In den 1920er Jahren erlebt das junge Hollywood seine ersten großen Glanzzeiten. Dekadenz und ständige Ekstase auf ausgefallenen Partys gehören zum Alltag der großen Studiobosse und Filmstars – und so ziemlich jeder möchte gerne etwas von diesem Kuchen abhaben. So auch die drogenabhängige Nellie LaRoy und ihr neuester Freund Manny Torres, der es als Sohn mexikanischer Einwanderer bisher nicht allzu weit auf der Karriereleiter geschafft hat. Während er Elefanten zu den Luxuspartys der Hollywood-Bonzen liefert, schleichen sich beide uneingeladen auf die Feierlichkeiten und finden sich schon bald mitten im Hollywood-Trubel wieder. In einer Zeit des Wandels, in der der Stummfilm vom Tonfilm abgelöst wird, sehen sie ihre Chance gekommen, selbst Teil dieser Ekstase zu werden. Bis zum großen Fall…

Kritik:
Der heutige Blick auf die früheren Jahre der Filmmetropole Hollywood ist häufig von Selbstkritik geprägt. Zwischen Rassismus und Sexismus feierten sich die Studiobosse der großen Major-Filmstudios zumeist selbst auf übertrieben luxuriösen Partys und protzten nur so mit ihrem Erfolg. Doch der Tonfilm könnte alles schon bald gewaltig verändern. „Babylon“ versteht sich als satirische Hommage an den eigenen Glamour.

Rausch der Bilder
Dass hier mit dem Budget nicht unbedingt zurückhaltend umgegangen wurde, macht „Babylon – Rausch der Ekstase“ schon in den ersten Szenen recht schnell deutlich. Der Film über Hollywood in den 1920er Jahren ist vor allem ein opulenter Kostümfilm: Mit ausgesprochen hübschen Bildern begeben wir uns auf die riesigen Partys voller nackter Haut, hübschen Kleidern und großartigen Kulissen. So ausgiebig, dass wir bei den Kamerafahrten durch den Exzess immer wieder neue kleine Details entdecken. Allein der Blick in das Partypublikum Hollywoods bietet schon genügend Vielschichtigkeit, dass bereits diese Szenen im Anschluss zu Diskussionen und Gedankenschweife einladen. Optisch macht „Babylon“ großen Spaß, zumal das 1920er Jahre Setting grandios eingefangen wurde.

Vom Tellerwäscher zum Millionär
Hinsichtlich der Story gestaltet sich der Streifen dann schon weitaus einfacher und bietet im Wesentlichen den wohl bekanntesten Klassiker der Filmgeschichte. Die uralte Story vom Aufstieg eines sprichwörtlichen Tellerwäschers zum Millionär. Oder in diesem Fall: Die zufällige Karriere eines mexikanischen Einwanderers und einer Drogenabhängigen in Hollywood, die ihnen Ruhm und Reichtum bescheren. Der klassische amerikanische Traum eben von der Möglichkeit, mit dem richtigen Selbstbewusstsein alles erreichen zu können. Betrachtet man die relative Einfachheit der Geschichte wirkt „Babylon“ bei über 3 Stunden Laufzeit fast schon etwas überladen. Die Schauspieler allerdings, allen voran Margot Robbie als Nellie, könnten als oscarreif bezeichnet werden. Robbie, die zuvor schon als Harley Quinn herausragend war, scheint die perfekte Besetzung, um die Darstellung von Genie und Wahnsinn in Einklang zu bringen. Insbesondere dann, wenn sie den Emotionen ihrer Figur beeindruckend ausdurcksstark ihren Lauf lässt.

Ein Film der grandiosen Übertreibung
Dabei funktioniert ihre Rolle vor allem deshalb so hervorragend, weil sich „Babylon“ zu einem gewissen Maße auch als Satire versteht. Immer wieder neigt der Film zur selbstironischen Übertreibung, wenn er uns Luxus und Ekstase präsentiert. Fast schon bis hin zu einem genialen schwarzen Humor. Das ständige Ableben von Personen am Filmset, wenn die Protagonisten im Rausch ihrer Ekstase ein bisschen „drüber“ sind, wird da schon beinahe zum witzigen Running Gag. Und der satirische Blick auf die Schauspielkunst, die durch den Tonfilm in Frage gestellt wird, macht sich unterdessen sichtbar über die frühe Entwicklung Hollywoods lustig. Geniale Gags, wie Geräusche beim Tonfilm, die alle Beteiligten am Set in den Wahnsinn treiben, bereichern den Film dabei ebenso, wie die passende Dramatik bei so manch illegaler Aktivität am Rande.

Kompliziertes (funktionierendes) Experiment
Fast schon wirkt es ein bisschen, als würde uns „Babylon – Rausch der Ekstase“ gleich drei Filme in Einem zeigen, was letztendlich zu dieser leichten Überladenheit führt. Auf der einen Seite eben die Hollywoodsatire, die von der selbstironischen Veränderung der Filmindustrie durch den Tonfilm handelt. Dazwischen das Drama um den Karriereaufstieg der einfachen Leute – vom Einwanderer bis zum schwarzen Musiker -, ebenso allesamt grandios gespielt. Bishin zuletzt sogar zu einem Drogenthriller, den uns „Babylon“ abseits der pompösen Exzesse auch noch präsentiert. Das beeindruckende Kunststück dabei: Es gelingt dem Streifen tatsächlich, alle drei Aspekte in Einklang zu bringen und einen rasanten Mix abzuliefern, der wirklich funktioniert. Über die ein oder andere Kleinigkeit, die vielleicht etwas zu viel ist, lässt sich auf jeden Fall streiten – insgesamt gelingt die Kombination verschiedener vielschichtiger Themen allerdings, was „Babylon“ letztendlich zu einem so außergewöhnlichen und unterhaltsamen Film macht.

Fazit:
Dieser Rausch der Ekstase ist eine Hollywoodsatire, der ein vielschichtiges Kunststück gelingt: Neben der Partyexzesse und dem selbstironischen Blick auf das Hollywood der 1920er Jahre, verschachtelt der Streifen verschiedene spannende Geschichten ineinander – und das funktioniert überraschend gut, auch wenn vereinzelte Momente überladen erscheinen. Eine unterhaltsame Kino-Besonderheit mit einer grandiosen Margot Robbie.