Better Man |
Land/Jahr: AUS 2024 |
Genre: Biografie |
Regie: Michael Gracey |
Darsteller: Steven Pemberton Alison Steadman Kate Mulvany Damon Herriman Tom Budge Anthony Hayes |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 134 Minuten |
Kinostart: 2. Januar 2025 |
Label: Tobis |
Mit einem ganz normalen Job, möchte sich der junge Robert nicht so wirklich zufrieden geben. Bereits mit 16 Jahren träumt er davon, einmal ein richtiger Star zu werden. Aus der Familie erfährt er dabei jedoch nur wenig Unterstützung, vor allem kaum von Seiten seines Vaters, der die Familie schon früh verlässt. Als er auf den Musikmanager Nigel Martin-Smith stößt, scheint der große Durchbruch schon in Reichweite. Er schafft es in die Boyband Take That und erobert dabei die Charts. Vom Manager eher als Nebencharakter gesehen, drängt er sich immer wieder in den Vordergrund und muss dabei gegen seine eigenen Dämonen kämpfen. Depressionen, Selbstzweifel und letztendlich auch Drogenmissbrauch prägen sein Leben. Für Dankbarkeit bleibt da nicht viel Raum übrig. Niemals aufgebend und mit der Solokarriere im Visier, kämpft Robert, der sich längst in Robbie Williams umbenannt hat, vor allem gegen sich selbst…
Kritik:
Biografien über bekannte Musiker sind in letzter Zeit im Trend. Erst Milli Vanilli, dann Amy Winehouse, später sogar Bob Marley. Eine dieser Biografien tanzt jedoch gewaltig aus der Reihe: Robbie Williams, der sich selbst kurzerhand als CGI-Affe darstellen lässt. Doch was soll das alles?
Robbie Williams als Affe
Einfach keine Lust, selbst in dem Film mitzuspielen? Ganz so einfach ist es wohl nicht, obwohl Robbie Williams natürlich noch – anders als die Musiker zahlreicher anderer Biografien – noch unter den Lebenden weilt. Die Selbstdarstellung, die in den ersten zwanzig Minuten noch etwas gewöhnungsbedürftig erscheint, ist vor allem dem negativen Selbstbild des Robbie Williams geschuldet, der sich selbst offenbar für einen Affen hält und stets nur das Ziel hatte, selbst endlich ein besserer Mensch zu werden, ein „Better Man“ eben. Ein bisschen merkwürdig ist das zunächst trotzdem: Dem Affen, der hier Robbie Williams darstellen soll, sehen wir das CGI nämlich erschreckend deutlich an. Da wird sich nicht einmal Mühe dabei gegeben, einen fotorealistischen Eindruck zu hinterlassen, wie es aktuell „Mufasa“ gelingt. Aber das macht offenbar nichts, denn die Optik steht bei „Better Man“ keineswegs im Vordergrund.
Die negativste Biografie aller Zeiten
Tatsächlich entpuppt sich „Better Man“ als eine Biografie, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben. Die meisten Biopics sind schließlich ein bisschen langweilig, scheut man sich für gewöhnlich davor, die dargestellte Person oder ihr Umfeld in ein allzu schlechtes Licht zu rücken. Nicht zuletzt auch wegen möglicher rechtlicher Konsequenzen, wenn derartiges als Rufschädigung angesehen wird. Robbie Williams „Better Man“ verfolgt da jedoch einen radikal anderen Ansatz: Bei dieser Biografie handelt es sich um die negativste Selbstdarstellung, die wir jemals auf der Kinoleinwand gesehen haben. Erfrischend ehrlich zieht er sich und sein Selbstbild dabei auf der Leinwand durch den Dreck, in der englischen Originalversion spricht Robbie Williams seine Rolle sogar selbst.
Ein schonungsloses Selbstbild
Robbie Williams mag sich offenbar selbst nicht besonders und nimmt kein Blatt vor den Mund, sich selbst als Arschloch zu inszenieren. Er drängt sich frech in den Mittelpunkt. Schreckt vor heftigstem Drogenmissbrauch, der auf schonungslose Weise dargestellt wird, niemals zurück. Er kann seinem Ruhm nicht allzu viel abgewinnen, hat für Dankbarkeit gegenüber den Fans nicht allzu viel übrig. Seinen ehemaligen Manager bezeichnet er als Arschloch und auch seine einstige Freundin Nicole Appleton aus der Band „All Saints“ behandelt er nicht gerade vorbildlich. Hinzu kommen schwere Depressionen und ein bösartiges Selbstbild, das ihn aus dem Publikum heraus anstarrt. Es gibt nahezu keinen Moment in „Better Man“, in dem sich Robbie Williams selbst positiv darstellt, was Hauptgrund für die Inszenierung als Affe sein dürfte. Das alles ist aber vor allem eines: Der vielleicht mutigste und schonungslos ehrlichste Film des Jahrzehnts. Damit allein hat Robbie Williams jeden Respekt verdient.
Fazit:
Dargestellt als CGI-Affe liefert Robbie Williams die wohl negativste und schonungslos ehrlichste Selbstdarstellung, die wir jemals in einer verfilmten Biografie gesehen haben. Ein heftiges Drama über Depressionen, Selbstzweifel und Drogenmissbrauch, bei dem der Superstar sich nicht scheut, sein eigenes Bild durch den Dreck zu ziehen. Ein mutiges Werk!