Fast & Furious 10 |
Land/Jahr: USA 2023 |
Genre: Action |
Regie: Louis Leterrier |
Darsteller: Vin Diesel Jason Momoa Michelle Rodriguez Tyrese Gibson Ludacris Sung Kang Nathalie Emmanuel John Cena Charlize Theron Brie Larson Jason Statham |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 141 Minuten |
Kinostart: 17. Mai 2023 |
Label: Universal Pictures |
Einige Jahre ist es bereits her, dass die Bande rumd um Dominic Torreto im Auftrag der Agency den brasilianischen Drogenboss Reyes außer Gefecht setzte. Den damaligen Vorfall längst hinter sich gelassen, sollen sie heute in Rom einen wertvollen Computerchip aus einem Lastwagen stehlen. Gerade erst dort angelangt, müssen sie allerdings feststellen, dass es dieses Mal in Wirklichkeit gar keinen echten Auftrag der Agency gibt. Dante Reyes, Sohn des einstigen Drogenbosses, hat es sich schließlich zum Ziel gesetzt, den Tod seines Vaters und den Verlust des Familienvermögens endgültig zu rächen. Und dafür ist ihm jedes Mittel recht: Von der Zerstörung der historischen Innenstadt von Rom bis hin zur Entführung von Dominics Sohn, ist Dante bereit, über Leichen zu gehen, um seinen Willen durchzusetzen und Dominic Torretto ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen…
Die Sekte mit Autos
Ein obligatorisches Bier der Marke Corona, die ein oder andere Grillparty und natürlich ein Stoßgebet auf „La Familia:“ Das ist seit je her das Grundkonzept der „Fast & Furious“-Reihe, die mit ihrem nun zehnten Film (eigentlich elf, wenn man „Hobbs & Shaw“ dazu zählt), inzwischen zu einem regelrechten Popkultur-Phänomen herangewachsen ist. Bereits seit „The Fast & The Furious“ im Jahre 2001 erstmals über die Leinwand flimmerte, bekommen Actionfans nicht genug von den schnellen Autos, den dicken Muskeln und der gewaltigen Portion Protz. Ein bisschen was hat sich seither allerdings geändert: Straßenrennen, die es gelegentlich zwar immer noch gibt, sind zur Nebensache geworden und „Fast & Furious 10“ bedient sich eher dem Agententhriller-Genre, bei dem eine vermeintliche „kriminelle Sekte mit Autos“ im Auftrag der Regierung bzw. der „Agency“ mehr oder weniger die Welt rettet. Oder zumindest wertvolle Gegenstände, Waffen und Vergleichbares durch den rasanten Einsatz auf der Straße beschafft.
Der Hang zur Übertreibung
Dass es dabei nicht immer ganz mit rechten Dingen zu sich geht, ist den Fans bereits seit mindestens fünf vorherigen Filmen klar: Die einen meiden inzwischen die „Fast & Furious“-Reihe, da sie zahlreiche unrealistische Szenen nicht mehr ernst nehmen können. Den anderen sind sie schlicht egal, oder sie erfreuen sich erst recht an den wahnwitzigen Stunts, die Vin Diesel und seine Kollegen hier abliefern. Spätestens seitdem es die Truppe gar zustande gebracht hat, mit einem Auto in den Weltraum zu fliegen, löst der Hang zu Übertreibung und Unrealismus mitunter Kopfschütteln beim Publikum aus. Bei „Fast & Furious 10“, der im englischen Original nur noch „Fast X“ genannt wird, wird das Programm natürlich fortsetzt: Mit möglichst viel Krawall wird Rom in Schutt und Asche gelegt, eine riesige rollende Bombe durch die Stadt verfolgt und sogar Hubschrauber mit dem Sportwagen gerammt. An derartigem Unfug muss man schon Spaß haben, wenn man den neusten „Fast & Furious“ auf der Leinwand genießen möchte.
Das Wichtigste: La Familia
Fast schon albern wirkt an der Stelle, dass die Reihe doch tatsächlich eine richtige (wenn auch dünne) Geschichte vorzuweisen hat. So häufig, wie hier das Wort „Auto“ fällt, so intensiv geht es zugleich auch um die „Familie“. Nicht nur die selbst ausgesuchte Familie von Dominic Torreto, die sich bei illegalen Straßenrennen zusammengefunden hat, sondern inzwischen auch die leibliche Familie des muskulösen Helden: Wie in jedem guten Actionthriller muss schließlich ein Bedrohungsszenario dadurch aufgebaut werden, dass der eigene leibliche Sohn in Gefahr gerät. Das Testosteron sorgt für den passenden Beschützerinstinkt, geradezu unterhaltsam klischeehafte Geschlechterrollen steigern den Spaßfaktor und die quietschenden Reifen sind das optische Extra obendrauf. Kurz gesagt: Genau das, was von einem „Fast & Furious“ auch erwartet wird – falls man nach dem zehnten Film nicht längst genug von dem sich ständig wiederkauenden Konzept hat.
Die Weiblichkeit des Jason Momoa
Für Neuerung und Auflockerung sorgt unterdessen aber immerhin der geniale, exzentrische Bösewicht, der dieses Mal von Jason Momoa verkörpert werden darf. Und ausgerechnet dieser Inbegriff der Männlichkeit mit seinen langen Haaren und seinem stämmigen Erscheinungsbild soll dann jene testosterongeladenen Geschlechterrollen aufbrechen, als wollte der Streifen das Genderthema gewaltig auf die Schippe nehmen. Spaßig und sehenswert ist es aber allemal, wenn sich Momoa seine Fingernägel allesamt in einer anderen Farbe bunt färbt und es trotzdem einfach nicht schafft, in diesem Film nicht wie die Männlichkeit in Person auszusehen. Sein Auftritt im lässigen Hemd dürfte wohl das Beste sein, was wir in zwanzig Jahren „Fast & Furious“ auf der Leinwand gesehen haben. Allein dafür ist der Film definitiv einen Blick wert.
Fazit:
Schnelle Autos, Familienbande und reichlich Testosteron: Auch der neueste Teil der „Fast & Furious“-Reihe setzt sein bekanntes Konzept fort und lässt den Realismus dabei gänzlich links liegen. Während das den anspruchsvollen Zuschauer kaum mehr in den Kinosaal lockt, begeistert vor allem Jason Momoa als ironisch-exzentrischer Bösewicht in einer Paraderolle.