Die junge Furiosa würde am liebsten in ihre grüne Oase des Überflusses zurückkehren, doch seit einiger Zeit fristet sie ihr Dasein bei einer skrupellosen Biker-Gang. Ihr Kriegsherr Dementus würde alles dafür tun, ihren Heimatort ausfindig zu machen – um ihn schlussendlich wahrscheinlich zu überfallen. Aufgewachsen unter rauen Bedingungen, trifft Furiosa gemeinsam mit der Gang bei ihren Streifzügen auf eine Wüsten-Zitadelle, angeführt vom unsterblichen Joe. Während die Tyrannen um die Vorherrschaft kämpfen, nutzt Furiosa die Gelegenheit, ihren eigenen Weg durch die Wüste zu finden und sich die beiden Fraktionen zu Nutze zu machen, um eines Tages nach Hause zurückkehren…

Kritik:
Inzwischen ist es bereits etwa 45 Jahre her, dass die Endzeit-Actionreihe „Mad Max“ erstmalig über die Leinwand flimmerte. Bis heute prägt sie nahezu jegliche Endzeit-Ästhetik – vom Film bis hin zu Cosplayern auf Festivals. Auch „Fury Road“ war im Jahre 2015 ein voller Erfolg. Nun gibt es auch im Mad Max-Universum endlich eine weibliche Perspetive: „Furiosa“ geht auf Feldzug durch das Ödland.

Patriarchat und Extrem-Kapitalismus
Mit der neuen Hauptrolle bringt der neueste „Mad Max“-Film natürlich auch eine emanzipatorische, feministischere Sichtweise mit. Man könnte „Furiosa“ durchaus auch als weiblichen Coming-of-Age-Film bezeichnen, in dem eine junge Frau in einer Welt aufwachsen muss, in der das Patriarchat bis ins Extremste auf die Spitze getrieben wird. Das hat natürlich seinen ganz besonderen Reiz: „Furiosa“ ist umgeben von harten Kerlen und rauen Kriegern in einer unfruchtbaren Welt, in der sie selbst mehr oder weniger die körperliche Stärke und mentale Skrupellossigkeit eines Mannes erreichen muss. „Furiosa“ ist gezwungen, zu einer maskulinen Figur zu werden, um in der Endzeit-Welt dieses Films zu überleben. Ein Aspekt, mit dem die emanzipatorische Story einen ganz eigenen Touch erhält.

Trucker Babe der Endzeit
In gewisser Weise schaut sich der Actionstreifen dabei sogar einiges bei den „Trucker Babes“ ab, die wir eher aus dem Trash TV des Nachmittags kennen. Immerhin darf sie als Frau dann auch mal an das Steuer des „War Rig“, einem über 20 Meter langen, bis auf die Zähne bewaffneten LKW, der für den Handel zwischen verfeindeten Festungen verwendet wird. Nach anfänglich etwas zähem Geplänkel um vermeintlich politische Machtstrukturen, entdeckt „Furiosa“ genau damit auch sogleich den Spannungshöhepunkt. Die rasanten Verfolgungsjagden und Überfälle, bei denen die Crew des Transports vom Dach des Lastwagens aus die Gegner niedermetzelt, haben nicht nur reichlich Schauwerte, sondern auch einen ordentelichen Unterhaltungswert. „Furiosa“ entwickelt seine Stärken nämlich genau dann, wenn der Film sein Gerede ein wenig reduziert und sich auf die rauhe Wüsten- und Ödland-Action konzentriert. Den geradlinigen Kampf durch die braune Wüste macht den Reiz des Films aus.

Ernsthaft und trotzdem durchgeknallt
Dabei entpuppt sich „Furiosa“ natürlich auch immer wieder als abgefahrene, teils kuriose Kostümshow, dessen Ästhetik sich auch dieses Mal bestens sehen lassen kann. Optisch braucht sich der Streifen weder vor dem Spektakel „Dune“ verstecken, noch fällt es dem Endzeit-Look schwer, mit einem „Borderlands“ mitzuhalten. Die Ernsthaftigkeit, die es mit comichafter Überzeichnung nicht allzu sehr übertreibt, macht jedenfalls Spaß – selbst, wenn doch so manches Outfit ein wenig absurd erscheinen mag. Wenn sich Dementus in seinem abgefahrenen Drei-Motorrad-Streitwagen die Haare rot färbt, oder sich „The People Eater“ die Gasmaske lieber vor den Unterleib statt vor das Gesicht schnallt, macht „Furiosa“ genau den Spaß, den wir seit über 40 Jahren von der Mad Max-Saga erwarten. Einzigartig und durchgeknallt.

Fazit:
Mit dem feministischen Blick auf die Endzeit-Welt von „Mad Max“ treibt „Furiosa“ die Darstellung des Patriarchats auf die Spitze und macht mit der abgefahrenen, teils kuriosen Rachestory gleich noch umso mehr Spaß. „Furiosa“ ist ein unterhaltsames Actionspektakel, das zugleich eine beeindruckende Kostümshow abliefert.