Black Panther: Wakanda Forever |
Land/Jahr: USA 2022 |
Genre: Science-Fiction |
Regie: Ryan Coogler |
Darsteller: Letitia Wright Danai Gurira Tenoch Huerta Dominique Thorne Lupita Nyong'o Angela Bassett Winston Duke Martin Freeman |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 162 Minuten |
Kinostart: 9. November 2022 |
Label: Walt Disney Studios Motion Pictures |
Seit dem Tod des Black Panther, dem Beschützer von Wakanda, gilt die mächtigste und fortgeschrittenste Nation der Welt als verwundbar. Die verbliebenen Weltmächte sehen daher die beste Gelegenheit gekommen, endlich ebenfalls an den umkämpfen Rohstoff Vibranium zu gelangen, mit dem die Wakandaner ihre übermächtige Technologie herstellen. Bei der Suche nach einer eigenen Vibraniumquelle im Ozean stoßen die Amerikaner allerdings auf eine weitere Gefahr. Das Volk der Talocan, eine ebenso mächtige Unterwasser-Nation sieht sein Territorium verletzt und erklärt die Welt an der Oberfläche zu ihrem größten Feind. Doch als sich sogar Wakanda weigert, an der Seite von Talocan einen Weltkrieg zu beginnen, sieht sich Wakanda erstmals einem ebenbürtigen Feind gegenüber…
Kritik:
Nach dem großen Erfolg des ersten „Black Panther“ aus dem Hause Marvel war eine Fortsetzung praktisch beschlossene Sache. Der Tod des Hauptdarstellers Chadwick Boseman im August 2020 machten die Pläne für den Dreh allerdings nicht gerade einfach – und die Erzählung einer fortsetzenden Geschichte umso schwieriger. Trotzdem dürfte „Wakanda Forever“ wohl einer der großen Blockbuster des Jahres sein.
Science-Fiction für Afrika
Der erste Teil wurde vom Publikum und zahlreichen Kritikern gefeiert, gewann letztendlich sogar mehrere Oscars. Denn „Black Panther“ war ein Streifen, wie es ihn so zuvor noch nie gegeben hatte: Endlich bekam das Marvel Cinematic Universe einen richtigen schwarzen Superhelden. Und vor allem: Eine afrikanische Nation mit zahlreichen traditionellen Riten wurde als fortschrittliche Science-Fiction-Gesellschaft voller Hochtechnologie dargestellt. Eine farbige Gesellschaft, der es aus eigenen Stücken, ohne Mitwirkung durch den Westen gelang, zu einer technologisch führenden Weltmacht aufzusteigen und selbst Europa und die USA in seiner Entwicklung abzuhängen. Eine revolutionäre Darstellung und aus der Sicht zahlreicher Zuschauer überaus mutig. Die Kombination aus Science-Fiction und afrikanischer Traditionen war darüber hinaus ziemlich innovativ.
Die Verwestlichung Wakandas
Nach drei vergangenen Jahren ist die hier inszenierte Welt gar nicht mehr so neuartig. Der Effekt des Staunens ist längst verpufft und diese innovative Konstruktion gilt längst als völlig normal. Damit die Welt von Wakanda trotzdem interessant bleibt, brauchte „Wakanda Forever“ eine Entwicklung – und die ist ausgesprochen schlüssig und glaubwürdig ausgefallen. Tatsächlich hat der zweite „Black Panther“ einen überraschend starken Tiefgang, weil sich das inszenierte kulturelle Konstrukt mit sich selbst auseinandersetzen muss. Traditionelle Riten, religiöse Weltanschauungen und gewohnte Hierarchien müssen in Frage gestellt werden, um sich den nahenden Problemen mit der restlichen Welt stellen zu können. Es reicht plötzlich nicht mehr, die klassische Superheldengeschichte einfach umzudrehen und auf schwarze Figuren zu übertragen, denn Wakanda muss sich der westlichen Gesellschaft, der Demokratie annähern. Und das bietet reichlich Möglichkeiten für interessanten Stoff, die Regisseur Ryan Coogler in seinem Film mit Bravour nutzt.
