die katholische Kirche kommt zur Sprache, ebenso wie andere „Sünden“ der Kardinäle. „Konklave“ entfaltet dabei eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der Papstwahl und der Kirche ansich – und schafft es damit zu einem sehenswerten, überaus interessanten und spannenden Film.
Fazit:
Gar nicht langweilig: „Konklave“ ist zwar ein Kammerspiel, das über seine gesamte Laufzeit ausschließlich von der Papstwahl handelt. Mit seinen Machtspielen, Intrigen und der kircheninternen Debatte um die zukünftige Ausrichtung erhält der Thriller einen beachtlichen Spannungsbogen, der auch von den grandiosen beiden Hauptdarstellern getragen wird.