One Battle After Another |
Land/Jahr: USA 2025 |
Genre: Thriller |
Regie: Paul Thomas Anderson |
Darsteller: Leonardo DiCaprio Sean Penn Chase Infiniti Regina Hall Benicio del Toro Teyana Taylor Wood Harris |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 162 Minuten |
Kinostart: 25. September 2025 |
Label: Warner Bros. |
Bob Ferguson war einst wichtiger Teil einer linksextremistischen militanten Rebellengruppe, die mit zahlreichen Guerilla-Aktionen mexikanische Migranten über die Grenze schmuggelte oder auch gleich mal eine Bank ausraubte. Vielleicht aus Überzeugung, vielleicht aber auch ein bisschen aus Liebe zu seiner Freundin Willa. Die macht ihn jedenfalls so dermaßen an, dass er 16 Jahre später die gemeinsame Tochter großzieht. Zumindest denkt er das, denn damals gab es einen besonderen „Vorfall“: Bei einem Einsatz an der mexikanischen Grenze traf Willa schließlich auf den skurpellosen Colonel Steven Lockjaw, den sie kurzerhand mit ihren weiblichen Reizen um den Finger wickelte. Während Bob also noch gar nichts davon ahnt, dass die Tochter in Wirklichkeit gar nicht von ihm ist, muss er nach 16 Jahren plötzlich wieder lernen, wie das eigentlich geht mit dem Widerstand: Lockjaw ist der Familie auf den Fersen und stellt schnell eine Gefahr für die junge Tochter dar…
Kritik:
Der neueste Film von Regisseur Paul Thomas Anderson nennt zwar keine Jahreszahlen, doch während US-Präsident Donald Trump das Militär im Kampf gegen Linksextremisten nach Portland schickt, wirkt „One Battle After Another“ erschreckend real.
Zynischer Blick auf die USA
Der Film mit Starbesetzung widmet sich also genau jenem Thema: Einer linksextremistischen, militanten Bewegung bei ihrem Kampf gegen das vermeintlich rechtsextreme MAGA-Lager, das tief in den Behöden der Vereingten Staaten verwurzelt ist und bis hin zu (überzeichnete) Nazi-Sekten geht, die sich der Rassenreinheit versprochen haben. Dabei wandelt der Streifen irgendwo zwischen Actionthriller und absurder schwarzer Komödie. „One Battle After Another“ nimmt nie so richtig Stellung, wie Ernst die Story des Streifens gemeint ist und verzichtet auch subtil und geschickt darauf, eine der beiden Seiten so wirklich ins rechte Licht zu rücken. Die Grundlage der Story aber ist abgefahren, die Details am Ende umso mehr.
Überzeichnete Figuren mit Kultpotential
Ziemlich verrückt wirkt dabei geradezu die Besetzung des Films. Da gibt sich ausgerechnet Leonardo Di Caprio für die doch ziemlich abgefahrene Rolle eines bekifften Linksextremisten her, der irgendwo zwischen Mitgefühl, Unfähigkeit und Liebesblindheit versucht, seine Tochter zu retten. Als Gegenspieler: Der wahrlich grandiose Sean Penn als markanter Nazi-Soldat mit unehelicher „Mischlingstochter“, dessen Scheitelfrisur schon jedes Klischee der vermeintlichen „White Privilege“ erfüllt. Schlussendlich muss man sagen: „One Battle After Another“ versucht gar nicht so ernsthaft zu sein, sondern überzeichnet seine Inhalte und Figuren doch an zahlreichen Stellen. Ob das nun mangelnder Mut ist, um nicht ins Visier der aktuellen Regierung zu geraten, oder schlicht ein großartiger Unterhaltungswert, darüber ließe sich sicherlich streiten.
Schwarzer Antifa-Humor
Unterhaltsam ist Leonardo Di Caprios Versuch, nach 16 Jahren noch einmal die Gepflogenheiten des linksextremistischen Widerstands zu lernen, aber schon – und da kommt dann auch der komödiantische Anteil dieses doch zum Teil auch herrlich absurden Films zum Vorschein. Die Unfähigkeit, die richtigen Passwörter am Telefon mitzuteilen, um endlich Hilfe bei der Widerstandsorganistation zu erhalten zum Beispiel. Oder die durchgeknallte Zuflucht bei Benicio del Toro als schlagkräftiger Sensei, der seinem Hilfesuchenden doch lieber erst einmal ein Bier reicht, statt angesichts der kommenden Bedrohung in Eile zu geraten. Die Figuren, allen voran jene von Benicio del Toro und Sean Penn, haben schon jetzt Kultpotential, wie einst John Travolta und Samuel L. Jackson in „Pulp Fiction“.
Zynismus statt Action
Ein bisschen Enttäuschung könnte unterdessen bei jenen Zuschauern aufkommen, die hier einen knallharten Non-Stop-Actionfilm erwartet haben. „One Battle After Another“ kokettiert zwar liebendgerne mit Militäroptik und Waffenpräsentationen, hält sich bei der tatsächlichen Action dann aber verhältnismäßig zurück – von diversen Showdowns einmal abgesehen. Dem Film steht das letztendlich sogar recht gut, kann er den zynischen Blick auf die Politik der USA und die vermeintliche Abschaffung der Demokratie, auf gekonnte Weise hervorheben. Wie nah an der Realität das erscheint, mag dann widerum von der eigenen politischen Position des Zuschauers abhängen. Innovativ ist „One Battle After Another“ aber auf erfrischende Weise allemal.
Fazit:
Mit Leonardo Di Caprio als bekiffter Linksextremist und Sean Penn als abgefahrener Nazi-Soldat liefert „One Battle After Another“ einen zynischen Blick auf den Zustand der USA, vollgepackt mit abgefahrenem schwarzen Humor und unterhaltsamer Überzeichnung.