Summertime Blues |
Land/Jahr: D 2009 |
Genre: Drama |
Regie: Marie Reich |
Darsteller: Francois Goeske Sarah Beck Zoe Moore Karoline Eichhorn Alexander Beyer Christian Nickel Maja Schöne Sowie Jonathan Beck |
FSK: ab 6 Jahre |
Dauer: 116 Minuten |
Kinostart: 20. August 2009 |
Label: Universum Film |
Für den 15-jährigen Alex sehen die Zeiten alles andere, als rosig aus: In der Küche beichtet ihm seine Mutter einfach mal so, dass sie sich von seinem Vater scheiden lassen will und sein Vater Steffen scheint obendrein auch schon eine neue Freundin zu haben. Doch, als wäre das nicht bereits schlimm genug, setzen sie all dem noch einen oben drauf: Mutter Diana will nämlich allen ernstes mit ihrem neuen Freund Seth zusammen ziehen – nach England, wo er seinem Job als Schauspieler nachgeht. Noch dazu ist Steffens neue Freundin auch noch schwanger, vom Altersunterschied mal ganz zu schweigen. Trotz seiner anfänglichen Verweigerung, hat Alex also keine andere Wahl, als mit seiner Mutter nach England zu ziehen. Für ihn ist dies also fortan ein Grund, sich von seiner übelsten Seite zu zeigen, schließlich kann er Seth schonmal ganz und gar nicht ausstehen. Noch dazu taucht bald auch noch dessen Tochter Faye auf, die die Scheidung angeblich gut überstanden haben soll und bei Alex zunächst ebenfalls auf keine allzu großen Sympathien stößt. Wie gut also, dass er, kurz nachdem er in England ankam, die süße Louie kennengelernt hat, die ihn fortan aufzumuntern weiß und gerne mal aus der Reihe tanzt. In ihr entdeckt er eine gute Freundin, die witzig ist, lieber auf dem Stall lebt, statt zur Schule zu gehen und außerdem einen sehr eigenen, aber offenen Charakter hat. Allerdings ahnt Alex zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, wie sehr die beiden Mädchen sein Leben auf den Kopf stellen würden. Denn trotz der Abneigung zu Faye, findet er sie doch richtig hübsch und außerdem haben sie beide das selbe Problem. Klar also, dass die Abneigung schon bald in Verliebtheit umschwingt und er dafür auch schonmal Louie sitzen lässt. Spätestens, als Alex also auch noch nach Bremen zurückkehren soll, wird ihm klar, wie er endlich Ordnung in sein Leben bekommt und mit wem er dieses verbringen will…
Mit “Summertime Blues” hat sich Regiedebütantin Marie Reich einem sehr dramatischen, schwierigen, aber zugleich in unseren Ländern leider alltäglichem Thema befasst: Die schwierige Situation einer Scheidung für die betroffenen Kinder. So geht es hier um den 15-jährigen Alex, der Mamas neuen Freund überhaupt nicht ausstehen kann und zwischen England und Bremen hin- und hergerissen ist. Bei dem ständigen Sorgerechtsstreit seiner Eltern und der Tatsache, dass er im Grunde überhaupt kein festes Zuhause hat, ist die Situation für ihn besonders schwierig. Er weiß nicht, wie er mit all dem zurecht kommen soll und schon bald auch nicht mehr so genau, in welches der beiden Länder er eigentlich gehört. Will er wohl lieber bei seinen Freunden in Bremen bleiben, oder doch lieber bei Louie und Faye in England? Die Eltern machen es ihm dabei natürlich auch nicht leicht, schicken sie ihn doch hin- und her, weil beide Elternteile ihn sehen wollen. In Faye findet er dabei die Seelenverwandte, der es ebenso geht – nur, dass sie den deutlich weiteren Weg hat. Sie fühlt sich, als würde sie, wie ein Paket über den Pazifik hin- und hergeschickt. Genauso, wie Alex, weiß sie nicht wirklich, wo sie eigentlich hingehört. Wie dumm nur, dass Faye im Grunde einem