Ein Lied in Gottes Ohr |
Land/Jahr: F 2017 |
Genre: Komödie |
Regie: Fabrice Eboué |
Darsteller: Fabrice Eboué Audrey Lamy Ramzy Bedia Jonathan Cohen Guillaume de Tonquedec Mathilde Seigner |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 89 Minuten |
Kinostart: 26. Juli 2018 |
Label: Neue Visionen |
Für den Musikproduzenten Nicolas läuft es beruflich schon seit einiger Zeit überhaupt nicht gut. Da er sich lieber auf innovative Musikstücke konzentrieren will, statt einfallslose Massenware für den Mainstream zu produzieren, ist der große Chartserfolg bisher ausgeblieben. Das allerdings ist den Aktionären des Plattenlabels längst ein Dorn im Auge und verlangen einen Hit innerhalb der nächsten Monate – andernfalls ist Nicolas seinen Job los. Aus purer Verzweiflung kommt er deshalb auf die Idee eines multikulturellen Konzeptes: Er will eine Boygroup aus einem Priester, einem Imam und einem Rabbi gründen und damit die Charts erobern. Gefunden sind die Bandmitglieder zwar schnell, aber kaum hätte er ahnen können, wie schwierig es sein wird, diese zu einer Zusammenarbeit zu bewegen…
Kritik:
In einer multikulturellen Gesellschaft scheint es nicht immer einfach, alle Religionen unter einen Hut zu bekommen – da können die Gläubigen noch so modern und weltoffen sein. Ausgerechnet auch noch eine gemeinsame Band zu gründen und die Songs der jeweiligen Weltanschauungen zu vereinen, scheint da ein noch schwierigeres Unterfangen. Das allerdings kann durchaus zur Belustigung aller anderen führen.
Der Mainstream und die Religion
Ein bisschen können sich so manche Zuschauer schnell in die Hauptfigur Nicolas hineinversetzen, wenn sie mit Chartsmusik wenig anfangen können und sich lieber innovativer einzigartiger Musik widmen. Der nämlich verkörpert den typisch verzweifelten Musikproduzenten, der einfach keine Massenware produzieren möchte. Schließlich kennen wir das alle irgendwie: Musik aus den Charts klingt mittlerweile, als hätten wir alles schon etliche Male gehört, echte Innovation findet sich fast nur noch bei den Indie-Produktionen – und selbst da muss man manchmal etwas länger suchen. Schade ist, dass „Ein Lied in Gottes Ohr“ musikalisch zwar viel bietet, aber nicht unbedingt Nischengenres bedient: Der Soundtrack des Films ist durchaus eingängiger Pop und gehört nicht zur anspruchsvollsten Sorte seines Genres. Trotzdem steht er im Mittelpunkt des Films und richtet sich an ein Publikum, das es gerne etwas musikalischer mag. Ein Glück, dass es dabei keine typisch religiöse Musik gibt, sondern eher ein poppiger Appell an gegenseitige Toleranz.
Humor durch Provokation
Eines nämlich können die Franzosen offenbar ebenso gut, wie die Briten: Sie belustigen den Zuschauer gerne mit provokativem Humor, der sich tatsächlich traut, religiöse Gefühle zu verletzen und die Eigenheiten der drei Religionen ganz schön veralbert. „Ein Lied in Gottes Ohr“ ist nämlich – auch wenn es der Titel vermuten lassen könnte – wirklich kein religiöser Propagandafilm und spielt schon gar nicht den Moralapostel. Die erfrischende Komödie kann man nämlich auch problemlos genießen, wenn man als Zuschauer eher auf der weltanschaulich neutralen oder atheistischen Seite steht. Tatsächlich aus einer laizistisch orientierten Sichtweise gedreht, nutzt „Ein Lied in Gottes Ohr“ schließlich jedes noch so kleine Fettnäpchen aus, um darzustellen, wie absurd und albern doch so manche Regel der Religionen ist – perfekt verpackt durch ein Erfolgsszenario, das die Befolgung der Regeln nahezu unmöglich macht. Da darf ein Priester auch mal das Zölibat in Frage stellen, ein Rabbi zum Kokain greifen und ein Imam es besoffen mit den hübschen Frauen treiben. „Ein Lied in Gottes Ohr“ scheißt auf erfreuliche Weise auf die politische Korrektheit und hält den Religionen einen Spiegel vor den Kopf.
Die amüsantesten Streitgespräche
Humor gibt es dabei allerdings reichlich, denn der kommt vor allem in den Dialogen und Streitgesprächen der drei Religionsführer zustande. Die können schließlich den Unsinn des jeweilig anderen überhaupt gar nicht nachvollziehen und streiten sich nahezu ununterbrochen über vermeintlich christliche Lebensweisen, koscheres Essen und die subtil antisemitischen Meinungsäußerungen des Moslems. Lachen darf dabei vor allem der Vierte: Und das ist in diesem Fall der Zuschauer, denn für den ist kaum zu übersehen, dass eigentich alle Religionen ziemlich unsinnig zu sein scheinen. Man könnte sagen: “Ein Lied in Gottes Ohr” leistet also sogar ein wenig religionskritische Aufklärungsarbeit, ohne dabei die jeweiligen Weltanschauungen repsektlos oder übertrieben negativ darzustellen. Ganz ohne pädagogische Message kommt „Ein Lied in Gottes Ohr“ aber nicht aus, will er dem Publikum immerhin auch vermitteln, wie das Zusammenleben trotz dieser Verschiedenheit trotzdem klappen kann. Durch eine ziemlich kompakte Laufzeit wirkt die Komödie aber zugleich auch kurzweilig und wird zu einem spaßig-lockeren Stoff. Das stellt sich aber auch als ziemlich gute Idee heraus, denn bedrückendes oder allzu ernsthaftes Material möchte „Ein Lied in Gottes Ohr“ dann doch nicht liefern und schon gar keine Debatte auslösen, wie wir sie aus den Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen gewohnt wären. Man könnte auch sagen: Regisseur Fabrice Eboué stellt es ziemlich geschickt an, diesen Stoff zu vermitteln.
Fazit:
Ein kurzweiliger Spaß über die absurden Eigenheiten der Religionen, den man auch als nichtreligiöser Zuschauer bedenkenlos ansehen kann und der nicht davor zurückschreckt, auch sensible Themen zu karikieren.