Die Fabelmans |
Land/Jahr: USA 2022 |
Genre: Drama |
Regie: Steven Spielberg |
Darsteller: Gabriel LaBelle Michelle Williams Paul Dano Seth Rogen Julia Butters Keeley Karsten Judd Hirsch David Lynch Chloe East |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 151 Minuten |
Kinostart: 9. März 2023 |
Label: Universal Pictures |
Als der junge Sammy Fabelman in den 1950ern zum ersten Mal mit seinen Eltern ins Kino geht, hat er zunächst noch große Angst vor den riesigen Bildern und den zahlreichen Sinneseindrücken. Das Erlebnis beeindruckt ihn dann jedoch so nachhaltig, dass er schon bald selbst damit beginnt, die Filmszenen mit einer Modelleisenbahn nachzubauen. Seine Faszination für das Kino ist geboren und seine Leidenschaft für das Filmemachen hat begonnen. Zunächst von seinem Vater als kostspieliges „Hobby“ heruntergespielt, steckt er fortan all seine Energie in den Dreh neuer und immer besserer Filmproduktionen. Doch durch die Linse sieht er zugleich auch zum ersten Mal die Probleme, die in seiner Familie existieren. Denn so manche Bilder im Hintergrund der Aufnahmen geben unentdeckte Geheimnisse preis. Ein Trubel beginnt, in dem Sammy seinen eigenen Weg durch das Leben finden muss…
Kritik:
Zu Beginn der Vorführung dieses für sieben Oscars nominierten Werks, richtet Regisseur Steven Spielberg einige besondere Worte an das Publikum. Es handele sich hier wohl um seinen persönlichsten Film, den er jemals gedreht hat. Obwohl die Figuren in „Die Fabelmans“ zunächst alle fiktiv zu sein scheinen, könnte der Film womöglich auch „Die Spielbergs“ heißen. Das Drama erzählt nämlich die Kindheitsgeschichte des legendären Regisseurs, ein bisschen angereichert mit ein paar dramaturgischen Kniffen.
Die Kindheit des Steven Spielberg
Nun hofft Spielberg in seinem Vorab-Kommentar natürlich, dass uns die Magie des Kinos bei der Sichtung genauso eingefangen hat, wie einst Steven Spielberg bei seinem ersten Kinobesuch. Die ersten Szenen sind daher schon fast eine Liebeserklärung an den Film. Die Faszination, mit Tricks und Spielereien, auch die beeindruckensten Actionszenen darstellen zu können, schwappt auf den Zuschauer bereits über, als der junge Sammy im Jahre 1952 die Vorführung von „The Greatest Show on Earth“ in einem riesigen Kinosaal sieht. Man kann sich hineinfühlen in einen jungen Mann, der die Liebe zum Filmemachen entdeckt, als er mit Nadelstichen in der Filmrolle zum ersten Mal den Schießeffekt einer Handfeuerwaffe nachstellt und seine Geschwister zu emotionalen mimischen Darstellungen bei den ersten Amateurproduktionen animiert. Die Entstehungsgeschichte des Meisterregisseurs Steven Spielberg, hier als Sammy Fabelman, erobert die Herzen des Publikums.
Familendrama statt Filmdreh
Dabei steht eigentlich gar nicht so sehr das Filmemachen selbst im Vordergrund, sondern eher das Familiendrama rund um die Familie Fableman. „Die Fablemans“ ist ein Coming-of-Age-Drama eines jüdischen Jungen, dessen Ingenieur-Vater seinen Alltag fast ausschließlich auf der Arbeit verbringt und dessen Mutter sich in Einsamkeit dem besten Freund ihres Mannes hingezogen fühlt. Ein Familienleben mit Höhen und Tiefen, vielschichtigen Momenten und emotionalen Szenen, das in der Tat sehr persönliche Einblicke in Steven Spielbergs Kindheit zu bieten hat, dessen reale Biografie größtenteil der Geschichte der Fablemans entspricht. Spielberg ist nämlich ebenfalls aufgewachsen mit einem Vater als Ingenieur, drei Geschwistern und einer Mutter, die später Bernard Adler heiratet, der hier in der Rolle des „Benny“ zu sehen ist. Die Parallelen zum realen Leben von Spielberg sind hier kaum zu übersehen, womit „Die Fabelmans“ wohl sein bisher intimster Film sein mag.
Die Vielfalt des Lebens
Mit der typischen Klasse eines Spielberg gelingt es ihm natürlich auch, in den 151 Minuten Laufzeit unglaublich viel zu erzählen. „Die Fablemans“ enthält dabei praktisch seine gesamte Kindheit – vom kleinen Grundschüler bis zum späteren Studium auf dem College. Und damit hat das Drama natürlich auch erzählerisch einiges zu bieten, wenn Sammy Fableman hier allerlei aufregende Erfahrungen macht. Ob Familiendrama einerseits, oder die ersten antisemitischen Auseinandersetzungen an der High School. „Die Fabelmans“ bietet eine erstaunliche erzählerische Vielfalt und hat zahlreiche Überraschungen zu bieten. Und Spielberg lässt sich auch genug Zeit, die Charaktere dabei in voller Wucht zu entfalten. Urkomisch und geradezu legendär, wie Chloe East als erste Freundin von Sammy im späteren Verlauf des Films die durchgeknallte religiöse Fanatikerin spielt, die mit (sexueller) „Sünde“ offenbar kein allzu großes Problem hat. Welch wahnwitzige Jugend ein Steven Spielberg wohl gehabt haben muss? Spielberg jedenfalls schafft sich mit „Die Fabelmans“ sein eigenes Manifest zu Lebzeiten, bevor es später andere tun.
Fazit:
Mit der Biografie seiner eigenen Kindheit hat Steven Spielberg wohl seinen bisher persönlichsten Film geschaffen. Dabei gelingt es ihm jedoch auch, unglaublich viel erzählerischen Inhalt im Film unterzubringen und eine Achterbahnfahrt der Emotionen aufzubauen. Spielberg hat sich sein eigenes Manifest erschaffen.