typischen Stereotyp entspricht. Sie ist das klassische Trennungs-geschädigte Mädchen, das zwar klug ist und (nach Alex’ Meinung) gut aussieht, aber im Grunde in das typische Klischee passt. Ähnliches gilt für Alex, gespielt von Francois Goeske. Auch er passt zunächst ins übliche Klischee, wirkt sogar anfänglich fast schon unpassend. In den ersten Minuten, noch bevor er mit seiner Mutter nach England gereist ist, wirkt er nämlich überhaupt nicht, wie ein 15-jähriger. Er sieht eigentlich schon einen Tick zu alt aus und verhält sich eigentlich auch nicht dem Alter entsprechend. Und selbst die Dialoge wollen zunächst noch nicht so recht passen. Ändern soll sich dies nach der Ankunft in England. Nun beginnt, Goeske in seiner Rolle richtig aufzugehen, bekommt Energie, die wir vorher vermisst haben. Von nun an, passt er perfekt in die Rolle des Kindes, versetzt sich selbst in die Verweigerungs- und Mißachtungshaltung und stellt authentisch dar, wie er fortan niemanden mehr ausstehen kann. Das Erstaunliche an seinen Leistungen ist die Tatsache, dass er es schafft, sich zu entwickeln. All die Geschehnisse, die in seinem Leben geschehen, sei es die Trennung, der Umzug nach England, oder das Kennenlernen von Louie und Faye, haben Auswirkungen auf seinen Charakter und seine Entwicklung. Faye, Seth und Vaters Freundin Mandy kann er beispielsweise zunächst gar nicht ausstehen. Für ihn ist die Welt am Boden. Louie schafft es dies zu ändern, was in seinem Charakter zur Folge hat, dass er weitaus offener wird. Goeske schafft diese Wendung hervorragend und lässt die Entwicklungen nahtlos ineinander übergehen. Das selbe passiert, als sich Alex nach der Zeit in Faye verliebt und plötzlich von Sehnsucht und sogar Eifersucht geplagt wird. Plötzlich entwickelt sich Alex sogar zum reiferen Mann, der selbst seinem Vater noch ein Vorbild sein kann. Als er nämlich nach Bremen zurückkehrt, muss er feststellen, dass sein Vater regelrecht in einer Messiebude lebt, während seine Freundin im Krankenhaus das Kind gebährt. Alex entwickelt sich immer weiter zum positiven, nimmt sein Leben selbst in die Hand. Er ist seinem Vater ein Vorbild, steht sogar Mandy zur Seite und weiß, um seine Liebe zu kämpfen. Am Ende geht das Ganze so weit, dass man als Zuschauer nach fast zwei Stunden schon traurig ist, dass die spannende Story um Alex, Faye und Louie nicht noch weitergeht. Apropos Louie: Den Punkt, den man in diesem Film am meisten bedauern könnte, ist die Tatsache, dass die Story um Louie nicht weiter ausgebaut wurde. Louie nämlich hat tatsächlich den deutlich interessanteren Charakter. Sie passt, im Gegensatz zu den restlichen Charakteren überhaupt nicht in ein Stereotyp-Profil und stellt somit einen überzeugenden Kontrast dar. Ihr Charakter ist dabei allerdings so tiefgründig, dass man aus ihr einen komplett eigenen Film hätte machen können, auch wenn sie in Bezug auf ihre Lebensumstände ein wenig an Pippi Langstrumpf erinnert. Die Tatsache, dass sie beispielsweise die Schule nicht besucht, allein in einem Stall lebt, tagsüber in einer Kneipe arbeitet und sich außerdem im Tierschutz engagiert, bietet genug Stoff, aus ihr ein eigenes Drama zu drehen. Dieses allerdings suchen wir vergebens. Sei’s drum, ein gelunges Regiedebüt ist dies allemal.
Fazit:
Gelungenes Regiedebüt über die Situation betroffener Kinder während einer Scheidung.
Trailer:
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Bilder:
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