Eden |
Land/Jahr: USA 2024 |
Genre: Abenteuer / Drama |
Regie: Ron Howard |
Darsteller: Jude Law Vanessa Kirby Daniel Brühl Sydney Sweeney Ana de Armas Jonathan Tittel Felix Kammerer |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 129 Minuten |
Kinostart: 3. April 2025 |
Label: Leonine |
Im Zuge der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929 haben der deutsche Arzt Dr. Friedrich Ritter und seine Lebensgefährtin Dore Strauch die Gesellschaft endgültig satt. Sie beschließen, sich auf der einsamen Insel Floreana im Galapagos-Archipel niederzulassen, um dort ein Leben abseits der Zivilisation zu führen und ein Manifest zu verfassen, mit dessen Philosophie die Menschheit einst gerettet werden soll. Doch während sie ihr Leben in Meditation und Gemüseanbau verbringen, haben die Briefe an die ausländische Presse längst Folgen: Ritters Erlebnisse werden in den Zeitungen veröffentlicht und locken längst Besucher an. Sowohl Familie Wittmer, die von Ritters Lebensweise fasziniert sind und auf eine Heilung für den an Tuberkulose erkrankten Sohn hoffen, sind an der Insel interessiert, als auch eine Baroness Eloise Wehrborn de Wagner-Bosquet, die alles daran setzt, ein Luxushotel am Strand der Insel zu errichten. Ritter setzt fortan alles in Bewegung, um die Besucher wieder von der Insel zu vertreiben und sie notfalls auch gegeneinander auszuspielen. Doch ist das der Beleg dafür, dass das menschliche Zusammentreffen immer zu Krieg führt und was bedeutet das für sein philosophisches Manifest?
Kritik:
Die Ereignisse der sogenannten Galapagos-Affäre sind bis heute unaufgeklärt. Zwischen März und November 1934 kamen bei den Auseinandersetzungen zwischen überwiegend deutschen Ansiedlern mehrere Menschen ums Leben. Der Abenteuerfilm „Eden“ handelt von den mysteriösen Ereignissen auf Floreana.
Survival für Aussteiger
Leicht sind die Zeiten während der Galapagos-Affäre jedenfalls nicht: Die Deutschen haben längst den ersten Weltkrieg hinter sich, die Weltwirtschaftskrise macht der Welt zu schaffen und auch der Zweite Weltkrieg soll, wie wir heute wissen, nur noch wenige Jahre auf sich warten lassen. Der Ausstieg aus der Gesellschaft scheint dabei reizvoll: Die unbewohnte Insel Floreana soll es daher sein, die zwar schwierige Bedingungen bietet, aber dennoch Gemüseanbau, Tierzucht und ruhige Bedingungen zum Verfassen eines Buches ermöglicht. „Eden“ ist damit ein waschechtes Survival-Abenteuer, wie wir es heute nur noch selten zu sehen bekommen. Ein Setting aus unberührter Natur und allgegenwärtigen Gefahren.
Die Triebe des Menschen
Einen philosophischen Anspruch bringt der Film von Regisseur Ron Howard aber ebenfalls mit. Es geht doch stets um die Frage, was das Menschsein eigentlich ausmacht und ob sich eine Gesellschaft von ihren stets zum Krieg führenden Zwängen befreien kann – vor allem wenn Dr. Ritter, grandios gespielt von Jude Law, sich seinem Manifest in Form eines Buches widmet. Und was passiert eigentlich, wenn das abgeschiedene Leben von Besuchern gestört wird: Kann der Mensch überhaupt friedlich zusammenleben oder führt das bloße Aufeinandertreffen bereits zu einem Krieg? Und noch viel wichtiger: Kann sich der Philosoph nur auf Grund seines Willens und bewussten Handels den gesellschaftlichen Zwängen, die zu derartigen Auseinandersetzungen führen, entziehen? Oder überwiegen doch die animalischen Triebe, die tief in jedem Menschen sitzen und Neid, Gier und Hass zwangsläufig zum Vorschein bringen? Mit solchen Fragen hat „Eden“ einen überraschend starken Tiefgang neben seinem Survival-Anteil.
Konflikt mit Gesellschaftskritik
Dramaturgisch lebt „Eden“ dann von dem Konflikt zwischen den einzelnen Figuren. Den Menschen, die aus Gier einen Teil der Insel beanspruchen und sich gegeneinander auszuspielen versuchen, um falsche Fährten zu legen und dem Dritten die Schuld der eigenen Taten in die Schuhe zu schieben. Die Konstellation ist dabei äußerst spannend: Jude Law trifft auf Ana de Armas mit ihren neokapitalistischen Absichten und weiblichen Reizen, die wiederum auf den authentisch vom deutschen Schauspieler Daniel Brühl gespielten Heinz Wittmer stößt. Eine gewisse Kapitalismus- und Gesellschaftskritik schwimmt da natürlich ebenso mit, gar beinahe umfangreicher ausgearbeitet, als in Dramen, die sich eigentlich komplett diesem Thema widmen. Starkes Kino.
Fazit:
Das Survival-Abenteuer „Eden“ widmet sich den nie aufgeklärten Todesfällen der Galapagos-Affäre und überrascht dabei mit einem außergewöhnlich starken philosophischen Anspruch, einer umfangreichen Kapitalismus- und Gesellschaftskritik, sowie herausragenden darstellerischen Leistungen.