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    Joker: Folie à Deux

    Joker: Folie à Deux

    Land/Jahr:
    USA 2024
    Genre:
    Musical / Drama
    Regie:
    Todd Phillips
    Darsteller:
    Joaquin Phoenix
    Lady Gaga
    Brendan Gleeson
    Catherine Keener
    Zazie Beetz
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    138 Minuten
    Kinostart:
    3. Oktober 2024
    Label:
    Warner Bros.

    Der gescheiterte Komiker Arthur Fleck hat es deutlich zu weit getrieben. Nach mehreren brutalen Morden verbringt er seinen Alltag inzwischen im Arkham State Hospital, einer psychiatrischen Einrichtung für Straftäter. Während er auf seinen Gerichtsprozess wartet, versucht er sich mit Therapien zu rehabilitieren und seine Anwältin davon zu überzeugen, Opfer einer schizophrenen Persönlichkeit zu sein. Die Unzurechnungsfähigkeit soll ihn schließlich vor dem elektrischen Stuhl retten. Ausgerechnet bei der Gesangstherapie ändert sich seine Einstellung allerdings dramatisch: Als er sich Hals über Kopf in die Mitpatientin Lee Quinzel verliebt, ist er sich gar nicht mehr so sicher, ob er nicht doch der einzig wahre Joker ist. Mit fragwürdigem Übermut versucht er, sich vor Gericht selbst zu verteidigen und schlüpft noch einmal in die Rolle des maskierten Wahnsinnigen…

    Kritik:
    Der erste „Joker“ gehört bis heute zu den womöglich beliebtesten DC-Verfilmungen aller Zeiten. Insbesondere die grandiose Charakterdarstellung von Joaquin Phoenix konnte vor fünf Jahren nahezu jeden Zuschauer überzeugen. Umso skeptischer waren die Fans, als bereits damals angekündigt wurde, dass der zweite Teil ein Musical-Film mit Lady Gaga werden sollte. Passt ein Musical wirklich zum „Joker“? Und wie ist das Ergebnis wohl ausgefallen?

    Psychostudie über Missbrauch
    Auf den ersten Blick hat sich bei der Fortsetzung gar nicht so viel verändert. Jahre nach den brutalen Morden, die der Joker als gescheiterter Komiker begangen hat, könnte die Szenerie kaum Batman-typischer sein: Der zentrale Schauplatz ist die psychiatrische Anstalt von Arkham, in der Joker von zahlreichen psychisch kranken Straftätern umgeben ist. Da passt die angeborene Fehlstellung von Phoenix’ Schulter genauso perfekt, wie der ganz besondere Charakter seiner Figur. Wortkarg, gebrochen und seelisch am Ende präsentiert Joaquin Phoenix seinen Joker, der sich seit seiner Kindheit als Missbrauchsopfer sieht – und selbiges auch in Gefangenschaft erneut erfahren muss. Eine Schizophrenie, die aus den Traumata seiner Vergangenheit resultiert, oder doch nur ein Schauspiel, um der Todesstrafe zu entgehen? Diese Psychostudie steht im Mittelpunkt der Handlung. Und da brilliert Phoenix noch genauso, wie im ersten Teil.

    Meisterhafte Charakterdarstellung von Joaquin Phoenix
    Insgesamt hat „Joker: Folie à Deux“ dabei auch einige starke Szenen, insbesondere innerhalb der psychiatrischen Anstalt. Gerade noch vor Gericht von seinen Missbrauchserfahrungen berichtet, wird er von den Wärtern erneut misshandelt, bis er zuckend und verstört am Boden liegt. In den wenigen Interviews, die er während seiner Gefangenschaft gibt, hin und hergerissen zwischen charakterlicher Besserung und Wut über das Kreuzverhör, das doch nur seine negativen Seiten hervorheben soll. Auch fünf Jahre nach dem ersten „Joker“ weiß Phoenix noch hervorragend, diesen manischen Charakter bis ins extremste Detail darzustellen. Und da harmoniert auch Lady Gaga, in einer ähnlich psychisch kaputten, toxischen und manipulativen Rolle hervorragend. Gaga lässt den Glamour ihrer Karriere einmal außen vor, mimt die psychisch kranke Lügnerin mit Bravour. Und liefert damit auch eine weitaus interessantere Harley Quinn, als man sie je gesehen hat.

    Joker bei der Gesangstherapie
    Fraglich dazwischen allerdings der eigentliche Knackpunkt, der zu Zweifeln und zum Teil schlechten Bewertungen der Zuschauer führt: Der Gesang, der bei diesem Musical-Film im Kern der Handlung steht. Bei der Gesangstherapie, die der überraschend verweichlichte Joker in diesem Film macht, mag das noch durchaus stimmig erscheinen. Danach werden die Gesangsszenen aber so sehr ausgereizt, dass nur wenige der Gesangseinlagen wirklich stimmig und sinnvoll erscheinen. Mitten im Interview oder vor Gericht plötzlich einfach zu singen beginnen? Das will nicht so richtig zum neuen „Joker“ passen und letztendlich stören die zumeist unpassenden Momente auch lediglich der ansonsten grandiosen Handlung. Auf eine wirklich starke Charakterdarstellung, folgt oftmals sogleich der nächste gesungene Song. Wozu? Nun, so richtig weiß das niemand. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre der zweite „Joker“ deutlich stimmiger, hätte Regisseur Todd Phillips darauf verzichtet, aus ihm ein Musical zu machen. Da alle Aspekte hervorragend sind, bis auf den Musical-Part, kann man den Gesang kaum als gelungene Entscheidung betrachten.

    Fazit:
    Der zweite Joker als Musical-Film irritiert die Fans: Obwohl Joaquin Phoenix in seiner Charakterdarstellung ebenso brilliert, wie im ersten Teil und „Joker: Folie à Deux“ mit einer grandiosen Psychostudie beeindruckt, werden die meisten Gesangsszenen immer wieder als störend empfunden. Als normales Drama ohne Gesang hätte „Joker“ ein weiteres Meisterwerk sein können.