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    Air – Der große Wurf

    Air – Der große Wurf

    Land/Jahr:
    USA 2023
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Ben Affleck
    Darsteller:
    Matt Damon
    Ben Affleck
    Jason Bateman
    Viola Davis
    Chris Messina
    Chris Tucker
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Dauer:
    112 Minuten
    Kinostart:
    6. April 2023
    Label:
    Warner Bros.

    Im Jahre 1984 herrscht beim Sportartikelhersteller Nike eine wahre Krisenstimmung. Das Geschäft mit dem Basketball läuft schon lange nicht wirklich gut und die Konkurrenten Adidas und Converse laufen dem Unternehmen davon. Die meisten Spieler der amerikanischen Basketball-Liga NBA wollen doch lieber einen Vertrag bei den anderen Unternehmen unterschreiben und haben meist keinerlei Interesse daran, mit Nike auch nur ein paar Worte zu wechseln. Kurz bevor die Abteilung rund um das Basketball-Sponsoring komplett geschlossen wird, setzt Marketing-Chef Sonny Vaccaro alles auf eine Karte: Er möchte das komplette Budget ausschließlich für einen einzigen Spieler einsetzen. Bleibt der Erfolg aus, wäre der Schaden für das Unternehmen immens. Dumm nur, dass es sich bei diesem Spieler ausgerechnet auch noch um Michael Jordan handelt – und der ist an Nike bisher ganz und gar nicht interessiert…

    Kritik:
    Egal, ob man sich für Basketball interessiert, oder vielleicht sogar lange nach seinem Erfolg geboren wurde: Den Namen Michael Jordan kennt noch heute so ziemlich jeder. Bis heute gilt der Star als einer der besten Basketball-Spieler aller Zeiten, nachdem er einst die Chicago Bulls zum großen Erfolg führte – und damit auch für das Marketing interessant wurde.

    Der Ehrgeiz eines Vertrieblers
    Marketing und Vertrieb klingen für den Außenstehenden jedenfalls oftmals etwas trocken und langweilig. Die perfekten Deals, das große Geld und maximales Risiko, seine eigene Karriere zu riskieren – für viele nicht unbedingt der absolute Traumjob. Mit „Air – der große Wurf“ wurde nun praktisch die Marketinggeschichte der Sportfirma Nike verfilmt, die heute zu den wohl bekanntesten Schuhmarken der Welt gehört. Kurz davor, eine Niederlage nach der anderen hinzulegen, fiebern wir schließlich mit dem großartigen Matt Damon mit, der den größten Deals in der Geschichte des Unternehmens um jeden Preis abschließen will. Die Dramaturgie hinter diesem Ehrgeiz und des persönlichen Risikos entpuppt sich als so stark, wie man das sonst nur aus größeren Dramen über die Börse kennt. Und das Zusammenspiel zwischen Damon und Ben Affleck so intensiv, wie man das heute vermutlich nur aus modernen Unternehmen mit Duz-Kultur am Silicon Valley kennt. „Air“ verleiht dem Zuschauer das Gefühl, hier einen intimen Firmeneinblick zu erhalten, der schon 1984 deutlich seiner Zeit voraus war.

    Mut zur Konfrontation
    Ein bisschen Werbefilm für Nike? Das bleibt sicherlich bei einer Geschichte über den Erfolg des Unternehmens auch nicht ganz aus. Zumindest verzichtet „Air – der große Wurf“ nun wirklich darauf, den Sportartikelhersteller irgendwie schlecht zu machen oder negative Einblicke in das Unternehmen zu erhalten. Spannender wird da hingegen schon der Blick auf die Konkurrenz, denn hier entpuppt sich der Streifen als überraschend mutig. Fast schon mit einem Hang zur Verleumdung kritisiert das Drama etwa die Verstrickungen des Konkurrenzunternehmens Adidas während des Zweiten Weltkriegs und vergleicht gar Firmengründer Adolf Dassler tatsächlich mit Hitler. Derartig in die Offensive zu gehen und gegen reale Unternehmen Stellung zu beziehen – das ist man in dieser Härte und Deutlichkeit bei der Verfilmung einer Firmenbiografie wirklich nicht gewohnt. Genau deshalb aber macht das Drama erstaunlich viel Spaß.

    Kompensation der Vorhersehbarkeit
    Mit solchen Stärken ist dann auch schnell vergessen, dass Unternehmens- oder Personenbiografien oftmals die Problematik der Vorhersehbarkeit aufweisen. Immerhin kennen wir die Geschichte des Unternehmens ja bestens und können sie auch jederzeit bei Wikipedia nachlesen. Davon abzuweichen dürfte sich als eher schwierig erweisen. Den Ausgang der Verhandlungen mit Michael Jordan kennen wir bereits vor dem Beginn des Films schließlich genauso gut, wie den zukünftigen Erfolg der Marke Nike. Der Film unter der Regie von Ben Affleck hat jedoch verstanden, dass es andere Stärken braucht, mit denen ein solches Drama punkten muss: Und das sind in diesem Fall die Figuren, ihre Leistungen und eben ein unterhaltsamer Mut zur Konfrontation. Vielleicht setzt „Air“ damit sogar neue Maßstäbe für die Inszenierung einer solchen Unternehmensbiografie.

    Spaß der 1980er
    Das dazugehörige, sehr passende Setting der 1980er Jahre trägt dann natürlich auch sein Übrigens zum Unterhaltungswert des Films bei. Es hat bereits einen gewissen Charme, Matt Damon ständig an dem klassischen Schnurtelefon zu sehen, mit dem zur damaligen Zeit noch Marketing betrieben wurde. Die klassischen kantigen Autos, das obligatorische Polohemd oder die knallbunten Trainingsanzüge der damaligen Zeit – das alles ist hier ziemlich stimmig und als Zuschauer fühlt man sich da prompt in die 80er Jahre zurückversetzt. Eines ist jedenfalls auch hier einmal mehr sicher: Die Inszenierung der 80er ist in Filmen schon fast ein Garant für gute Unterhaltung. Besser hätte man die Geschichte von Nike also kaum erzählen können.

    Fazit:
    Ben Affleck und Matt Damon haben bei der Verfilmung der Nike-Geschichte erkannt, worauf es ankommt: Die Vorhersehbarkeit einer realen Firmenbiografie muss kompensiert werden durch starke Charaktere, Dramaturgie und polarisierende Momente. Und genau das gelingt „Air – Der große Wurf“ mit Bravour.