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    Land/Jahr:
    USA 2024
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Robert Zemeckis
    Darsteller:
    Tom Hanks
    Robin Wright
    Paul Bettany
    Kelly Reilly
    Michelle Dockery
    Gwilym Lee
    David Fynn
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Dauer:
    104 Minuten
    Kinostart:
    12. Dezember 2024
    Label:
    DCM

    Das prachtvolle Haus von 1902, das sich besonders schmuckvoll in die Straße einfügt, hat schon einige Geschichten erlebt. Die ersten Bewohner waren ein Ehepaar, dessen weiblicher Part stetige Angst davor hat, das Hobby ihres Ehemanns für die Luftfahrt könnte ihm eines Tages das Leben kosten. Einige Zeit später beziehen Leo und Stella das Haus, die sich in den 1920er Jahren als erfinderisch zeigen. Das exzentrische Paar entwickelt beispielsweise besondere Fernsehsessel, während sie ihr Leben in vollen Zügen genießen. Als Al Young im Jahre 1945 mit seiner Frau Rose das Haus kauft, wird es langjährig turbulent: Mit einer Vergangenheit beim Militär leidet er bereits seit einiger Zeit unter einem Alkoholproblem. Ihr Sohn Richard stellt unterdessen seine Highschool-Liebe Margaret vor, mit der er noch viele Jahre in diesem Haus verbringen wird – bis sie eines Tages sogar die Eltern pflegen müssen. Nach über 100 Jahren findet sogar eine farbige Familie ihr Zuhause in dem Haus, stets begleitet von noch immer aktueller rassistischer Polizeigewalt und ganz eigenen Herausforderungen. Im Leben all dieser Menschen gibt es nur eine Konstante: Das Haus, das ihnen ein Zuhause bietet, bleibt bestehen – und zeigt ihnen, wie vergänglich doch das Leben ist…

    Kritik:
    Regisseur Robert Zemeckis hat eine außergewöhnliche Filmkarriere hinter sich. Schon in den 90ern gelang es ihm, mit „Forrest Gump“ gleich mehrere Oscars zu gewinnen. Seit je her ist er dabei bekannt für cineastische Experimente, bei denen er stets Neues ausprobiert, das den Sehgewohnheiten widerspricht. Ob Tom Hanks Aufenthalt auf einer einsamen Insel in „Cast Away“ oder die Verfilmung eines Flugzeugdramas in „Flight“.

    Ein Haus, ein Blickwinkel
    An der vielzähligen Zusammenarbeit mit Hauptdarsteller Tom Hanks hält er auch in seinem jüngsten Werk „Here“ fest. Damit wagt sich Zemeckis aber zugleich wohl an seinen experimentellsten Film: Er möchte sich dieses Mal gar nicht so sehr einer kausalen Geschichte widmen, sondern stattdessen die „Erlebnisse“ eines Hauses zeigen. Das außergewöhnliche Kammerspiel bietet dabei sogar eine besondere Perspektive: Der gesamte Film zeigt nur eine einzige Kameraeinstellung. Egal, in welcher Zeitepoche und welche Familie gerade in dem Haus lebt: Die Kamera bewegt sich nicht von der Stelle und zeigt uns stets das identische Wohnzimmer aus dem immer gleichen Blickwinkel. Dem Zuschauer soll mit stetigen Zeitwechseln und einem Fortschreiten des Alters- und Entwicklungsprozesses der Bewohner ihre Vergänglichkeit näher bringen.

    Tom Hanks im Mittelpunkt
    Anfänglich ist dieser Stil noch sehr gewöhnungsbedürftig. Die gleich in den ersten Minuten durchgeführten mehrfachen Zeitwechsel, die mit „Bild in Bild“-Fenstern einen Übergang schaffen, lassen zunächst einen wirklichen roten Faden vermissen. „Here“ wirkt zu Beginn wie ein zusammenhangloser Kunstfilm, weniger wie ein fortschreitendes Drama. Das legt sich zum Glück nach einer Weile, wenn sich das Drama stärker auf die einzelnen Ereignisse und Lebensabschnitte fokussiert. Hierbei wird allerdings schnell klar: Nicht jede der gezeigten Familien und Geschichten bekommt den gleichen Raum eingeräumt. Eine Story steht im Fokus, die anderen bleiben deutlich zu oberflächlich. Die Geschichten um Leo, sowie um Pauline, die sich um die Gefahren ihres Mannes fürchtet, bleiben ebenso knapp und oberflächlich, wie die schwarze Familie, die etwa in der Gegenwart das Haus bewohnt.

    Starkes Charakter- und Familiendrama
    Am Ende konzentriert sich „Here“ vor allem um den langen Abschnitt von Al Young, seiner Frau Rose, sowie dem Sohn Richard, der hier von Hauptdarsteller Tom Hanks dargestellt wird. Dessen Lebensgeschichte geht über so viele Jahrzehnte, dass sie einen Großteil der Story des Films einnehmen. Insgesamt ist das durchaus spannend, da das Familiendrama reichlich aufregende Momente zu bieten hat – von der Alkoholsucht des Vaters, über die erste große Liebe, bis hin zum Aufziehen des Sohnes und Enkels. Mit all den Entscheidungen des Lebens, die das mit sich bringt. Da gerade dieser Part sich dramaturgisch und emotional sehen lassen kann, wirken die Zeitsprünge zu den anderen Hausbewohnern geradezu störend. Immer dann, wenn es spannend wird, unterbricht „Here“ die Szenerie und zwingt das Publikum, sich für andere, weniger aufregende Erzählabschnitte umzuorientieren. Am Ende mag der Erzählstil zwar originell sein, stellt für die Story aber eher ein Hindernis dar.

    Hervorragendes Schauspiel
    Dass Zemeckis’ neuestes Werk trotzdem funktioniert, liegt insbesondere an den herausragenden schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller. Das Familiendrama um Al Young und seine Familie wird dabei vor allem von den Charakterdarstellern getragen. Hier kann Tom Hanks in der Hauptrolle einmal mehr unter Beweis stellen, dass er solche Charakter- und Dramarollen hervorragend meistern kann. Unterstützt von Robin Wright und Paul Bettany, die ihre beiden Rollen ebenso mit Bravour meistern, ergibt das ein dynamisches Gespann, das eine glaubwürdige Entwicklung ihrer Figuren abliefert. Die Alterungseffekte, denen sich Zemeckis bei „Here“ bedient, tragen ihr Übriges zur Authentizität bei. Zuschauer, die einmal Lust auf einen besonderen Erzählstil abseits des Mainstreams haben, können hier bedenkenlos einen Blick riskieren.

    Fazit:
    Robert Zemeckis wagt sich an ein Experiment: Er zeigt ein einziges Haus aus einer einzigen Kameraperspektive, die sich nie bewegt. Das aber reicht, um gleich mehrere Familiendramen zu inszenieren. Insbesondere die Charakterdarstellung von Tom Hanks kann dabei brillieren, auch wenn „Here“ insgesamt nicht komplett ohne Schwächen auskommt.