Von Atlantis nach Talocan
Noch dazu kommt Coogler auf die grandiose Idee, die Faszination des ersten Teils dadurch aufrecht zu erhalten, dass er eine zweite, nicht weniger beeindruckende Gesellschaft einbaut. Neben der exotischen Afro-Sci-Fi-Welt von Wakanda gesellt sich das mexikanisch angehauchte Unterwasser-Volk von Talucan, das auch ein wenig an Atlantis erinnert, dazu. Mit den gleichen Möglichkeiten zur Hochtechnologie ausgestattet, bietet sich da nicht nur eine überaus kreative Welt zum Erkunden an, sondern auch noch wunderschöne Bilder, die problemlos auch von James Cameron hätten stammen können, so sehr erinnern sie uns an „The Abyss“ oder „Avatar“. Die blauen humanoiden Kreaturen mit der Fähigkeit, unter Wasser zu atmen, lassen das Fantasy-Herz schließlich höher schlagen und gehören vielleicht zu den interessantesten Schurken mit Superkräften, die das Marvel Cinematic Universe bisher zu bieten hat.
Der König ist tot. Lang lebe der König
Und der Tod von Chadwick Boseman? Nun, der „Black Panther“ ist schließlich nicht an eine spezielle Person gebunden, sondern ein Superheld, dessen Fähigkeiten durchaus an einen Nachfolger übertragen werden können. „Wakanda Forever“ löst die Problematik um den Tod des einstigen Hauptdarstellers hervorragend, in dem sich der Film primär auf die Wakandaner als ganzes im Mittelpunkt stehendes Volk konzentriert. Letztendlich schafft es der Film auf diese Weise, weder eine Dauer-Trauerorgie um den Darsteller zu veranstalten, noch sein Schicksal völlig zu ignorieren. Der Tod des „Black Panther“, in Anspielung an den realen Tod von Chadwick Boseman, überschattet nicht den gesamten Film, geht aber emotional auch nicht spurlos an den Helden des Films vorbei. Trauer im familiären Umfeld und die Auswirkungen seines Todes auf die politische Entwicklung von Wakanda werden in ausreichendem Maße thematisiert, ohne dabei zu nerven. Auch hier hat Ryan Coogler bei seinem Streifen das richtige Maß gefunden.
Balance-Meisterwerk mit CGI-Schwächen
Kommt bei all diesen Pluspunkten, die „Wakanda Forever“ richtig – oder oftmals sogar besser als sein Vorgänger – macht, auch noch die Tatsache hinzu, dass es sich hier Marvel-typisch um actionreiches Popcorn-Kino handelt, lässt sich nur festellen, dass Coogler hier zweifelsohne die richtige Balance aus hübschen Bildern, Emotionen, Story-Entwicklung mit politisch-militärischem Fokus und persönlichen Schicksalen der Figuren gefunden hat. Genau deshalb bleibt der Spannungsbogen trotz einer hohen Laufzeit von immerhin knapp 160 Minuten konstant hoch. Da kann man dann sogar darüber hinweg sehen, dass die CGI-Effekte bei einigen Szenen, insbesondere bei den Actionszenen der Talocaner, etwas zu stark erkennbar sind und die ein oder andere Bewegung mal etwas an Animationen aus Videospielen erinnert. Trotzdem: Wir empfehlen unbedingt eine Sichtung des Films in IMAX 3D, wo die Effekte und der hervorragende Tiefeneffekt besonders zur Geltung kommen.
Fazit:
Nach dem tragischen Tod des ehemaligen Hauptdarstellers Chadwick Boseman findet die Fortsetzung von „Black Panther“ eine hervorragende Balance aus Popcorn-Kino, Emotionen und aufregender Story-Entwicklung, bei der auch die Auswirkungen des Todesfalls in ausreichendem, aber nicht übertriebenem Maße thematisiert werden. Mit der Ausgestaltung der neuen Talocaner und der schlüssigen Weiterentwicklung der politischen Story macht „Wakanda Forever“ sogar einiges besser als sein Vorgänger.