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    Die Fotografin

    Die Fotografin

    Land/Jahr:
    GB 2023
    Genre:
    Biografie / Kriegsdrama
    Regie:
    Ellen Kuras
    Darsteller:
    Kate Winslet
    Andy Samberg
    Alexander Skarsgard
    Marion Cotillard
    Josh O'Connor
    Andrea Riseborough
    Noemie Merlant
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    116 Minuten
    Kinostart:
    19. September 2024
    Label:
    Studiocanal

    Eigentlich führt die junge Lee Miller als Supermodel ein durchaus gutes Leben. Doch längst hat sie beschlossen, nicht nur als Schwarm für die Männer in Erinnerung zu bleiben. Sie will mit ihrer Arbeit etwas bewegen – und ihre wahre Leidenschaft liegt sowieso bei der Fotografie. Ausgestattet mit einer Mittelformatkamera lässt sie von ihrem Traum jedoch nicht ab, wird nach einigen Jahren Fotografin für die Zeitschrift Vogue. Mitten in den 1930er Jahren ahnt und begreift sie jedoch noch nicht, was die Bedrohung durch die Nationalsozialisten wirklich bedeutet. Und aus zunächst harmlosen Fotografien wird schon bald Kriegsfotografie an der Front. Denn obwohl Frauen dort eigentlich nicht zugelassen sind, setzt sie alles daran, als amerikanische Fotografin das US-Militär bei ihren Einsätzen begleiten zu können. Dabei riskiert Miller nicht nur ihr eigenes Leben, sondern kommt so nah an Adolf Hilter heran, wie es wohl keinem anderen Fotografen jemals gelungen ist…

    Kritik:
    Wenn es um die wichtigsten fotografischen Werke des Zweiten Weltkriegs geht, führt wohl kein Weg an Lee Miller dabei. Mit ihrem Foto, in dem sie in Hitlers privater Badewanne badet, ging sie einst um die Welt und schaffte es in internationale Magazine. Das Kriegsdrama „Die Fotografin“ widmet sich ihrer Biografie. Und zeigt dabei erschreckende Bilder.

    Eine Kriegsfotografin an der Front
    In Deutschland mag es ja mitunter so sein, dass das Publikum bei einem Film über den Zweiten Weltkrieg zunächst die Augen verdreht. Zu häufig wurde das Thema bereits ausgeschlachtet, zu häufig gibt es deutsche Filme rund um Hilter und die Judenverfolgung. Und doch entstehen seit dem Oscar-prämierten „The Zone of Interest“ wieder Filme mit dieser Thematik, die begeistern können, wie einst „Schindlers Liste“. Die Darstellung realer Personen und Ereignisse gestaltet sich dabei stets besonders intensiv. So letztendlich natürlich auch das Begleiten der einst realen Fotografin Lee Miller. Das Kriegsdrama nimmt dabei eine interessante Perspektive ein: Hier sehen wir weder die politischen Ereignisse rund um die Machtergreifung der Nationalsozialisten, noch begleiten wir einen Soldaten an der Front. Aus der Perspektive einer Kriegsfotografin wurde der Zweite Weltkrieg jedenfalls noch nicht gezeigt. Immer nah dran, immer drauf – das eigene Leben mitunter vernachlässigt.

    Immer drauf – statt wegsehen
    Ähnlich wie „The Zone of Interest“, aber mit anderen Mitteln, fängt „Die Fotografin“ dabei die Perspektive der Bevölkerung ein, die noch gar nicht ahnt, was in Konzentrationslagern eigentlich passiert. Lee Miller befindet sich mit ihrer Kamera an der Front, begleitet Soldaten im Kampf gegen die Deutschen. Dass plötzlich überall in den Städten zahlreiche Menschen verschwinden und Juden mit Zügen in die Konzentrationslager gebracht werden, bekommt sie so gar nicht mit. Ähnlich, wie deutsche Bürger ohne Kontakt zu Juden nicht so richtig wussten, was in der Nachbarswohnung eigentlich passiert. Das hat eine gewisse Intensität, auch wenn „Die Fotografin“ das Gegenteil von „The Zone of Interest“ macht: Während „Zone of Interest“ bewusst wegsah, hält „Die Fotografin“ ganz bewusst überall die Kamera drauf. So wie es Fotografen eben tun, wenn sie auf der Jagd nach dem nächsten spektakulären Motiv sind.

    Frauen an die Front!
    Eine gewisse feministische Hintergrundstory schwingt da natürlich ebenfalls mit. In einer Zeit, in der Frauen in manchen Ländern überhaupt erst seit Kurzem wählen durften und für ihre Berufsausübung noch die Zustimmung eines Mannes benötigten, versuchte Lee Miller, sich selbst zu verwirklichen. Vom Model zur Fotografin und Pressemitarbeiterin – egal, ob sie dabei auf Widerstand stieß. Dabei sorgt Kate Winslet in der Rolle der Lee Miller auch für eine herausragende Darstellung. Ihr gelingt es, eine selbstbewusste, selbständige Frau zu verkörpern, die ihren ganz eigenen Kopf hat – auch wenn es um das andere Geschlecht ging. Durchsetzungsvermögen und Charakterstärke formen diesen außergewöhnlichen Charakter, den Winslet mit Bravour spielt. Eine Figur, die in all ihrer Härte, aber auch einmal Schwäche zeigen darf.

    Starke Frau mit Momenten der Schwäche
    Ihre richtig starken Momente entfaltet Winslet dann, wenn Lee Miller mit Elend und Gräueltaten konfrontiert ist. Hier kann „Die Fotografin“ sogar erschreckend harte Bilder produzieren. Wenn Lee Miller zum ersten Mal einen Zug nach Ausschwitz entdeckt, in dem die Gefangenen wie Tiere eingepfercht, schon längst ihr Leben verloren haben – und Miller trotzdem ihre Kamera drauf halten muss. Dann, wenn aus Selbstbewusstsein und Stärke auch Momente folgen, in denen Miller kurz vor dem psychischen Zusammenbruch steht, weil sie die schrecklichen Ereignisse des zweiten Weltkriegs einfach nicht mehr erträgt. Und in denen sie mit Schock und Tränen dennoch weiter macht, weil die Welt eben einfach ihre Bilder sehen müssen. Spätestens dann geht „Die Fotografin“ unter die Haut und hat das gesamte Publikum überzeugt.

    Fazit:
    Mit der Biografie der Kriegsfotografin Lee Miller präsentiert sich die großartige Kate Winslet in einer Paraderolle, die mit einer beeindruckenden Charakterdarstellung begeistert. Zusätzlich sorgt die außergewöhnliche Perspektive einer Kriegsfotografin für einen besonders intensiven Blick auf den zweiten Weltkrieg. Ein intensives Kriegsdrama.