Heretic |
Land/Jahr: USA 2024 |
Genre: Horror |
Regie: Scott Beck Bryan Woods |
Darsteller: Hugh Grant Sophie Thatcher Chloe East Topher Grace |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 110 Minuten |
Kinostart: 26. Dezember 2024 |
Label: Plaion Pictures |
Die jungen Frauen Schwester Barnes und Schwester Paxton haben sich ein wichtiges Lebensziel gesetzt: Sie möchten als Missionarinnen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage andere Menschen von der Botschaft ihres Glaubens überzeugen. An diesem Tag begeben sie sich zu Mr. Reed, der einige Zeit zuvor weitere Informationen zu ihrer Religion angefordert hat. Der mögliche Missionierungserfolg an diesem Tag scheint vielversprechend: Die beiden Schwestern werden kurzerhand in das Wohnzimmer des Herren eingeladen, der überaus neugierig und wissbegierig scheint. Doch erst einmal das Haus betreten, gibt es so schnell kein Entkommen mehr. Die Missionarinnen sitzen in der Falle eines Fanatikers, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die beiden Frauen von seinen ganz eigenen, sehr speziellen Ansichten zu überzeugen…
Kritik:
Religion und vor allem die katholische Kirche sind immer wieder beliebter Gegenstand von Horrorfilmen. Das liegt auch an ihrem Glauben an Satan, Dämonen und anderen bösen Geistern, der geradezu eine Steilvorlage für entsprechende Themen liefert. Ein Horrorfilm über Mormonen, genauer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist hingegen eine Neuheit, die eher selten Thema eines Films wird. „Heretic“ wagt sich an dieses Experiment.
Innovativ: Horrorfilm mit Mormonen
Wir alle dürften sie wahrscheinlich kennen: Die (sonst zumeist männlichen) Missionare in ihren gepflegten Anzügen, die ein schwarzes Namensschild an ihrem Oberkörper tragen und es nur allzu energisch darauf abgesehen haben, fremde Menschen in ein Gespräch zu verwickeln. Manchmal sogar auf englisch, selbst wenn sie in Deutschland missionieren. So harmlos sie dabei in Erscheinung treten mögen, widmet sich „Heretic“ wohl der Angst, die ein jeder dieser Missionare teilt: Was passiert, wenn sie einem Kriminellen oder Gewalttäter begegnen? Was, wenn sie in einer fremden Wohnung plötzlich gefangen sind? Genau das passiert, wenn Hugh Grant in der Rolle des Mr. Reed auf die beiden hilflosen jungen Damen trifft, die sich nichts ahnend in sein Wohnzimmer begeben. Ein originelles und innovatives Setting, das alleine schon den Film interessant macht.
Hoher philosophischer Anspruch
Der Horrorfilm entpuppt dabei schnell einen gewissen philosophischen Anspruch, wenn die beiden Frauen sich auf eine tiefgehende Unterhaltung mit dem wissbegierigen Herren einlassen. Es geht etwa um die Frage danach, welche wohl die einzig wahre Religion ist, ob alle Religionen eigentlich die gleiche Idee voneiannder abschauen und wo der Ursprung der Schöpfungsidee eigentlich liegt. Die anfänglich zunächst dialoglastigen Szenen bieten dabei hohe Unterhaltung für ein intellektuelleres Publikum, das sich gerne mit philosophischen Fragen auseinandersetzt und auch Spaß an Filmen hat, die zum eigenen Nachdenken und Hinterfragen anregen. Statt jedoch auch den Zuschauer missionieren zu wollen, begibt sich „Heretic“ auf einen wendereichen Pfad, der seine Spannung daraus zieht, dass immer neue unvorhersehbare unerwartete Ereignisse eintreten.
Von Religionen bis Verschwörungstheorien
Getragen von der herausragenden schauspielerischen Leistung des Hugh Grant zieht „Heretic“ seine Stärken aus seiner Unberechenbarkeit. So wird aus einer Diskussion mit einem Atheisten, bei dem vielleicht mancher Besucher dem Bösewicht Recht geben mag, auch schnell eine Glaubensprüfung, bei dem die Missionarinnen selbst ihre eigene Religion in Frage stellen müssen. Und vielleicht verbirgt sich hinter allem gar eine philosophisch angehauchte Verschwörungstheorie, die die Realität der Menschheit grundlegend in Frage stellt. Der Horror von „Heretic“ jedenfalls ist dabei vor allem auch eine Kopfsache, allzu blutige Szenen gibt es nur selten – auch wenn der Film im späteren Verlauf dann doch die ein oder andere heftige Szene zu bieten hat. Ein Horrorfilm, der etwas anderen Art.
Fazit:
Der philosophisch angehauchte Horrorfilm über religiöse Überzeugungen dürfte der vielleicht anspruchsvollste Horrorfilm der vergangenen Jahre sein.