Like A Complete Unknown |
Land/Jahr: USA 2024 |
Genre: Biografie / Musik |
Regie: James Mangold |
Darsteller: Timothée Chalamet Edward Norton Elle Fanning Monica Barbaro Boyd Holbrook Dan Fogler |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 141 Minuten |
Kinostart: 27. Februar 2025 |
Label: Walt Disney Studios Motion Pictures |
Mit gerade einmal 19 Jahren trampt der junge Bob Dylan von Minnesota nach New York City, um seinem Idol Woody Guthrie zu begegnen, der schwer krank in einem Krankenhaus liegt. Seine Vergangenheit möchte Bob am liebsten hinter sich lassen und erst recht nicht über diese reden. Nur eines ist klar: Die Rückkehr scheint völlig unmöglich. Jetzt gibt es nur noch ihn und seine Musik, irgendwo in New York. Da beim Krankenhausbesuch auch Folksänger Pete Seeger anwesend war, könnte es sogar möglich sein, die Brötchen bald mit der Musik zu verdienen. Er nimmt Bob mit zu ersten Auftritten im Greenwich Village, verschafft ihm schon bald einen Plattenvertrag. So richtig mit dem neuen Ruhm anfreunden kann sich Bob allerdings nicht. Eigentlich will er möglichst unerkannt bleiben, einfach sein Ding machen und sich von niemandem etwas sagen lassen. Und womöglich liegt genau darin das Rezept, das Bob Dylan zu einem Weltstar gemacht hat…
Kritik:
Die Verfilmung von Musikbiografien liegt voll im Trend. Erst waren Amy Winehouse, Milli Vanilli und Bob Marley an der Reihe, kürzlich ließ sich Robbie Williams gar von einem animierten Affen spielen. Und nun kehrt James Mangold auf den Regiestuhl zurück, der vor 20 Jahren bereits mit der Johnny Cash-Biografie „Walk the Line“ begeisterte. Wie passend, dass auch Cash hier eine Gastrolle bekommt.
Ein Weltstar mit Eigenheiten
Mit seinen inzwischen 83 Jahren gehört Bob Dylan wahrlich zu den größten Weltstars der Musikgeschichte. Noch immer steht der unnahbare Mann auf der Bühne und spielt Hits wie „All Along the Watchtower“. Doch ein bisschen eigen war der Sänger und Gitarrist schon immer. Bei seinen Konzerten verbietet er inzwischen sogar Smartphones, lässt dafür extra Taschen verteilen, die sich erst nach dem Ende des Konzerts wieder öffnen lassen. Und auch professionelle Fotografen schaffen es heute nur noch selten in den Bühnengraben seiner Konzerte. Mit dem Ruhm scheint er sich noch heute nicht so recht anfreunden zu können, möchte lieber wie ein komplett Unbekannter leben und behandelt werden. Doch wer steckt eigentlich hinter dem wahren Bob Dylan? Timothee Chalamet schlüpft in seine Rolle und blickt über 60 Jahre in die Vergangenheit.
Verschmelzung mit einer Kultfigur
Schaut man sich alte Bilder des jungen Bob Dylan und seiner Affäre Joan Baez an, scheint die Maske dabei gut getroffen zu sein: Ein junger selbstbewusster Mann, zottelig-lockiges Haar, die Gitarre immer dabei. Chalamet sieht auf einmal gar nicht mehr aus wie Willy Wonka aus dem gleichnamigen Musical „Wonka“, sondern scheint wie verschmolzen mit seiner Rolle des Bob Dylan. Doch beim Titel des Films geht es nicht etwa darum, dass Bob Dylan mit 19 noch kein Weltstar war. Es geht viel mehr um eine Person, die wie ein völlig Unbekannter wirkt. So unbekannt, dass nicht einmal seine engsten Freunde und seine Partnerin ihn wirklich zu kennen scheinen. Ein Typ mit eigenem Kopf, dessen Handlungen oft undurchschaubar sind und der immer wieder für Überraschungen gut ist.
Wie ein Unbekannter
Manche Zuschauer könnten deshalb ein bisschen enttäuscht sein, wenn sie gehofft hatten, „Like A Complete Unknown“ würde aus dem Nähkästchen des Privatlebens von Bob Dylan plaudern. Eigentlich erfahren wir in diesem Film nicht einmal, warum er irgendwann angefangen hat, ständig eine Sonnenbrille zu tragen. Und erst recht nicht, welches Problem er heute offensichtlich mit Kameras hat. Es geht eher darum, über zwei Stunden lang eine Person darzustellen, die es schafft, über Jahrzehnte hinweg wie ein Unbekannter zu wirken. Stets unnahbar und undurchschaubar. Chalamet gelingt diese Rolle perfekt, die einerseits eine menschliche Nähe zu Bob Dylan aufbaut, andererseits aber nie in den Kopf des Weltstars blicken kann, weil Bob das auch im realen Leben niemals zugelassen hat und zulassen würde. Genau diesen unerreichbaren Menschen darzustellen, den niemand so recht verstehen kann, ist ein Meisterstück für Timothy Chalamet. Da wundert es auch nicht, dass „Like A Complete Unknown“ mehr Oscar-Nominierungen erhalten hat, als nur für die beste Musik, die Bob Dylan sowieso abliefert.
Fazit:
Das Biografie über Weltstar Bob Dylan mag anfangs etwas frustrieren und oberflächlich wirken, weil „Like A Complete Unknown“ nie so recht unter die Fassade des Musikers blickt. Doch genau in dieser Darstellung des unnahbaren und undurchsichtigen Eigenbrödlers liegt die eigentliche Kunst und die wahre schauspielerische Meisterleistung von Timothee Chalamet.