Hui Buh und das Hexenschloss |
Land/Jahr: D 2022 |
Genre: Fantasy |
Regie: Sebastian Niemann |
Darsteller: Michael Herbig Christoph M. Herbst Nelly Hoffmann Rick Kavanian Carmen-Maja Antoni |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 88 Minuten |
Kinostart: 3. November 2022 |
Label: Warner Bros. |
Das Schlossgespenst Hui Buh hat zwar inzwischen ganze 500 Jahre auf dem Buckel, so richtig angsteinflößend ist der Geist von Schloss Burgeck aber noch immer nicht. Selbst seine neueste Gruselshow ist so dermaßen nach hinten losgegangen, dass er eine Karriere als Schreckgespenst längst ausgeschlossen hat. Als sich dann jedoch die junge Hexe Ophelia überraschend an das Gespenst wendet, könnte sich für Hui Buh alles ändern: Sie ist im Besitz des Nekronomicon, einem gefährlichen Buch über schwarze Magie, das auf gar keinen Fall in falsche Hände geraten darf. Doch leider ist die böse Hexe Erla bereits hinter dem Buch her und hat sogar Ophelias Mutter entführt. Gemeinsam mit seinem besten Freund König Julius begibt sich Hui Buh deshalb in den sagenumwobenen Hexenwald, denn nur die gute Hexe Diandra kann Erla noch das Handwerk legen…
Kritik:
Als Michael „Bully“ Herbig im Jahre 2006 zum ersten Mal in die Rolle des animierten Schlossgespenstes „Hui Buh“ schlüpfte war schnell klar: Hier handelt es sich um einen ziemlich erfolgreichen Familienfilm, der zweifelsfrei eine Fortsetzung zu erwarten habe. Ganze 16 Jahre hat es dann allerdings doch gedauert, bis sich Sebastian Niemann nochmal in den Regiestuhl setzen durfte, um eine Fortsetzung zu drehen.
Ein Gespenst der Vergangenheit
Mit „Hui Buh und das Hexenschloss“ kommen vor allem Familien mit Kindern aber nun in den Genuss, das „lustigste Gespenst der Welt“ noch einmal auf der Leinwand zu sehen. Der Einstieg fällt dabei ziemlich leicht: Inszenatorisch lehnt sich das Sequel so nah an das Original an, dass prompt das Gefühl aufkommt, seit damals sei kein einziges Jahr vergangen. Mit flottem Tempo und einem kindgerechten Slapstick-Humor braucht es da gar nicht viel, um wieder voll in das Gespenster-Franchise einzusteigen. Etwas ungünstig an dieser Stelle: Auch die Animation des Gespenstes „Hui Buh“, das zumindest dem Gesicht von Michael Bully Herbig ziemlich ähnlich sieht, scheint sich in den vergangenen 16 Jahren nicht allzu sehr weiter entwickelt zu haben. Vergleichen mit den jüngsten Disney- und Pixar-Produktionen wirkt die 3D-Animation altbacken und längst nicht mehr zeitgemäß.
Der Stromberg des Märchenfilms
Genauso sehr scheint zugleich auch der Humor ein bisschen in der Zeit stehen geblieben zu sein. Oder besser gesagt: Der typische Humor des Michael „Bully“ Herbigs, den man auch schon in den 1990er Jahren aus der „Bullyparade“ kannte. Slapstick, Wortwitz und Situationskomik sind auch im Jahre 2022 offenbar noch so albern, wie eh und je. Dem Fan wird letztendlich genau das gefallen: Zuschauer, die auf den klassischen „Bullyparade“-Humor stehen, bekommen hier genau das geboten, was sie schließlich auch erwarten. Da fügt sich dann auch ein Christoph Maria Herbst ein, der trotz seiner Kostümierung als König Julius doch immer wieder einen Hauch seines guten alten „Stromberg“ heraushängen lässt. Wie in jedem seiner anderen Film schließlich auch. Insgesamt scheint es den Darstellern aber grundsätzlich schwerzufallen, sich schauspielerisch zu wandeln und von ihren üblichen Rollen allzu sehr abzuweichen. Ein typisches Phänomen deutscher Comedians, wie zuletzt auch Otto Waalkes als „Catweazle“ bereits zeigte.
Auf den Spuren von Harry Potter
Ungewöhnlicher ist da hingegen schon, dass sich der zweite „Hui Buh“ stärker an internationalen Fantasy-Genrefilmen orientiert und vor allem dem jüngeren Publikum deutlich mehr zutraut. Verglichen mit früheren Jahren ist „Hui Buh und das Hexenschloss“ für einen deutschen Kinderfilm insgesamt ziemlich düster und gruselig ausgefallen. Die schwarz gekleideten, stark gealterten Hexen erinnern da nicht selten an so manch gruselige Gestalten aus den damaligen „Harry Potter“-Filmen, die einst für ihre niedrige Altersfreigabe kritisiert wurden. „Hui Buh“ lehnt sich exakt an diesen Stil an – und kommt damit bei allen Generationen gut an. Hier haben die Erwachsenen nämlich ebenso viel Spaß, wie die Kinder, die von ihren Eltern ins Kino begleitet werden. Verwandeln sich die Hexen dann auch noch eindrucksvoll in einen Schwarm schwarzer Raben wundert man sich über die veraltete Animation des Gespenstes dann umso mehr – denn offenbar sind die Macher hier stellenweise durchaus zu weit mehr in der Lage.
DDR-Star als Überraschungs-Hit
Die größte Überraschung dabei: Carmen-Maja Antoni, die schon in der DDR als eine der wichtigsten Charakterdarstellerinnen so mancher alter Märchenfilm-Klassiker galt. Für die Rolle der Knusperhexe, die mehr als offensichtlich an „Hänsel und Gretel“ angelehnt ist, hat man hier ohne Frage die optimale Besetzung gefunden. Als grimmige, meckernde und ständig beleidigende alte Hexe, die trotz ihrer ausfallenden Art auf der Suche nach neuen Freundschaften ist, stiehlt Antoni schnell selbst den großen Stars rund um Michael Herbig und Christoph M. Herbst die Show. Die Knusperhexe wird hier überraschend zum heimlichen Star des Films und hätte glatt eine eigene „Hänsel und Gretel“-Verfilmung nur für sich alleine verdient. Vielleicht auch, weil die Darstellerin trotz ihrer sehr langen Karriere durch ihre zahlreichen Nebenrollen insgesamt vergleichsweise unverbraucht wirkt – und damit für erfrischende Abwechslung sorgt. Insgesamt macht der zweite „Hui Buh“ vor allem durch solche Überraschungen Spaß, trotz seiner zahlreichen „typisch deutschen“ Ansätze.
Fazit:
16 Jahre nach dem ersten Teil der „Hui Buh“-Reihe wirkt Michael „Bully“ Herbigs animierter Geist zwar ein bisschen in die Jahre gekommen und auch der „typisch deutsche“ Humor gewinnt sicherlich keine Innovationspreise mehr, doch als düster-gruseliger Familienfilm mit gelegentlichen Highlights kann die Fortsetzung insgesamt stark unterhalten.