Argylle |
Land/Jahr: USA / GB 2024 |
Genre: Actionthriller |
Regie: Matthew Vaughn |
Darsteller: Bryce D. Howard Sam Rockwell Henry Cavill John Cena Samuel L. Jackson Ariana DeBose Catherine O'Hara Bryan Cranston Dua Lipa |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 139 Minuten |
Kinostart: 1. Februar 2024 |
Label: Universal Pictures |
Bei Elly Conway geht es im Leben endlich ganz gewaltig voran: Mit ihren Spionageromanen hat sie es inzwischen zu einer Bestseller-Autorin geschafft, die für einige Zeit wohl ausgesorgt haben wird. Auf der Zugfahrt zu ihren Eltern erlebt sie dann jedoch plötzlich Dinge, die sie niemals für möglich gehalten hätte: Der Mann auf dem Sitzplatz gegenüber entpuppt sich prompt als echter Spion und behauptet, gefährliche Männer hätten es auf das Leben der Autorin abgesehen. Es scheint, als würde alles genau so passieren, wie sie es zuvor in ihren Büchern beschrieben hat – und als müsse sie nur noch das neueste Kapitel zu Ende schreiben, um die Ereignisse in die von ihr gewünschte Richtung zu lenken. Dabei ahnt sie allerdings noch gar nicht, dass ihre wahren Spionagekenntnisse einen völlig anderen Hintergrund haben…
Kritik:
Um die neueste Spionagekomödie gibt es längst einige aufregende Gerüchte: So soll „Argylle“ nicht nur der Auftakt für eine kommende Trilogie sein, sondern auch ein Spin-Off zum allseits beliebten „Kingsman“-Universum. Und obendrein soll auch noch ausgerechnet Taylor Swift angeblich die Buchvorlage zum Film geschrieben haben. Ein etwas außergewöhnlicher Film ist „Argylle“ aber wohl auf jeden Fall.
Das Klischee der Katzen-Frau
Mit ihren Klischees weckt Hauptdarstellerin Bryce Dallas Howard jedoch zunächst einige Sympathien. Sie verkörpert dabei die typische Katzen-Lady, die gesellschaftlich eher belächelt wird: Mitten in ihren 30ern ist die Katze längst zu einem Ersatz für Männer geworden, während die schüchterne und ängstliche Frau ein einsames Dauer-Singledasein führt. Und auch die Vorstellungen von durchtrainierten männlichen Spionen sind wohl einfach nur reinste Träumerei. Genau diese Tagträume sollen aber plötzlich Realität werden: Sam Rockwell taucht mit seinem struppigen Äußeren auf und entpuppt sich mit schlagkräftigen Actionmoves plötzlich als echter Spion, der alles genauso macht, wie die Katzen-Lady es in ihren Büchern beschreibt. Bis dahin kann „Argylle“ gut unterhalten und durchaus interessante Figuren abliefern.
Eiskunstlauf auf Rohöl
Und obwohl die Actionszenen gerade in der ersten halben Stunde noch auf unterhaltsame Weise an einen „Mission: Impossible“ erinnern, hat „Argylle“ leider einen starken Hang zur Übertreibung. Mit jeder einzelnen Actionszene driftet der Streifen leider immer mehr ins Unrealistische ab. So sehr, dass das Publikum früher oder später beginnt, die Augen zu verdrehen. Die einen vielleicht schon in der muslimischen Festung für Geheimnisbewahrung, die anderen aber spätestens dann, wenn die einst so ängtliche Autorin sich plötzlich Messer unter ihre Schuhe klemmt, um damit auf flüssigem Rohöl Schlittschuh zu laufen und dabei im Eiskunstlauf all ihre Feinde niederzuballern. Ja, richtig gelesen: Spätestens an dieser Stelle ist aus einem zunächst unterhaltsamen Film ein purer Trash aus völligem Schwachsinn geworden, der jeden Zuschauer genervt zurücklässt, der wenigstens auf ein bisschen Ernsthaftigkeit gehofft hat.
Häufige konstruierte Wendungen
Nun wird die Geschichte aber auch trotz der niedlichen Katze und ihren gelungenen Tier-Gags nicht dadurch besser, dass es auch das Drehbuch mit seiner Geschichte früher oder später übertreibt. „Argylle“ scheint von Minute zu Minute einfach immer höher, schneller und weiter zu wollen und glaubt daher offenbar, ständige Wendungen würden für einen Unterhaltungswert sorgen. Sobald die Agentenkomödie allerdings dazu über geht, gefühlt im Fünf-Minuten-Takt Wendungen in die jeweils gegensätzliche Richtung einzubauen, wirkt die Story doch extrem konstruiert und schießt gewaltig über das Ziel hinaus. Der ständige Seitenwechsel von Spionen ist spätestens im letzten Drittel dermaßen lächerlich, dass „Argylle“ vermutlich auch den letzten Zuschauer verloren haben wird. Der Stil und die durchdachte Story eines „Kingsman“ fehlt dem Streifen nämlich völlig.
Fazit:
Tolle Idee, die leider stark über das Ziel hinausschießt: Kann „Argylle“ zu Beginn noch mit sympathischen Charakteren überzeugen und die Idee des Spionageromans, der zur Realität wird, zunächst begeistern, scheitert der Film im letzten Drittel an Übertreibungen, unrealistischen Actionszenen und konstruiert häufigen Wendungen. „Argylle“ hatte viel Potential, das durch seine „Höher, schneller, weiter“-Agenda vollständig gegen die Wand gefahren wird.