Wolf Man |
Land/Jahr: USA 2025 |
Genre: Horror |
Regie: Leigh Whannell |
Darsteller: Christopher Abbott Julia Garner Matilda Firth Sam Jaeger Benedict Hardie |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 103 Minuten |
Kinostart: 23. Januar 2025 |
Label: Universal Pictures |
Es ist schon eine Weile her, dass Blake Lovell einst mit seinem Vater in den beeindruckenden Bergen von Oregon lebte. Damals bestand sein Alltag als kleiner Junge daraus, zu lernen, wie man in der Natur überlebt und auf die Jagd nach frischem Wild geht. Das Leben dort längst hinter sich gelassen, lebt er heute mit seiner Frau Charlotte und Tochter Ginger in San Francisco. Längst an die Großstadt gewöhnt, versucht er dort, seiner Selbstständigkeit als Autor nachzugehen. Als plötzlich die behördliche Sterbeurkunde mit der Post kommt, die den Tod seines Vaters bestätigt, ruft die Heimat: Gemeinsam wollen sie einige Wochen in Oregon verbringen, um das Haus des Vaters auszuräumen. Doch kaum mitten in den Wäldern und Bergen angekommen, stecken sie plötzlich fest. Ein gefräßiges Wesen treibt rund um das Haus sein Unwesen und tyrannisiert seit Jahren die Bewohner. Und auch Blake wurde bei einem Angriff offenbar mit einer mysteriösen Krankheit infiziert, die auch bei ihm schon bald ernste körperliche Veränderungen erkennen lässt…
Kritik:
Der Body- und Tierhorror ist wahrscheinlich schon so alt, wie das Genre selbst. So natürlich auch Geschichten über Werwölfe und andere mysteriöse Gestalten, die des Nachts in den Wäldern ihr Unwesen treiben. Das ist aber alles kein Grund, nicht noch einen Horrorfilm über Werwölfe zu drehen. Und „Wolf Man“ schafft es dabei sogar auf die große Leinwand des IMAX. Doch lohnt sich der Film?
Atmosphärische Landschaften
Optisch profitiert der Horrorfilm jedenfalls deutlich von der Laserprojektion in den besten Sälen. Bereits in den ersten Szenen wird dann auch klar warum: Beeindruckende Landschaften von den Bergen und Tälern in Oregon schmücken die große Leinwand, hübsche Landschaftsaufnahmen kann „Wolf Man“ also schon einmal. Da wird auch schnell klar, dass Regisseur Leigh Whannell ein gutes Gespür dafür hat, Atmosphären einzufangen. Die schattigen Wälder an einem bewölkten Tag, der leichte Bodennebel über den herbstlichen Landschaften und dunkle Ecken, die zwischen all den Bäumen nicht so richtig gut einsehbar sind, gehören zu den Stärken des Films. Die Kameraführung beherrschen die Macher perfekt, ebenso ein Auge für entsprechende Stimmungen.
Von der Großstadt zum Hinterwäldler
Generell macht die Authentizität, mit der „Wolf Man“ seine Kulissen darstellt, ziemlich viel Spaß. Das gilt auch für die Bewohner von Oregon, die sich von der Großstadt von San Francisco deutlich unterscheiden. Die Hinterwäldler mit Bart und Gewehr machen einen überaus glaubwürdigen Eindruck und fügen sich in die Kulissen hervorragend ein. Insgesamt aber verzichtet „Wolf Man“ – vielleicht aus Budgetgründen – auf allzu viele Darsteller. Inszeniert hat Whannell seinen Horrorfilm eher wie ein „Kammerspiel“ an der freien Luft. Die Umgebung beschränkt sich auf das große Haus des Vaters und die ländlische, bewaldete unmittelbare Umgebung – natürlich ohne direkte Nachbarschaft in Reichweite. Das Gefühl der Beklemmung und Aussichtslosigkeit, wenn die Familie hier prompt auf sich allein gestellt ist, wird dadurch ebenfalls gelungen eingefangen.
Details ohne CGI
Überraschend zeigt sich dabei, dass „Wolf Man“ erstaunlich wenig CGI-Effekte einsetzt. Die Kostüme und Masken des Werwolfs scheinen dabei noch von Hand gemacht zu sein, das fällt vor allem während den Nahaufnahmen und Kampfszenen positiv auf. Fans des Body-Horrors werden aber vermutlich genau das mögen: Ohne künstlich animierte Effekte können wir sehr detailliert die (etwas eklige) Verwandlung von Mensch zu Werwolf beobachten, gerne in Nahaufnahme und genussvoll schleichend. Wenn sich das Gehör verändert und selbst Spinnen plötzlich laut akustisch wahrgenommen werden können, profitiert „Wolf Man“ von einem guten Raumklang. Fallen dann nach und nach die Zähne und Fingernägel aus, verändert sich die Haut und Haare, kann der Horrorfilm durchaus packen und vielleicht auch ein bisschen schocken.
Ein vorhersehbarer Werwolf
Schade ist an der Stelle, dass die Handlung insgesamt ziemlich vorhersehbar bleibt. Bereits von Beginn an weiß der Zuschauer natürlich schon auf Grund des Titels, dass sich der Hauptprotagonist in einen Werwolf verwandeln wird. Zu jedem Zeitpunkt ist klar, welche Folgen die nächste körperliche Veränderung hat und selbst die Hintergründe darüber, wie das ursprüngliche Wesen entstanden ist, hat dabei nur wenig Überraschungen zu bieten. Insgesamt entpuppt sich „Wolf Man“ vielleicht als ein bisschen zu geradlinig, es fehlen schlussendlich die Wendungen, die doch noch ein paar unvorhergesehene Ereignisse aufkommen lassen. Es lässt sich trotz der herausragenden Atmosphäre natürlich nicht leugnen, dass die starke Vorhersehbarkeit des Films die Spannung auch ein bisschen nimmt. Aber wozu abstrakt-künstliche Mühe geben, wenn bei einem Werwolf-Film sowieso klar ist, worauf hier alles hinaus läuft?
Fazit:
Mit seinen wunderschönen atmosphärischen Landschaftsaufnahmen, einer guten Nutzung des Raumklangs und einer detaillierten Verwandlung ohne viel CGI kann „Wolf Man“ den Genrefan durchaus begeistern. Lediglich die starke Vorhersehbarkeit der Handlung trübt die Spannung etwas.